Hutmacherin Fiona Bennett

„Es gibt für jeden Kopf den passenden Hut”

30:51 Minuten
Porträtfoto einer weißen Frau mit kurzen, braunen Haaren, braunen Augen und rot geschminkten Lippen. Sie trägt eine elegante weiße Mütze, die leicht schräg auf ihrem Kopf sitzt. Es handelt sich um Fiona Bennett.
Die gelernte Modistin Fiona Bennett entwift individuelle und oft sehr auffällige Hüte. Doch sie designt längst nicht nur Kopfbedeckungen. © Joachim Gern
Moderation: Katrin Heise |
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Erfolgreich in der Nische: Fiona Bennett übt das fast ausgestorbene Handwerk der Hutmacherin aus. Zu ihren Kunden zählen internationale Stars, aber auch die Macher von „Babylon Berlin“. Und selbst stille Örtchen weiß sie elegant zu designen.
In Fiona Bennetts Berliner Geschäft bekommt der Kunde nicht nur Hunderte von Hüten zu sehen, sondern auch ihre Werkstatt, in der sie die Hüte entwirft und „mit Hitze, Wasser und geschickten Händen” anfertigt. Hauptrequisit ist ein Bügeleisen. Jeder einzelne Hut ist ein eigenes Kunstwerk. „Ich habe das Handwerk gelernt, um damit zu spielen”, sagt Bennett, die „neue und zeitgemäße” Hüte entwickeln will. „Ich sehe mich eher als Künstlerin, auch als Hüterin des Handwerksschatzes.”
Mit ihrer Kunst sorgt sie weltweit für Begeisterung. So besuchte Yoko Ono ihr Geschäft, Brad Pitt hat eine Kopfbedeckung von ihr und für Christina Aguileras Welttournee 2006 entwarf Bennett sechs verschiedene Hüte. Sie schuf außerdem sämtliche Hüte für die Fernsehserie “Babylon Berlin”. Die Zusammenarbeit mit dem Kostümbildner Pierre-Yves Gayraud bezeichnet sie als „Kreativ-Pingpong” – ihre liebste Art zu arbeiten.

Irrglaube Hutgesicht

Das moderne Phänomen, dass Leute glauben, sie hätten kein Hutgesicht, sei ein Irrglaube: „Es gibt für jeden Kopf den passenden Hut”, meint Bennett. Die ersten sechs Jahre ihres Lebens verbrachte Bennett in Großbritannien und konnte feststellen, dass man dort offener für Kopfbedeckungen ist, als in Deutschland.
Aber auch hierzulande hat sie Erfolg mit ihren individuellen und oft sehr auffälligen Hüten: „Es ist wirklich eine kleine Nische. Aber wir haben zum Glück sehr viele Kunden, die es wertschätzen.” Wichtig sei es aber, dass diese Kunden direkt zu ihr in den Laden kommen. Pandemien, die digitale Geschäftsabwicklung erfordern, sind somit eine Herausforderung für ihr Handwerk.

Geisterbahnen, Rammstein und Varieté-Toiletten

Angefangen hat die gelernte Modistin damit, „erstmal ein Gefühl für den Filz zu bekommen”. Doch ihr künstlerischer Trieb zeigte sich bald auch in spektakulären Performances und Modenschauen, unter anderem in einer gemieteten Geisterbahn.
Auch blieb es nicht bei den Hüten, so entwarf sie zum Beispiel Kostüme für die Band Rammstein: „Das war eine sehr fruchtbare und enge Zusammenarbeit.” Ebenfalls fruchtbar war ein ganz anderer Job, den Bennett für das Varieté Wintergarten in Berlin übernahm. Dort gestaltete sie die Toilettenräume – Räume, „die einen im Zauber des Varietés weilen lassen”.
In ihrem Buch „Vom Locken der Federn” erzählt Bennett von solchen Stationen ihrer Laufbahn und davon, wie sie das Handwerk als Mittel zur Kunst nutzen konnte. Schon als kleines Kind habe sie zu ihrer Mutter gesagt: „Mama, mach dir mal keine Sorgen, ich werde Künstlerin.” 
(mah)
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