"In 50 Jahren werden wir etwas Normales sein"
Gegen die liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee regt sich zum Teil heftige Kritik in der ganzen islamischen Welt. Die Schweizer Imamin und Politologin Elham Manea ist dennoch davon überzeugt, dass die Bewegung für einen liberalen Islam wachsen wird.
Der Druck auf die gerade erst gegründete liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moscheegemeinde in Berlin ist gewaltig: Nicht nur von konservativen Islamverbänden aus Deutschland, auch aus islamischen Ländern kommen zum Teil heftige Reaktionen.
Angst um Seyran Ates
Sie habe Angst um Seyran Ates, äußerte sich die Berner Politikwissenschaftlerin und Imamin Elham Manea besorgt. Im Deutschlandfunk Kultur sagte sie, sie habe zwar damit gerechnet, dass es Widerstand gegen das Projekt geben würde. "Was ich nicht erwartet habe, ist diese politische Dimension, die jetzt einfach sehr klar zum Vorschein gekommen ist", so Manea mit Blick auf die Kritik der türkischen Regierung, die hinter der Gründung der Moscheegemeinde einmal mehr ihren Erzfeind, die Gülen-Bewegung, vermutet. "Diese politische Dimension ist noch eine Stufe höher".
Wachsende liberale Bewegung
Trotz allen Widerstandes ist Manea überzeugt davon, dass die Anhängerschar eines liberalen Islams wachsen wird. "2004 hat man einfach gedacht, wir sind allein." Doch ein Jahr später habe Amina Wadud in New York als erste Frau ein gemischtgeschlechtliches Freitagsgebet geleitet. "Das war wie ein Anfang."
In der Folgezeit hätten sich dann verschiedene Projekte entwickelt, zum Beispiel die "Inclusive Mosque Initiative" in Großbritannien. Die liberale Bewegung breite sich aus, betont Elham Manea. "Es ist wie jeder Anfang. Es fängt klein an, aber es wird größer. Und ich bin der Meinung: heute sagt man uns, das ist komisch. In 50 Jahren werden wir etwas Normales sein."
(uko)