"Hyäne Fischer – Das totale Musical" von Lydia Haider, Eva Jantschitsch und Marlene Engel ist ab 10. November 2022 an der Volksbühne Berlin zu sehen.
„Hyäne Fischer“ an der Volksbühne Berlin
Um Helene Fischers Biografie gehe es in "Hyäne Fischer" nicht, sondern eher um die Maschinerie aus Menschen, die hinter einem solchen Star stehen und die Songs schreiben, erklärt die Autorin Lydia Haider. © Volksbühne / Elsa Okazaki
Helene Fischer und der Weg ins Matriarchat
11:42 Minuten
An der Berliner Volksbühne entsteht „Hyäne Fischer – das totale Musical“. Es handelt vom Kult um die fast namensgleiche Schlagersängerin und von einer feministischen Utopie. Helene Fischers bekanntester Song wird zu „Hodenlos an die Macht“.
2013 erschien ein Song, der sich ins öffentliche Gedächtnis eingefräst hat wie kaum ein anderer: Helene Fischers „Atemlos durch die Nacht“ – und wohl kaum ein anderer deutschsprachiger Hit des letzten Jahrzehnts wurde so oft parodiert und umgetextet. An der Berliner Volksbühne kann man nun eine neue Version hören: „Hodenlos an die Macht“ lautet da der kämpferisch feministische Refrain.
„Hyäne Fischer – Das totale Musical“ heißt die aufwendige Produktion von Komponistin Eva Jantschitsch, Regisseurin Marlene Engel und der österreichischen Autorin Lydia Haider. Sie war 2020 zum Bachmannpreis eingeladen und hat den Publikumspreis erhalten. Ihre Theatertexte haben knackige Titel, zum Beispiel: „Zertretung 1 – Kreuz brechen oder Alle Arschlöcher abschlachten“, und an der Berliner Volksbühne leitet sie zudem den sogenannten „Toten Salon“.
Feministisches Gegenbild
„Hyäne Fischer“ soll ein Heldinnenepos sein, und Lydia Haider pocht im Gespräch darauf, dass die fiktive Figur wie eine real existierende Person behandelt werden müsse. „Es ist ein Musical zu Ehren des Popstars, weil wir Fans sind von den Songs von Hyäne Fischer.“ Um Helene Fischers Biografie geht es also gar nicht, eher „um diesen Kult, darum, dass dahinter ja meistens eine Maschinerie steht aus Menschen, die diese Songs schreiben, die diese Videos machen – und im Fall von Hyäne Fischer ist es auch so“.
Wer ist nun diese Frau, dieses feministische Gegenbild, das die Volksbühne erobern soll? „Es zeichnet sie aus, dass sie die Gegenwart versteht und wahrnimmt“, sagt Lydia Haider, „aber auch auf eine andere Art und Weise, nicht auf das Trennende zu sehen, sondern auf das Verbindende.“ Dabei soll der Abend, laut Ankündigung, „die letzte Chance für Deutschland sein, den kollektiven Weg ins goldene Matriarchat“ zu finden. „Das Wichtigste wäre, dass man nicht mehr in diese Fallen tappt von: Der eine steht drüber und der andere drunter. Sondern, dass es frei für alle ist, alles zu tun. Dann wirds golden“, sagt die Autorin.
Feministisches Anti-Musical in Berlin
Nummernrevue ohne Kraft
10.11.2022
08:22 Minuten
"Etwas ganz Neues"
Viel wird aufgefahren in dieser üppigen Produktion, Volksbühnen-Ikone Kathi Angerer ist dabei, Orchester, Chor, zahlreiche Schauspielerinnen, und mit den hoch emotionalen Mitteln des Musicals soll schließlich eine Utopie verwirklicht werden, wie Lydia Haider hofft: „Man geht auf jeden Fall verändert raus. Es ist sicher nicht so was, wo man im Brecht’schen Sinn Distanz einnimmt, aber auch nicht dieses Kathartische.“ Stattdessen sei es „ganz was Neues“. Aber das sei nur möglich „durch die Kombination mit Musik, mit diesem Einlassen der Schauspielerinnen auf die Sache, und nur mit so einem großen Chor“.