Auf der Suche nach dem verlorenen Bitcoin
Vor vier Jahren bekam Gerhard Richter einen Bitcoin geschenkt. Damaliger Wert: Etwa fünf Euro. Dann verlor er ihn - heute wäre sein Bitcoin einige tausend Euro wert: Dumm gelaufen. Aber es gibt noch Hoffnung...
"Gentlemen, sie sind im Begriff gleich den enthusiastischen Aufschrei eines Menschen zu hören, der seinen ersten Bitcoin empfängt!!!"
Als in Kreuzberg Bitcoins verschenkt wurden
Jörg Platzer, der Wirt des Room77, einer Kneipe in Kreuzberg verschenkt Bitcoins. Das ist zugegebenermaßen schon eine Weile her. Ziemlich genau Ende Juli 2014. Der Kurs des Bitcoin war auf sagenhafte 5,40 Dollar geklettert und Platzer, der immer schon ein Händchen für gute Promotion hatte, schickte vor den versammelten Gästen einzelne Bitcoins von seinem Handy auf das Handy von seinen Gästen.
Einer der Gäste war damals ich. Ich hatte von Bitcoins überhaupt keine Ahnung. Jörg Platzer musste mir vorher eine Wallet auf mein Handy laden, das ist eine App mit der Funktion einer Geldbörse für eine digitale Währung. Ich hätte schon das nicht alleine geschafft, aber mit Platzers Hilfe hat´s geklappt.
"Ladies and Gentlemen. There are two happy people, who have just received their first bitcoin!"
Ich hatte also einen Bitcoin. Wie nett! Die Gäste im Room77 haben gefeiert, aber außerhalb kannte kaum jemand Bitcoins. Die Digitalwährung war damals einfach nur exotisch, etwas für Fans von Kryptographie und Open Source. Weltweit haben sich damit vielleicht ein paar Hundert Leute ernsthaft beschäftigt.
Aus der Cloud in den Teich geplumpst
Als ich kurz später mit meinem Handy in einen Teich fiel, war mein Bitcoin wieder weg, aber das fand ich damals nicht tragisch. Viel schlimmer war der Verlust meines Smartphones. 400 Euro hatte das gekostet. Der untergegangene Bitcoin mit seinen schwankenden Wert – schade, aber was soll´s.
Nun ist der Bitcoin seit letztem Jahr in aller Munde. Im Januar 2017 lag der Kurs noch bei unter 1000 Dollar, im Sommer klettert er auf 4000, und dann im Dezember schnellt er richtig nach oben. Am 18. Dezember kratzt er die 20.000 Dollar Marke.
Geschichten von plötzlichen Millionären kursieren und ich kann nur meine Story vom Totalverlust erzählen. Das tut nachträglich noch richtig weh.
Vergisst das Internet wirklich nichts?
Aber heißt es nicht immer, das Internet vergisst nichts? Vielleicht ist mein Bitcoin ja doch noch irgendwo in der Blockchain gespeichert, und man kann ihn rekonstruieren. Es ist ja nur ein Code aus Zahlen und Buchstaben.
Wieder besuche ich Jörg Platzer im Room77, der Bitcoinkneipe in Kreuzberg.
G.R.: "Ich bin aber damit ins Wasser gefallen, mein Handy ist nass geworden und es war kaputt, die Wallet war verschwunden und der Bitcoin war eben auch weg, weil ich ihn nicht gesichert hatte, weil ich damals in bisschen zu blöd dafür war. Er ist also nicht wasserfest."
J.P.: "Nee, wenn du ein Backup hast, dann ist er wasserfest, der ist alles-fest, aber wenn du kein Backup hast, dann ist der weg. Das sind halt Fehler, aus denen man lernt. Ich denke, Bitcoin leistet einen großen Beitrag bei der Erziehung der Menschen zu einem Bewusstsein für Computersicherheit.
Wenn dein Telefon jetzt weg ist und du hast keine Backups, dann sind deine Urlaubsbilder weg. Das ist nervig, du musst dann deine Kontakte woanders her buddeln. Aber beim Bitcoin, da ist richtig Geld weg. Du hast eine viel höhere Motivation, erstens darauf zu achten, dass keiner in dein Telefon reinkommt, und zweitens Back-Ups zu haben, also Computer-Sicherheit ein bisschen ernster zu nehmen."
G.R.: "Ich nehme mal an du hast das vorbildlich gelöst, wo sind deine Bitcoins gelagert?"
J.P.: "Würde ich auf gar keinen Fall beantworten. Ich kann prinzipiell sagen, dass man sie offline lagern sollte, also auf keinem Gerätt, was mal im Internet war oder das Internet jemals sehen wird. Ich kann solche Ratschläge geben, aber mehr auch nicht."
Die Kneipe hat sich in den vergangenen vier Jahren genausowenig verändert wie Jörg Platzer selbst: trotz Winter in einer leichten Windjacke, darunter ein blaues T-Shirt, Jeans und Basecap. So steht er hinter dem Tresen, zieht an seiner elektrischen Zigarette und trinkt Cola-Weizen.
G.R.: "Du hast mir damals einen Bitcoin geschenkt. Der stand damals bei fünf Euro, das fand ich schon sehr großzügig. Das machst du heute bestimmt nicht mehr."
J.P.: "Nee, das kann ich mir nicht leisten!"
G.R.: "Ich vermute mal, dass du auch Bitcoins für dich behalten hast, und nicht alle verschenkt hast."
J.P.: "Das ist jetzt so, als würde ich dich fragen, ich vermute mal, dass du auch Geld auf dem Bankkonto hast und nicht alles ausgegeben hast."
G.R.: "Ja, ich habe auch Geld auf dem Bankkonto, aber mein Geld ist nicht so dynamisch wie Deines."
J.P.: "Das ist richtig, es kommt ja nicht darauf an, dass man Geld hat, sondern dass man das richtige Geld hat."
Über der Theke ist eine kleine rote Anzeige, sieht aus wie ein Radiowecker, aber auf dem Display wird der aktuelle Bitcoinkurs angezeigt. 14.570 Euro. Ich denke daran, wie man damals ein Bier und ein Burger mit zwei Bitcoins bezahlt hat. Die beiden Bitcoins sind im Moment knapp 30.000 Euro wert. Wahnsinn.
G.R.: "Also selbst wenn du jetzt steinreich wärst, man würde es dir nicht ansehen, hat sich dein Leben irgendwie verändert?"
J.P.: "Nö, hat sich nicht signifikant verändert. Ich war damals quasi Fulltime in Bitcoin und das bin ich heute noch. Die Welt um mich herum hat sich natürlich verändert. Schlag irgendeine Zeitung auf, schau irgendeine Wirtschaftssendung, Bitcoin Bitcoin, Blockchain Blockchain Blockchain. Unerwartet hohe Preisentwicklung, und so ziemlich jeder hat irgendwie von Bitcoin gehört, verstehen tun's die allerwenigsten, und es gibt furchtbar viele Fragezeichen. Die Politik beschäftigt sich damit, Zentralbanken nehmen es so ernst, dass sie es als Blase bezeichnen. Das ist Quatsch. Ich sehe es eher als den Anfang, die Leute gucken ja jetzt erst hin, die fangen jetzt erst an hin zu gucken. Die fangen jetzt erst an zu verstehen. Diese Neugierde hört nicht auf morgen.
Populär bei Google
Bitcoin ist das Wort, das derzeit bei Google-Suchbegriffen ganz oben in der Hitliste steht. Die Coinbase App, über die man bei dem Dienstleister "Coinbase" Bitcoins kaufen kann, ist die meist installierte App im Apple Play Store. Sagt Jörg Platzer. Der Bitcoin Boom fängt gerade erst an, weiß er, und nimmt einen großen Schluck Cola-Weizen.
J.P.: "Dieses Ding wird immer sicherer. Es ist als viel erstaunlicher anzusehen, dass der Bitcoin von einem Cent auf einen Dollar ging, als sich vorzustellen, dass er von 10.000 $ auf 100.000 $ geht. Also das Erstaunliche, und schwer Erwartbare ist schon lange passiert."
Die kleine rote Anzeige über der Theke zeigt jetzt 14.593 Euro. Also 23 Euro mehr als vor einer viertel Stunde. Die hätte ich auch verdienen können, hätte ich noch meinen Bitcoin.
Unterwegs im Bitcoin-Kiez
Um mich ein bisschen selbst zu quälen, schlendere ich durch den Bitcoinkiez. Das ist ein Netzwerk aus Geschäften in Berlin Kreuzberg, in denen man mit Bitcoin bezahlen kann. Viele davon sind nicht weit vom Room77 und ich will mal sehen, was ich mit meinem Bitcoin alles anstellen könnte. Zum Beispiel könnte ich in einer Bar an der nächsten Ecke eine Flasche Schampus trinken.
Tatsächlich ist der Laden voll, alle rauchen wie verrückt, der Wirt steht selbst hinter dem Tresen und mixt Cocktails. Auf Bitcoin lässt er sich nicht so gern ansprechen, seit dem Boom halten ihn alle für einen Millionär, und das nervt ihn. Er möchte auch nicht namentlich genannt werden, aber er erzählt noch, dass gerade niemand mit Bitcoins bei ihm bezahlt. Zuletzt ist das im Juli passiert, also vor 7 Monaten, die Gebühren seien einfach zu hoch für kleine Beträge wie eine Tresenrechnung.
Zehn Monate wohnen für ein Bitcoin
Ich schlendere weiter zum Lekkerurlaub. Hier betreibt Katrin Wießer ein Hostel für maximal 20 Gäste. Also etwas eher Kleines.
Ein Einzelzimmer kostet 45 Euro die Nacht. Hätte ich meinen Bitcoin noch, könnte ich dort zehn Monate lang wohnen. Im Lekkerurlaub kann man nämlich tatsächlich mit Bitcoins zahlen.
Katrin Wießer hat das von ihren Vorgängern mit übernommen, sie selbst ist eher ein analoger Typ, Mails schreiben reicht ihr eigentlich. Aber ihre Vorgänger haben das Lekkerurlaub auf Webseiten wie Coinmap eintragen lassen, eine Weltkarte, auf der Geschäfte angezeigt werden, in denen man mit Bitcoin zahlen kann. Weltweit sind es über 11.000.
"Und deshalb haben öfter schon Leute angerufen und nachgefragt, ob sie mit Bitcoin zahlen können, und ich hab immer gesagt: eigentlich ja, aber nein, ich hab's noch nicht angegangen, obwohl es kein großes Ding ist. Man öffnet eine Wallet und dann kann man die Dinger empfangen und was dann weiter passiert, man muss sich halt ein bisschen reinknien."
Die meisten haben bisher dann doch mit Euro bezahlt. Erst vor ein paar Tagen hat sich Katrin Wießer tatsächlich eine Wallet aufs Handy geladen. Freunde haben ihr geholfen. Stundenlang hat sie im Netz recherchiert und mit Fachleuten telefoniert. Jetzt fühlt sie sich bereit für den Gast, der nächste Woche kommen und tatsächlich als Erster mit Bitcoin bezahlen will. Katrin hat gelernt, wie sie die Zahlung abwickelt.
"Ja, dann musst eine Identität verschicken. Und da kann das überwiesen werden. Und diese Codes ändern sich auch permanent. Das ist halt relativ sicher."
Hoher Einstieg, tiefer Keller
Die letzten Gäste kommen noch, ein älteres Paar aus Hamburg. Katrin Wießer führt die beiden durchs Haus, zeigt ihnen ihr Zimmer. Für das Doppelzimmer müsste Helmut Stamer beim derzeitigen Kurs 0,0047968204 Bitcoin bezahlen. Aber der 67jährige Kraftfahrer bezahlt die 70 Euro ganz konventionell mit Karte. Von Bitcoins hat er schon gehört, aber leider zu spät.
"Wenn man da vor zehn Jahren angefangen hätte mit fünf Euro oder was, hätte ich jetzt 1 Million gemacht. Das wäre gar nicht schlecht. Aber jetzt rein springen? Wenn du jetzt einsteigst, dann steigst du hoch ein, und wenn die in den Keller gehen, dann hast du verloren."
Seine bodenständige Logik bewahrt Helmut Stamer ganz bestimmt vor Verlusten. Aber Katrin Wießer wagt den Sprung ins Bitcoin Business, auch wenn der Kurs schwankt, und die 70 Euro, die sie heute in Bitcoins einnimmt, nächsten Monat vielleicht schon 100 Euro wert sein können, oder auch nur noch 20. Ein Risiko. Sie will sich langsam vortasten.
"Ich wollte jetzt nicht von heut auf morgen alle mit Bitcoins zahlen lassen und meine Buchhaltung, die jetzt gerade so wunderschön funktioniert, über den Haufen werfen und jeden Tag nur noch rechnen. Das ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung!"
Helmut Stamer und seine Begleiterin gehen noch auf ein Bier in die Bars der Nachbarschaft, ohne zu ahnen, dass sie sich im Bitcoinkiez bewegen, einem Hotspot der Kryptoszene. Aber warum bezahlt hier kaum noch jemand mit Bitcoins? Es muss doch Leute geben, die genug davon haben. Ich gehe nochmals ins Room77, dem heimlichen Hauptquartier der Bitcoins-Szene.
Bis zu 10 Prozent Umsatz mit Kryptowährungen
Es ist spät abends, alle Tische sind noch besetzt. Zwei Kellner versorgen die Gäste. Jörg Platzer steht immer noch mal vor, mal hinter dem Tresen, vor sich ein neues Glas Cola-Weizen und plaudert mit den Gästen. Auch bei ihm bezahlen sehr wenige Gäste mit Bitcoin. 5-10 Prozent seines Umsatzes macht er in Kryptowährungen, sagt er, das sind Stammtische und Firmenevents. Heute Abend zum Beispiel hat noch niemand mit Bitcoin bezahlt. Ein Grund sind die hohen Transaktionsgebühren, sagt Platzer. Das wird aber nicht so bleiben.
"Also ich denke im Einzelhandel usw. werden wir 2018 einiges an Bewegung sehen, das Schlagwort hier ist Lightning Network. Das ist die Technologie, die gerade ausgerollt wurde, die wirklich instantane Transaktionen, die keine Bestätigung mehr brauchen, aus dem Netzwerk zu wirklich so gut wie gar keinen Gebühren ermöglicht."
Ich bezahle mein Bier - mit Euro. Die rote Anzeige über der Theke zeigt 14659. Der Bitcoinkurs ist innerhalb einer halben Stunde schon wieder um 66 Dollar gestiegen. Allein davon hätte ich 20 Biere trinken können. Ich verlasse das Room77 mit dem Entschluss, mir Bitcoins zu kaufen. Oder vielleicht eine andere Kryptowährung? Der Bitcoin ist verdammt teuer. Aber dieses Mal will ich vom Kryptoboom profitieren.
Es gibt eine ganze Menge Börsen, bei denen man einkaufen kann. Ich entscheide mich für bitcoin.de. Das ist eine deutsche Börse mit Sitz in Herford. Das klingt solide. Es dauert eine halbe Stunde, bis ich registriert bin.
Mit Kryptowährung für Kryptowährung bezahlen
Ich würde gern in Cardano investieren, eine relativ neue Währung, die aber schon für einiges Aufsehen gesorgt hat. Im Oktober auf den Markt gekommen, stand sie lange bei zwei Cent das Stück und klettert dann am 15. Dezember schon auf 18 Cent. Cardano kann ich nicht einfach mit Euro kaufen, sondern nur mit anderen Kryptowährungen. Ich muss also doch Bitcoin kaufen.
Es ist komplizierter als ich dachte. Auf Bitcoin.de kann ich zwar Bitcoin kaufen, aber keine Cardano. 250€ will ich maximal investieren, dafür bekomme ich 0,0185 Bitcoin. Die kann ich bei einem Kryptohändler in Hongkong gegen Cardano tauschen.
Als ich mich in Hongkong registrieren will, ist die Anmeldung überlastet und ich bekomme keine Antwort. Es dauert und dauert. Dumm, weil der Cardanokurs gerade steigt, auf 66 Cent und zwei Tage später auf 89 Cent. Jetzt bloß keine Zeit mehr verlieren. Zumal der Bitcoin-Kurs gerade sinkt, und ich immer weniger Cardano für meinen Mini Bitcoin-Anteil bekomme.
Was für eine Dynamik in dieser Kryptowelt herrscht!
Und wie soll ich die Cardano sicher speichern? Eigentlich weiß ich viel zu wenig über das Geschäft, ich kann mein Geld gar nicht schützen. Ich beschließe mich fortzubilden, bevor ich investiere. Am nächsten Sonnabend besuche ich den CoinInvestors Beginner Workshop in Berlin.
Kryptowissenshunger
In einem Hinterhofbüro in Berlin Mitte. Miriam Neubauer kommt mit Brezeln, Croissants und Äpfel vom Discounter und legt sie auf den Tisch. 90 Leute haben sich für diesen Workshop angemeldet, aber Miriam Neubauer hat 70 davon abgesagt, wegen der riesigen Nachfrage nach Krypto-Wissen waren die Workshops oft überlastet.
"Dann stehen die Leute manchmal im Gang und die Treppe runter, das bringt's nicht."
Sie verkabelt ihren Laptop mit dem Beamer. Die ersten Teilnehmer kommen und führen vorsichtige Fachgespräche.
Konrad ist 62 und arbeitet bei einer Bank. Er will auch in Coins investieren, mit Kryptowährungen Geld verdienen. Die entscheidenden Tipps erhofft er sich von Miriam und Merlind. Merlind kommt aus dem Filmgeschäft. In einer Berufspause hat sie sich gerade eben umorientiert, einfach zu Hause am Rechner das Kryptobusiness studiert. Hunderte Kurskurven, sogenannte Charts beobachtet, 3 Monate lang, 8 Stunden täglich.
"Ich habe mir die Firmen angeguckt, ich habe mir die Macher angeguckt, ich habe mir die Exchanges angeguckt, habe mir die AGBs durchgelesen, habe geschaut, wo sitzen die. Ich habe technische Analyse im Grunde gelernt, bin immer noch kein Experte dabei, aber ich kann ein Chart jetzt lesen, und das hat mir geholfen, mich in den Bereich jetzt einzuarbeiten und dort auch sicher zu fühlen."
7000 Handelsplätzen im Internet gibt es, fast 1500 Kryptowährungen sind auf dem Markt. Wo findet man verlässliche Informationen? Wichtigster Kanal für Analysen und Geheimtipps ist Twitter, sagt Miriam.
Dann stellen Miriam und Merlind ein paar Leader vor. Im Internet wimmelt es vor sogenannten Influencern, darunter Gurus, Großkotze und echte Experten. Wem kann man da vertrauen? Das Bauchgefühl muss stimmen, meint Miriam.
"Oft ist das eine Frage des Grundcharakters. Und dann liegt es an eurer Strategie. Macht ihr was sie sagen, oder nicht."
600 Milliarden Dollar in Kryptowährung
Derzeit kursieren 600 Milliarden Dollar in Kryptowährungen. Auch Miriams Geld. Sie öffnet einen ihrer Accounts auf einer Börse. Verschieden Grafiken zeigen das aktuelle Geschehen. Der Beamer wirft rote und grüne Berge an die Wand, hier stehen sich das Angebot an Ethereum und die Nachfrage nach Litecoin gegenüber. Die Fachfrau kann daraus eine Kursentwicklung ableiten. Auf allen Börsen wurden allein in den letzten 24 Stunden 37 Milliarden Dollar gehandelt. Miriam zeigt uns, wie es geht. Mit routinierten Mausklicks überweist sie eine kleine Menge Ether zu einer anderen Börse.
Krypto-Spekulationen
Miriams Coins tauchen in Form eines anderen Coins auf der nächsten Handelsplattform auf. Aus Ether wird Litecoin, aus Litecoin Cardano und aus Cardano werden wieder Bitcoins. Innerhalb von Minuten kann sie die Währung wechseln, auf der Suche nach steigenden Kursen. Aber der Markt reagiert hochsensibel auf Hypes, Stimmungen, Gerüchte und News, warnt Merlind:
"Der Markt ist sehr stark von Emotionen gesteuert, das hängt zum einen damit zusammen, dass der Markt unreguliert ist, das ist der Hauptgrund. Der andere Grund ist, dass die Bevölkerungsschicht, die derzeit investiert, sehr jung ist und natürlich nicht die Erfahrung hat, auch analytisch an so eine Investition heranzugehen."
Schlampige Backups tun jetzt richtig weh
Angst und Panik lassen Kurse abstürzen, Hacker lauern sorglosen Tradern auf und schon ein schlampiger Backup kann zum Totalverlust führen, oder wenn der Rechner im falschen Moment abstürzt. Die Kryptowelt ist ein Dschungel voller Gefahren.
"Es geht nicht, dass man total fehlerlos durch diese Kryptowelt geht. Ich sehe alles, was ich da mache, als Investment und sei es als Investment ins Lernen. Weil ich an diesen dezentralisierten Teil der Welt glaube."
Uns Anfängern gibt Miriam noch einen letzten Tipp mit auf den Weg gibt.
"Das Risiko ist hoch. Investiere nicht mehr als du bereit bist zu verlieren!"
Der Workshop ist zu Ende. Konrad, macht sich noch ein paar Notizen. Mit seinen 62 Jahren braucht er Zeit, das alles zu verstehen.
"Das ist ne ganz andere Welt, Vertrauen musst du haben, sonst brauchst du es nicht anfassen. Aber du musst das selektieren, du musst schauen, woher was kommt, und das ist die Schwierigkeit. Das heißt eben auch zeitliche Investition. Das kann ich mir zur Zeit tatsächlich nicht leisten."
Eine Stunde könnte sich Konrad jeden Tag nehmen, aber er glaubt, das sei zu wenig. Ich hingegen bin nach vier Stunden Intensivkurs entschlossen, mich noch einmal in Hongkong anzumelden und mir Cardano zu kaufen. Ich werde sie sicher lagern, das steht fest. Und dann werde ich einfach vertrauen und abwarten. Irgendwann bin ich reich. Sie hören dann wieder von mir.