Parzinger äußert Unmut über schwierige Leitungsstruktur
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, ist enttäuscht über die fehlende Präsenz von Neil MacGregor. Der Noch-Direktor des British Museum in London sollte eigentlich längst als Spitze der Dreier-Intendanz des Humboldforums hier in Berlin fungieren - doch bisher glänzt er noch durch Abwesenheit.
Hermann Parzinger ist eigentlich Meister der diplomatischen Umschreibung. Wenn der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und einer von drei "Gründungsintendanten" des Humboldtforums dann doch mal klare Worte findet, dann muss der Unmut schon groß sein. Ab Januar werden im Ethnologischen Museum in Dahlem die ersten Großobjekte für den Umzug vorbereitet. Das Schloss wächst und gedeiht, Bau und Kosten liegen im Plan. Doch wichtige Entscheidungen können nicht getroffen werden, weil zugesagtes Geld vom Bund nur kleckerweise fließe – und auch sechs Monate nach der gefeierten Einsetzung von Neil MacGregor als Spitze einer Dreier-Intendanz diese offenbar nur auf dem Papier existiert. Zwar sei von Anfang an klar gewesen, dass MacGregor noch bis Ende des Jahres formal Direktor des British Museum bleibe, doch seine Arbeit am Humboldt-Forum sollte im Oktober beginnen. Parzinger machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über die fehlende Präsenz des Londoner Museumsmannes. Er gehe davon aus, dass MacGregor ab Januar "zehn Tage bis zwei Wochen" im Monat in Berlin sei, sagte Parzinger – mindestens.
"Er hat zugesagt, dass er jeden Monat doch eine beträchtliche Zeit hier in Berlin sein wird, das ist ganz ganz wichtig, ich selber bin zusammen mit Horst Bredekamp Teil dieser Gründungsintendanz, und ich glaube, es ist jetzt einfach notwendig. Wir wollen loslegen. Es ist wichtig und ein Eröffnungstermin 2019 ist nicht mehr so fern."
Parzinger sprach von einer "gewissen Ungeduld", die ihn befalle angesichts der Größe der Aufgaben und des hohen Zeitdrucks. Die Planungen der Museen seien fortgeschritten, aber es gebe einen großen Bereich, in dem die Entscheidungsbefugnis noch ungeklärt sei. "Man hat Verantwortung, aber keine Befugnis. Das ist schwierig!", klagt Parzinger. Denn auch an anderen Stellen kommen die Dinge nicht voran. Der Holländer Paul Spies, von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller als Joker aus dem Hut gezaubert, um als "Chefkurator" dem noch völlig unklaren Berliner Ausstellungsteil Idee und Inspiration einzuhauchen, kommt erst im Februar. Und für die für Koordinierung mit den Museen und Akteuren dringend benötigte Stabsstelle Humboldt-Forum, mit ihrem "Chefkoordinator" Andreas Scholl an der Spitze, kann erst im Januar überhaupt mit den Stellenausschreibungen begonnen werden. Eine Million Euro war vom Bundestag für die Intendanz schon für 2015 zugesagt worden, nur die Hälfte ist bisher geflossen.
Die Ideengebung stockt, das Schloss aber wächst
"Na gut, es gab bis jetzt ja auch keine Gründungsintendanz. Insofern ist es wichtig, dass das Geld jetzt ab 16 bereit steht, das tut es, und dann müssen diese Mittel die kommenden Jahre bis zur Eröffnung sukzessive auch aufgestockt werden, dass wir dann an der Summe enden, die dann für den Betrieb des Humboldt-Forums notwendig ist."
Noch ein Problem: Während die Ideengebung von oben stockt, wächst das Schloss und damit der Einfluss des Schlossherrn Manfred Rettig. Der hält eisern den Zeit- und Kostenplan und schafft weiter bauliche Fakten, auch wenn sich die Realität, sprich die Konzepte, ändern. Offenbar stieß Rettigs Eigenmächtigkeit bei Grütters auf Unmut. Ab Januar soll eine Betriebs-GmbH gegründet werden, die dann für alle Präsentationen und Ausstellungen zuständig sein soll. Rettig solle sich um den Bau kümmern, nicht um die Inhalte, hieß es aus dem Hause Grütters. Noch ein Grund mehr dafür, dass die das Intendanten-Dreiergespann um MacGregor seine "kuratorische Oberhoheit", die Grütters ihm zugesprochen hat, endlich wahrnimmt.