Iben Albinus: "Damaskus"

Von Schuld getrieben

03:36 Minuten
Das Cover des Krimis von Iben Albinus, "Damaskus". Es zeigt eine Straßenszene, auf der Kreuzung steht ein brennendes Auto.
© Hoffmann und Campe

Iben Albinus

Übersetzt von Kerstin Schöps

DamaskusHoffmann und Campe, Hamburg 2022

512 Seiten

24,00 Euro

Von Kolja Mensing |
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Iben Abinus schickt in ihrem Politthriller „Damaskus“ eine dänische Menschenrechtsaktivistin kurz vor Ende des „Arabischen Frühlings“ nach Syrien - als Beraterin eines Mobilfunkkonzerns. Doch sie hat noch eine andere Mission, und die ist gefährlich.
Sigrid Mellin ist eine Frau mit einer Mission. Sie hat jahrelang in der dänischen Sektion von Amnesty International dafür gekämpft, internationale Konzerne auf die Einhaltung von Menschenrechten zu verpflichten. Doch nach einem etwas zu aktivistischen Fernsehauftritt muss sie sich nach einer neuen Arbeit umsehen. Im Frühjahr 2011 geht sie für ein skandinavisches Telekommunikationsunternehmen nach Damaskus, um parallel zum Aufbau eines Mobilfunknetzes in Syrien eine „soziale Nachhaltigkeitsstrategie“ zu entwickeln. Ein Seitenwechsel, aber die Mission geht weiter.

Die Elite gibt sich modern

Der Zeitpunkt ist entscheidend: Iben Albinus' Politthriller „Damaskus“ setzt auf dem Höhepunkt des „Arabischen Frühlings“ ein. Die syrische Elite gibt sich damals nach außen noch „modern und reformfreudig“ und verkauft den Deal mit dem skandinavischen Netzwerkbetreiber als Schritt zu mehr Demokratie und Meinungsfreiheit – Motto: „It’s a human right to be online“. Doch auch in Syrien wächst die Protestbewegung, und als das Regime gezielt Sendemasten abschalten lässt, um die Ausbreitung von Handyvideos zu unterbinden, fällt Sigrid eine gefährliche Entscheidung.

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Dass das nicht gut endet, erfährt man gleich auf den ersten Seiten von „Damaskus“, die in eine Zelle des berüchtigten Folter-Gefängnisses Al-Khatib führen. Und natürlich weiß man auch, wie es in Syrien weitergehen wird: Das Land ist in den vergangenen zwölf Jahren in einem langen, brutalen Bürgerkrieg versunken, dem bis heute mehr als 600.000 Menschen zum Opfer gefallen sind und der weitere zwölf Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht hat.

Auf einem anderen Schlachtfeld

Iben Albinus erzählt den Anfang dieser Katastrophe als actiongeladenen, zeitnahen Kriminalroman, verwebt die politischen Ereignisse jedoch geschickt mit einer menschlichen Tragödie. Es wird zunächst nur angedeutet: Sigrid – „Madam Secret“, wie ihr Vorname von ihren syrischen Gesprächspartnern gern ausgesprochen wird – ist eine Frau, die vor vielen Jahren als Studentin auf einem anderen Schlachtfeld in Dänemark eine tiefe, persönliche Schuld auf sich geladen hat.
Das treibt sie schon vor Beginn ihrer Reise in die Arme des dänischen Geheimdienstes und macht sie in Syrien zum Spielball verschiedener, sehr gefährlicher Interessen. Am Ende wird „Damaskus“ zu einem nahezu klassischen Spionagethriller in der Tradition John le Carrés.
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