Das Humboldt-Tier – Ein Marsupilami-Abenteuer
Carlsen Verlag, Hambug 2022
72 Seiten
16 Euro
Ein Marsupilami-Comic von Flix
Ein Marsupilami-Abenteuer im Berlin der 1930er-Jahre: Zeichner und Autor Flix ließ sich von Hans Falladas Berliner Geschichten inspirieren. © DupuisCarlsen / Flix
Chaos, Selbstherrlichkeit und das Berlin der 30er
13:37 Minuten
Abenteuer, Slapstick und Zeitkritik bringt der Comicautor Flix in seinem Album „Das Humboldt-Tier. Ein Marsupilami-Abenteuer“ unter. Es spielt im Berlin der 1930er-Jahre. Ein Comic, so Flix, für Kinder und für Erwachsene, die mit dem Marsupilami aufwuchsen.
Das Marsupilami ist in Deutschland unterwegs. Dafür sorgt der Comiczeichner und Autor Flix, alias Felix Görmann. Das Marsupilami ist eine – nun bereits – historische Comicfigur, erdacht und gezeichnet von André Franquin in den frühen 50ern.
Görmann und der Carlsen-Verlag haben vom Franquin-Verlag nun die Rechte für diese Marsupilami-Adaption bekommen und lassen die Figur zeitlich und räumlich reisen ins Berlin der 1930er-Jahre: "Der große Naturforscher Alexander von Humboldt entdeckt auf seiner berühmten Südamerika-Reise das Marsupilami, und so beginnt für das schwarz-gelb gefleckte Wunderwesen nicht nur ein Abenteuer, sondern auch eine unvergessliche Freundschaft“, lautet die Einführung des Verlags.
Eine Leerstelle in der Evolution
„Das Marsupilami ist eine Leerstelle in der Evolution: Es sollte es geben, aber irgendwie gibt es das nicht, ein Superheld und ein Wunderwesen in einer tierischen Erscheinung“, charakterisiert Flix seine Heldenfigur. „Es ist stark, es ist schlau, es hat einen guten inneren Kompass, ein gutes Herz und richtet gleichzeitig unfassbar viel Chaos an, egal wo es hinkommt.“ Und dieses Chaos beginne immer dann, wenn es aus dem Urwald in eine neue Umgebung komme, diesmal nun also Berlin, so Flix.
Die Idee dieser Verbindung der Stadt Berlin, Alexander von Humboldt und dem Marsupilami entstamme im Groben dem Bericht eines Freundes, der im Berliner Naturkundemuseum arbeite und von noch immer ungeöffneten Schätzen im Bestand des Hauses erzähle, darunter auch von Humboldt mitgebrachte Urwaldmitbringsel, erzählt Flix. Gleich zu Beginn seiner Geschichte dann geißelt Flix jene "europäische Selbstherrlichkeit“, die Humboldt und viele seiner Zeitgenossen auf ihren Erkundungszügen auslebten.
In seiner Geschichte lässt Flix nun die Kiste mit dem von Humboldt aus dem Dschungel verschleppten Marsupilami 1930 öffnen, und zwar von Mimi. Mimi stammt dabei aus einer Familie, einem Haushalt, wo „man ahnt: Die haben zumindest zu Teilen einen jüdischen Hintergrund“.
Mimi und das Marsupilami müssen nun umgehen mit den – oft unangenehmen – Figuren der Stadt – „von griesgrämigen Polizisten bis hin zu blinden Drehorgelspielern oder eben auch Anhängern der NSDAP, die unterwegs sind und für das Winterhilfswerk sammeln“. Und Flix ergänzt: „Das Marsupilami merkt sehr schnell: Das scheinen in diesem städtischen Dschungel hier die Raubtiere zu sein. Und den Raubtieren haut das Marsupilami schon mal gern eins auf die Schnauze.“
Von Hans Fallada inspiriert
Stark inspiriert habe Flix bei dieser Geschichte nun Hans Fallada und vor allem dessen Fertigkeit, in seinen Werken, etwa in „Jeder stirbt für sich allein“, Archetypen zu schaffen und auch das von Hans Fallada darin erzählte „Gegeneinander und Unfreundliche“. Seine Marsupilami-Geschichte nun, so erklärt Flix, habe er geschaffen sowohl für das klassische Kinderpublikum der Marsupilami-Figur aber ebenso für das mitgewachsene Publikum, die die anderen Geschichten gelesen haben, als sie Kinder waren.