Humboldt-Uni Berlin

Quereinsteiger werden Lehrer mit Master-Abschlusss

Ein Lehrer unterrichtet eine Schulklasse.
Die Kultusministerkonferenz hat in der letzten Woche noch einmal Alarm geschlagen: Es fehlen ausgebildete Lehrkräfte (Symbolfoto). © NeONBRAND / Unsplash
Von Claudia van Laak · 19.10.2018
Die Lage ist dramatisch – allein in Ostdeutschland fehlen fast 25 Prozent der LehrerInnen. Mit Stipendien und einem Master wirbt die Humboldt-Universität Berlin um Quereinsteiger. Darunter: Archäologen und Familienväter, die Mitte 30 umsatteln wollen.
Der Seminarraum an der Humboldt-Uni füllt sich, der Beratungstermin ist gut besucht. Welche Voraussetzungen brauche ich für den Masterstudiengang Quereinstieg ins Grundschullehramt? Was wird angerechnet, was nicht? Lydia Schallenberg hat bisher als Archäologin gearbeitet, jetzt will die 33-Jährige umsatteln.
"Ich habe viel im Ausland gearbeitet, auch als Studienreiseleiterin für verschiedene Unternehmen, Ausgrabungen, viel in Italien gemacht, mit Kleinkind nicht möglich."

Kind und Studium

Einerseits bedauert sie das, andererseits ist es ihr wichtig, mehr für ihr Kind da zu sein. Ein weiterer Masterabschluss, um dann als Lehrerin arbeiten zu können – das ist jetzt der Plan.
"Ich hab mich schon häufig an der Grundschule gesehen. Auch viele Freunde, die Lehrer sind, oder auch ehemaligen Lehrer, die an meinen Studienreisen teilgenommen haben, die dann zu mir kamen und sagten: 'Ach, an Ihnen geht aber eine Pädagogin verloren.' Deshalb guck ich mal, ob´s klappt."
Die Freie Universität Berlin bietet bereits einen Master für den Quereinstieg ins Gymnasium an, mit diesem Wintersemester startet nun ein analoger Studiengang für das Lehramt an Grundschulen. Beate Lütke, Vizedirektorin der Professional School of Education:

"Von der Bedarfsseite her ist das sehr relevant und wichtig im Moment, so ein Angebot dazu zu nehmen in Ergänzung zum regulären Lehramtsstudium. Weil wir natürlich schnell die Lücken an den Schulen schließen möchten."

Relativ hohe Voraussetzungen für den Master

Was sind die Voraussetzungen? Neben einem beliebigen Bachelor-Abschluss und einem mehrwöchigen Schulpraktikum müssen Studierende außerdem Leistungspunkte in Deutsch, Mathematik und Sachunterricht nachweisen. Das sind relativ hohe Hürden, gibt Ingo Fehrmann zu, er koordiniert den neuen Studiengang.
"Das stimmt, wenn es um den direkten Einstieg in den Master geht. Deswegen hat sich die Universität überlegt, dass wir ein einjähriges Qualifizierungsprogramm vorschalten, in dem Studierende genau diese Kenntnisse nachholen können, allerdings mit Ausnahme des Praktikums. Die Fachanteile in den drei Fächern bieten wir Ihnen an und begleiten Sie auch während dieses Jahres."
Begleitung ist ein wichtiges Stichwort. Ingo Fehrmann verspricht, jeden Interessenten an die Hand zu nehmen und durch den Studiengang zu führen.
"Manche haben einen Abschluss gemacht, noch im alten Magister-System, und stellen jetzt fest, dass Uni tatsächlich anders funktioniert als sie das gewohnt sind. Sie sind dafür möglicherweise gestandene Leute, haben eine Berufsausbildung, einige haben schon in der Schule gearbeitet, und gerade die wollen wir natürlich behalten und bis zum Abschluss führen."

Als Familienvater studieren

Alex Rumpf ist so jemand, Familienvater und bereits 36 Jahre alt, von Beruf Redakteur. Als er Soziologie, Geschichte und Pädagogik studierte, war die Aussicht schlecht, nach dem Referendariat eine Lehrerstelle zu bekommen. Jetzt sieht es ganz anders aus.
"Der gesellschaftliche Bedarf ist da, bei mir sind Interesse und Neigung vorhanden, da passt das ganz gut zusammen."
Geld verdienen und studieren - Alex Rumpf hat sich einiges für seinen Quereinstiegsmaster vorgenommen: um 4 Uhr aufstehen, um 5 Uhr zur Arbeit gehen.
"Hab um 10 Uhr Feierabend, setz mich auf´s Fahrrad, versuche ohne viele Verkehrsregeln zu brechen, um pünktlich an der Uni zu sein. Mal schauen, wie das klappt. Ich hoffe, dass ich mir nicht zu viel vorgenommen habe. Kind hab ich auch noch, das wird spannend auf jeden Fall."

Stipendien für Quereinsteiger

Da das Land Berlin dringend auf neue gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer angewiesen ist, hat der Senat jetzt ein Stipendienprogramm aufgelegt. 100 Studierende im Quereinstiegsmaster von Freier Universität und Humboldt-Uni erhalten 500 Euro monatlich, sie müssen sich allerdings verpflichten, nach dem Studium ihr Referendariat und die ersten Jahre als Lehrkraft in Berlin zu verbringen.
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