Hurrikan "Matthew"

Mehr als 300 Tote in Haiti

Zerstörungen in Haiti durch Hurrikan "Matthew"
Zerstörungen in Haiti durch Hurrikan "Matthew" © AFP / Hector Retama
In Haiti sind mehr als 300 Menschen durch den Hurrikan "Matthew" ums Leben gekommen. Nun steuert der Sturm auf die USA zu, in Florida fliehen zahlreiche Menschen ins Hinterland. Der Gouverneur warnt: "Dieser Sturm ist ein Monster."
Dutzende Menschen seien allein in dem Küstenort Les Anglais gestorben, den die ersten Helfer erst spät erreichten. Der Sturm bewegte sich in der Nacht zum Freitag über den Nordwesten der Bahamas auf den US-Bundesstaat Florida zu. In der an Haiti angrenzenden Dominikanischen Republik hatte es vier Todesopfer gegeben. Auch in Kuba gab es Zerstörungen.
"80 Prozent der Häuser in Trümmern"
In Haiti zerstörte der Wirbelsturm der Kategorie 4 Gebäude, Straßen und Anbauflächen. Die Hauptstadt der Region Grand'Anse, Jérémie, sei zu weiten Teilen zerstört, sagte der Länderdirektor der Hilfsorganisation Care, Jean-Michel Vigreux. Alle Telefonverbindungen und die Stromversorgung seien zusammengebrochen."80 Prozent der Häuser liegen in Trümmern. Die einzige Verbindungsstraße ist unpassierbar, und den Menschen gehen langsam Nahrung und Geld aus."
Da viele der am stärksten betroffenen Gebiete nicht mehr erreichbar waren, ist das genaue Ausmaß der Katastrophe noch nicht abschätzbar. In dem völlig verarmten Karibikstaat leben sechs Jahre nach dem verheerenden Erdbeben mit mehr als 200.000 Toten immer noch Zehntausende in Zelten und Notunterkünften.
Eine Grafik auf einer Landkarte zeigt den voraussichtlichen Verlauf von Hurrikan "Matthew"
Der voraussichtliche Verlauf von Hurrikan "Matthew"© picture-alliance / dpa-infografik
USA bereiten sich vor - "Bleibt weg von den Stränden!"
In Florida und den angrenzenden Bundesstaaten brachten sich Millionen Menschen im Hinterland in Sicherheit. "Dieser Sturm ist ein Monster", warnte Floridas Gouverneur Rick Scott und sagte an die Küstenbewohner gerichtet: "Bringt euch in Sicherheit, dies ist eure letzte Chance. Bleibt weg von den Stränden. Der Sturm wird euch töten." Bei Twitter mahnte er die Menschen zur Vorsicht: "Wir können Häuser wiederaufbauen. Wir können Geschäft wiederaufbauen. Dein Leben können wir nicht wiederaufbauen."
Allein in dem Staat an der Südostspitze der USA waren 1,5 Millionen Menschen aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Die Regierung in South Carolina ordnete an, dass mehr als eine Million Bürger ihre Häuser verlassen müssen, Georgias Gouverneur Nathan Deal ordnete für sechs Bezirke an der Küste Evakuierungen an. US-Präsident Barack Obama erklärte für den Staat den Notstand, insgesamt wurde für ein Gebiet mit elf Millionen Menschen eine Hurrikan-Warnung ausgegeben. In Florida, Georgia sowie in North und South Carolina waren die Straßen verstopft, Tankstellen und Supermärkte wurden leergekauft. "Matthew" ist mit Windgeschwindigkeiten bis zu 230 Kilometer pro Stunde der stärkste Wirbelsturm seit fast einem Jahrzehnt.
Nach Vorhersagen der Meteorologen in Miami sollte "Matthew" am Donnerstagabend (Ortszeit) als Hurrikan der zweitstärksten Kategorie auf einen Kurs nordwärts entlang der Küste einschwenken. Das Hurrikan-Zentrum in Miami warnte: Auch wenn das Auge des Sturms auf seinem Zug nordwärts ganz über Wasser bleiben sollte, sei wegen der Küstennähe mit möglicherweise katastrophalen Folgen zu rechnen. Experten nannten "Matthew" den möglicherweise gefährlichsten Sturm seit "Andrew", der vor 24 Jahren Florida getroffen hatte. Er richtete damals schwere Verwüstungen an und tötete 65 Menschen. Der Hurrikan beeinflusst auch den US-Wahlkampf, wie unser Korrespondent Thilo Kößler berichtet.
(nch/jcs)
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