Yves Bossart: „Trotzdem lachen. Eine kurze Philosophie des Humors“
Blessing Verlag, München 2022
128 Seiten, 20 Euro
Humor und Philosophie
Nicht nur der antike Philosoph Demokrit gilt als Freund des Lachens: Für Yves Bossart haben Philosophie und Humor grundsätzlich viel gemeinsam. © imago images / Artokoloro
"In jedem Lachen steckt eine Erkenntnis"
37:13 Minuten
Philosophie stellen wir uns eher als humorlose Angelegenheit vor – dabei kann Lachen selbst erkenntnisfördernd sein, meint der Philosoph Yves Bossart. Humor helfe, einen Schritt zurückzutreten – und uns selbst infrage zu stellen.
Warum lachen Menschen eigentlich – und worüber? Ist Humor reine Geschmackssache? Oder gibt es auch Dinge, über die wir keine Witze machen, über die wir nicht lachen sollten? Diesen Fragen stellt sich der Philosoph und Autor Yves Bossart in seinem Buch „Trotzdem lachen. Eine kurze Philosophie des Humors“. Und wir sprechen mit ihm darüber auf der Frankfurter Buchmesse.
Denken und Lachen: Künste der Distanzierung
Auch wenn wir uns Philosophie meist als eher ernste Angelegenheit vorstellen, haben Philosophie und Humor einiges gemeinsam, sagt Bossart. Zwar gebe es durchaus unterschiedliche Denk-Charaktere – und neben humorvollen Philosophen wie Demokrit, Montaigne oder Hume eben auch Feinde des Humors wie Hobbes, Descartes oder Heidegger. Die Haltung und Wirkungsweise von Philosophie und Humor hält Bossart aber grundsätzlich für sehr ähnlich:
„In jedem Lachen steckt eine kleine Erkenntnis“, schreibt er im Buch. „Denken und Lachen – beides sind Strategien, mit der Welt zurande zu kommen, sie auf Distanz zu halten.“ Aber auch, um die eigenen Meinungen infrage zu stellen, eine kritische Distanz zu sich selbst einzunehmen – in Zeiten erhitzter Debatten und allgemeiner Krisenstimmung wohl wichtiger denn je.
Und schließlich helfe Lachen auch gegen die Angst – und „gegen alle, die Angst verbreiten wollen“. Wahrer Humor bestehe gerade darin, „trotzdem zu lachen“, also „in widrigsten Umständen auf Distanz zu gehen". Aber gibt es nicht auch Probleme und Krisen, die wir ernst nehmen müssen – und führt ein allzu gelassen-distanzierter, humorvoller Blick auf die Welt nicht letztlich zu Passivität? Auch darum geht es im Gespräch mit Yves Bossart.