Die Liebe des Buchmarkts zum Pseudonym
Der Literaturbetrieb liebt das Rätseln um Pseudonyme. Auch die wahre Identität der italienischen Erfolgsautorin Elena Ferrante ist unbekannt. Dieses Geheimnis hat - zusammen mit ihren literarischen Qualitäten - zu weltweiten Erfolgen auf dem Buchmarkt geführt.
Elena Ferrante ist in Italien die vermutlich bekannteste und erfolgreichste Autorin. Ihre Bücher erscheinen seit 1992 in einem kleinen Verlag, viele wurden verfilmt. Zu einem regelrechten Welterfolg wurde ihre vierbändige Romanserie über zwei Freundinnen aus Neapel. Der erste Teil mit dem Titel "Eine geniale Freundin" wird im Herbst auf Deutsch erscheinen.
Der Name "Elena Ferrante" ist ein Pseudonym. Und so rätselt der Literaturbetrieb schon lange über die wahre Identität der Autorin. Auch Stefan Mesch, Journalist und Literatur-Blogger, ist diesem Hype auf der Spur:
"Sie gibt Interviews per E-Mail. Und wenn sie die Wahrheit sagt, können wir davon ausgehen, dass sie so um die 70 Jahre alt ist, dass sie in Neapel geboren ist, dass sie mehrere Kinder hat und mittlerweile alleine lebt. Sie scheint studiert zu haben und zu unterrichten als Dozentin. Aber es gibt die wildesten Theorien: Was ist, wenn es ein Mann ist? "
"Sie gibt Interviews per E-Mail. Und wenn sie die Wahrheit sagt, können wir davon ausgehen, dass sie so um die 70 Jahre alt ist, dass sie in Neapel geboren ist, dass sie mehrere Kinder hat und mittlerweile alleine lebt. Sie scheint studiert zu haben und zu unterrichten als Dozentin. Aber es gibt die wildesten Theorien: Was ist, wenn es ein Mann ist? "
Ferrante-Fieber auch in den USA
Das Ferrante-Fieber hat sich mittlerweile auch auf in den USA verbreitet, 2012 erschien das erste Buch der vierbändigen Reihe auf Englisch. Das Geheimnis um diese Autorin sei auch dort zum großen Reiz geworden, meint Mesch:
"Seitdem sind halt alle fasziniert von dieser Idee, dass dort eine Frau ist, die offenbar sehr persönlich schreibt – es sind sehr nahe, sehr intime Bücher. Aber sie gibt ihre Identität nicht preis. Und es gibt auch den Witz, dass Leute sagen: 'Es muss auf alle Fälle eine Frau sein.' Denn wenn es ein Mann wäre, dann wäre er so stolz auf das Erreichte gewesen, dass er überall seinen Namen herausposaunt."
"Seitdem sind halt alle fasziniert von dieser Idee, dass dort eine Frau ist, die offenbar sehr persönlich schreibt – es sind sehr nahe, sehr intime Bücher. Aber sie gibt ihre Identität nicht preis. Und es gibt auch den Witz, dass Leute sagen: 'Es muss auf alle Fälle eine Frau sein.' Denn wenn es ein Mann wäre, dann wäre er so stolz auf das Erreichte gewesen, dass er überall seinen Namen herausposaunt."
Männer werden zu Witzfiguren
Worauf ist der weltweite Erfolg des Phänomens "Elena Ferrante" zurückzuführen? Beruht er nur auf dem Geheimnis um die wahre Autorenschaft? Die Einschätzung von Mesch lautet:
"Ich glaube, es liegt tatsächlich am Thema. Es ist ein sehr langes Buch, in dem wir zwei Freundinnen begleiten. Man hat so das nette Mädchen. Und dann das andere Mädchen, wo man ab und zu denkt: Hat sie eine psychische Krankheit? Und dann gibt es ein Riesenensemble aus rund 20 Nebenfiguren. Das Überraschende ist: Die Männer, das sind alles Witzfiguren. Der Sex ist immer schlecht. Es gibt keinen Ritter in strahlender Rüstung, der irgendwann diese Frauen rettet."
"Ich glaube, es liegt tatsächlich am Thema. Es ist ein sehr langes Buch, in dem wir zwei Freundinnen begleiten. Man hat so das nette Mädchen. Und dann das andere Mädchen, wo man ab und zu denkt: Hat sie eine psychische Krankheit? Und dann gibt es ein Riesenensemble aus rund 20 Nebenfiguren. Das Überraschende ist: Die Männer, das sind alles Witzfiguren. Der Sex ist immer schlecht. Es gibt keinen Ritter in strahlender Rüstung, der irgendwann diese Frauen rettet."