Ibram X. Kendi: "Gebrandmarkt: Die wahre Geschichte des Rassismus in Amerika"
übersetzt von Susanne Röckel und Heike Schlatterer
C.H. Beck Verlag, München 2017
604 Seiten, 34 Euro
Wut über den Rassismus in den USA
Rassismus ist bis heute allgegenwärtig in den USA, schon die Gründungsväter haben es in die Grundfesten dieser stolzen Demokratie eingeschrieben. Das ist die wütende These des jungen, amerikanischen Historikers Ibram X. Kendi - und er belegt sie in "Gebrandmarkt" meisterhaft. Ein Buch, das wehtut.
Worum geht es?
Ich verschenke dieses Jahr zu Weihnachten ein Buch namens "Gebrandmarkt". Autor ist Ibram X. Kendi. Er ist ein junger amerikanischer Historiker, ein schwarzer Historiker. Und das Buch erzählt, was der Untertitel sagt, nämlich "Die wahre Geschichte des Rassismus" von Thomas Jefferson bis Angela Davis. Also, Jefferson - einer der Gründerväter der USA. Angela Davis - eine der prominenten schwarzen Bürgerrechtlerinnen, die ihre größte Zeit in den 70er-Jahre hatte. Der Witz dieses Buchs ist, dass diese Figuren nicht einfach portraitiert werden, sondern die Figuren sind sozusagen die Einflugschneisen, um alles Mögliche zu erzählen, was in der jeweiligen Epoche gesellschaftlich und politisch los war. Beispielsweise geht es in dem Angela-Davis-Kapitel nicht nur um die Dame, sondern es ragt in die Ära Obama hinein und es geht grundsätzlich um die extremen Schieflagen zwischen Schwarz und Weiß in den USA.
Was ist das Besondere?
Was mich für dieses Buch so eingenommen hat - es ist sehr dick, 600 Seiten, und ich persönlich lese gar nicht so gerne so dicke Bücher -, ist die Wut darin und dass es nicht nur eine faktische, antiquarische Geschichtsschreibung ist. Man merkt, dass der Autor wütend ist. Die Wut ist letztlich unter allem, was er erzählt, beispielsweise: auch Jefferson ist durch und durch ein Rassist und steht für Rassismus in dieser tollsten Demokratie der Welt. Wie der Autor diese These zuspitzt - das kann man nicht lesen, ohne berührt zu sein.
Wem wollen Sie es denn schenken – und warum?
Ich schenke dieses Buch meinem Sohn, weil mich an diesem Buch eine Kombination aus vielen Faktoren berührt hat: Es ist flüssig erzählt und darunter liegt diese Wut über die These, dass die USA auf Rassismus basieren. Und ich schenke das damit jemanden, der sich gerade politisiert, sich interessiert für die Widersprüche in der Gesellschaft; und jemandem, der sich gerade damit beschäftigt, dass er selbst keine ganz weiße Hautfarbe hat.