Hysterie um Bubble-Tea
Bubble Tea besteht zum größten Teil aus frischem Grün- oder Schwarztee, der mit Geschmackskomponenten wie Fruchtsirup verfeinert und dann mit den berühmten Toppings - Stückchen aus verschiedenen pflanzlichen Stärken - serviert wird.
Eine Allianz aus Verbraucherschützern, Politikern und Kinderärzten warnt lauthals vor Bubble Teas; so laut, dass man beinahe glauben könnte, es drohe der Untergang des Abendlandes. Eine taiwanesische Süßware auf der Basis von Tee oder Milch mutiert durch Zugabe von Fruchtsirup und karamellisierten oder gar gefüllten farbigen Kügelchen zur gelben Gefahr.
Von seiner Zusammensetzung her ist das Mix-Getränk irgendwo zwischen Milchshake, Smoothie und Gummibärchensaft anzusiedeln. Bubble Teas sind eine sommerliche Erfrischung - genau wie Eiscreme mit Cola, - so wie es die Jugend liebt. Die älteren Semester bestellen sich statt Limo halt eine Tasse Kaffee zum Vanilleeis mit Sahne und Kirschlikör. Mit dem Erfolg der Bubble Teas sinkt logischerweise der Absatz von Eiscreme. Es ist ein kalorisches Nullsummenspiel, denn die Portionen - egal ob Bubble-Tea oder Eisbecher mit Getränk - machen satt.
Gefahr drohe aber nicht nur von der Kalorienfront, sondern auch von den Kügelchen. Kinder könnten sie in den falschen Hals kriegen, und dann ersticken sie vielleicht. Todesfälle durch die Bubbles sind bei uns noch nicht bekannt geworden. Aber nach südchinesischen Zeitungsmeldungen soll dort ein zweijähriges Kind daran verstorben sein. In Deutschland sind Erstickungsfälle bei Kleinkindern durch den unbedachten Konsum von Müsli und Gemüse zu beklagen: Nüsse, Trauben, Karottenstücke, Erbsen sind gefährlicher als Bubbles. Wenn schon Warnhinweise, dann bitte auch auf Müslitüten.
Natürlich stecken die Bubble Teas voller Chemie. Doch zum Glück sind da weniger dubiose Zusätze drin als in einem handelsüblichen Vollkornbrötchen mit Margarine und Kräuterschmierkäse. Man denke nur an die vielen Backmittel, Enzyme, Säureregulatoren, Hydrocolloide, Emulgatoren, Stabilisatoren, Antioxidantien, Aromen, Färbemittel und Konservierungsstoffe - um nur einige zu nennen, die für ein selbstgeschmiertes Käsebrötchen typisch sind.
Und nun wollen Chemiker der RWTH Aachen auch noch "Krebserregendes" in den Tees gefunden haben. Genannt werden Acetophenon, undefinierte Bromverbindungen und Styrol - letzteres bekannt aus Styropor. Leider fehlen Angaben zur Meßmethode und vor allem zur Konzentration. Es ist gut möglich, dass es sich um Verunreinigungen oder gar illegale Zusätze handelt. Doch ist zu bedenken, dass Acetophenon ein Bestandteil natürlicher Aromaextrakte ist. Vielleicht hat der Hersteller einfach nur echte Aromen eingesetzt.
Und das Styrol? Das hat seinen Namen von Styrax. Aus diesem Harz entsteht beim Verbrennen reichlich Styrol. Styrax wird in den Kirchen gern im Weihrauchkessel verschmurgelt. Warum fordert niemand der Schutz jugendlicher Ministranten? Wer einen Hauch von Styrol erhaschen will, braucht nicht mal in eine Kirche oder Bubble-Tea-Laden zu latschen. Auch Wein und Zimt enthalten von Natur aus Styrol. Und das Brom? Als unlängst verbotene bromierte Pflanzenöle in Limos aus den USA angetroffen wurden, hat sich niemand von den Medien für diese illegalen Zusatzstoffe interessiert. Aber bei den Bubble Teas ist die Aufregung schon groß, bevor man überhaupt weiß, was da wirklich gemessen wurde.
Um die Gefahr für die Menschheit einzuschätzen, können wir glücklicherweise auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen: In Taiwan, also dort wo die Bubble Teas vor knapp 30 Jahren erfunden wurden, werden sie mit unbekümmerter Freude genossen. Dort schlürfen die Bürger inzwischen im Schnitt satte 167 Becher pro Jahr. Ohne dass ihnen irgendwelche Wichtigtuer während des Sommerlochs in die Becher spucken. Mahlzeit!
Literatur:
Mahlzeit Mahlzeit - Atemberaubende Kopfnüsse *
Mahlzeit Mahlzeit - Eine trübe Sache *
Schwerdtfeger C, Voogt G: Gladbach: Giftspuren in Bubble Tea. Rheinische Post vom 22-08.2012
BfR: Erstickungsgefahr von Kleinkindern durch Nüsse. Pressemeldung v. 22. Dezember 2009
Anon: Die Bubble-Tea-Blase. Wirtschftswoche Online vom 08.08.2012
Sponholz WR: Der natürliche Stryolgehalt in authentischen Weinen der Jahrgänge 1983-1988.
Weinwissenschaft 1990; 45: 47-49
Fragniére C et al: A short study on the formation of styrene in cinnanmon. Mitteilungen aus Lebensmitteluntersuchung und Hygiene 2003; 94: 609-620
Burdock GA: Fenaroli's Handbook of Flavor Ingredients. CRC, Boca Raton 2002
Von seiner Zusammensetzung her ist das Mix-Getränk irgendwo zwischen Milchshake, Smoothie und Gummibärchensaft anzusiedeln. Bubble Teas sind eine sommerliche Erfrischung - genau wie Eiscreme mit Cola, - so wie es die Jugend liebt. Die älteren Semester bestellen sich statt Limo halt eine Tasse Kaffee zum Vanilleeis mit Sahne und Kirschlikör. Mit dem Erfolg der Bubble Teas sinkt logischerweise der Absatz von Eiscreme. Es ist ein kalorisches Nullsummenspiel, denn die Portionen - egal ob Bubble-Tea oder Eisbecher mit Getränk - machen satt.
Gefahr drohe aber nicht nur von der Kalorienfront, sondern auch von den Kügelchen. Kinder könnten sie in den falschen Hals kriegen, und dann ersticken sie vielleicht. Todesfälle durch die Bubbles sind bei uns noch nicht bekannt geworden. Aber nach südchinesischen Zeitungsmeldungen soll dort ein zweijähriges Kind daran verstorben sein. In Deutschland sind Erstickungsfälle bei Kleinkindern durch den unbedachten Konsum von Müsli und Gemüse zu beklagen: Nüsse, Trauben, Karottenstücke, Erbsen sind gefährlicher als Bubbles. Wenn schon Warnhinweise, dann bitte auch auf Müslitüten.
Natürlich stecken die Bubble Teas voller Chemie. Doch zum Glück sind da weniger dubiose Zusätze drin als in einem handelsüblichen Vollkornbrötchen mit Margarine und Kräuterschmierkäse. Man denke nur an die vielen Backmittel, Enzyme, Säureregulatoren, Hydrocolloide, Emulgatoren, Stabilisatoren, Antioxidantien, Aromen, Färbemittel und Konservierungsstoffe - um nur einige zu nennen, die für ein selbstgeschmiertes Käsebrötchen typisch sind.
Und nun wollen Chemiker der RWTH Aachen auch noch "Krebserregendes" in den Tees gefunden haben. Genannt werden Acetophenon, undefinierte Bromverbindungen und Styrol - letzteres bekannt aus Styropor. Leider fehlen Angaben zur Meßmethode und vor allem zur Konzentration. Es ist gut möglich, dass es sich um Verunreinigungen oder gar illegale Zusätze handelt. Doch ist zu bedenken, dass Acetophenon ein Bestandteil natürlicher Aromaextrakte ist. Vielleicht hat der Hersteller einfach nur echte Aromen eingesetzt.
Und das Styrol? Das hat seinen Namen von Styrax. Aus diesem Harz entsteht beim Verbrennen reichlich Styrol. Styrax wird in den Kirchen gern im Weihrauchkessel verschmurgelt. Warum fordert niemand der Schutz jugendlicher Ministranten? Wer einen Hauch von Styrol erhaschen will, braucht nicht mal in eine Kirche oder Bubble-Tea-Laden zu latschen. Auch Wein und Zimt enthalten von Natur aus Styrol. Und das Brom? Als unlängst verbotene bromierte Pflanzenöle in Limos aus den USA angetroffen wurden, hat sich niemand von den Medien für diese illegalen Zusatzstoffe interessiert. Aber bei den Bubble Teas ist die Aufregung schon groß, bevor man überhaupt weiß, was da wirklich gemessen wurde.
Um die Gefahr für die Menschheit einzuschätzen, können wir glücklicherweise auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen: In Taiwan, also dort wo die Bubble Teas vor knapp 30 Jahren erfunden wurden, werden sie mit unbekümmerter Freude genossen. Dort schlürfen die Bürger inzwischen im Schnitt satte 167 Becher pro Jahr. Ohne dass ihnen irgendwelche Wichtigtuer während des Sommerlochs in die Becher spucken. Mahlzeit!
Literatur:
Mahlzeit Mahlzeit - Atemberaubende Kopfnüsse *
Mahlzeit Mahlzeit - Eine trübe Sache *
Schwerdtfeger C, Voogt G: Gladbach: Giftspuren in Bubble Tea. Rheinische Post vom 22-08.2012
BfR: Erstickungsgefahr von Kleinkindern durch Nüsse. Pressemeldung v. 22. Dezember 2009
Anon: Die Bubble-Tea-Blase. Wirtschftswoche Online vom 08.08.2012
Sponholz WR: Der natürliche Stryolgehalt in authentischen Weinen der Jahrgänge 1983-1988.
Weinwissenschaft 1990; 45: 47-49
Fragniére C et al: A short study on the formation of styrene in cinnanmon. Mitteilungen aus Lebensmitteluntersuchung und Hygiene 2003; 94: 609-620
Burdock GA: Fenaroli's Handbook of Flavor Ingredients. CRC, Boca Raton 2002