"Ich habe meine Stimme befreit"
Der Krieg in ihrem Land und das Musikprojekt "United Voices of Mali" haben die Sängerin Fatoumata Diawara international bekannt gemacht. Ihr ist es gelungen, 40 der bekanntesten Musiker ihres Landes zu vereinen und gemeinsam "Mali-ko" aufzunehmen - ein Lied für den Frieden. Jetzt ist sie in Freiburg zu erleben.
Fatoumata Diawara tritt auf wie eine traditionelle Griot-Sängerin: Die große schmale Frau trägt einen gelben Turban, der sie noch größer wirken lässt, und ein langes Kleid aus gelb, rot, orange gemustertem afrikanischen Tuch. Ein weißer Strich über Stirn und Nase teilt ihr gleichmäßiges Gesicht, es erinnert an eine afrikanische Maske. Nur die E-Gitarre passt nicht ins Bild. Fatoumata singt in ihrer Muttersprache: Bambara. Doch bald nimmt sie die französischen Zuhörer mit.
Dieses Lied, sagt Fatoumata, habe ich meinem Land gewidmet, das eine schwere Zeit durchmacht. Darin verlange ich Frieden für Mali. Frieden, damit die Kinder eine Zukunft haben. Frieden für alle Frauen, die im Norden Malis misshandelt und vergewaltigt werden.
Der Norden des Landes ist noch immer zu großen Teilen von radikalen Islamisten besetzt, die Musik und Tanz verbieten. Wer nicht gehorcht, muss mit fürchterlichen Strafen rechnen, bis hin zu Amputierung und Steinigung. Diese Vorgänge, sagt die Sängerin, lassen ihr keine Ruhe.
"Musik ist die Seele unseres Landes, sie ist allgegenwärtig: Hochzeiten, Taufen… - alle wichtigen Ereignisse des Lebens werden von Musik begleitet. Wir können nicht zulassen, dass mit der Musik unsere uralte Kultur und unser Kommunikationsmittel vernichtet wird. Die Musik ist das einzige Erbe, das uns unsere Vorfahren hinterlassen haben."
Aber auch unabhängig von dem aktuellen Konflikt besingt Fatoumata Diawara oft ernste Themen. Sie bekämpft die Beschneidung von Mädchen, setzt sich für Waisen und adoptierte Kinder ein, fordert die Emanzipation der Frauen.
"Ich greife auf unsere alte, starke Kultur zurück, zugleich versuche ich, sie zu modernisieren. Meine Texte plädieren dafür, manche Sitten an die heutige Zeit anzupassen. Dafür ist die Musik eine starke Waffe."
Die junge Frau spricht aus Erfahrung: Ihr Leben sei von Geburt an schwierig gewesen, sagt sie. Sie musste sich über Verbote hinwegsetzen, um ihren Weg zu gehen.
Fatou, wie sie kurz genannt wird, wuchs bei einer Tante in Bamako auf. Dort entdeckte und engagierte sie der malische Filmemacher Cheick Oumar Sissoko. Bei den Dreharbeiten lernte sie den kürzlich verstorbenen Schauspieler Sotigui Kouyaté kennen, der zur Pariser Schauspieltruppe des berühmten Theaterregisseurs Peter Brook gehörte. Er brachte die damals 18-Jährige an das Pariser Theater "Les Bouffes du Nord", wo sie in einer Adaptation von Sophokles Klassiker "Antigone" mitspielte.
Zurück in Bamako bekam Fatoumata ein Angebot der französischen Schauspieltruppe "Royal de Luxe". Aber die Eltern sagten Nein. Die 19-Jährige sollte endlich heiraten. Sie verweigerten ihr die Ausreiseerlaubnis, auf die eine allstehende Frau in Mali angewiesen ist. Fatou gelang es jedoch, ein Flugzeug zu besteigen und zu fliehen. Sechs Jahre lang tourte sie mit "Roxal de Luxe" durch die Welt, tanzte, sang und schauspielerte.
Eine Hauptrolle im Musical "Kirikou" brachte Fatoumata 2007 den Karrieredurchbruch. Wenig später wurde sie von Dee Dee Bridgewater als Chorsängerin engagiert, die berühmte Jazzmusikerin trat auch im Duo mit ihr auf. Vor einem Jahr brachte sie ihr erstes Album heraus, es heißt schlicht "Fatou".
"Ich habe gekämpft, um gehört zu werden. Heute bin ich fähig, vor Tausenden von Menschen zu singen. Es hat mich viel gekostet, aber ich habe meine Stimme befreit. Jetzt wünsche ich mir, dass mein Lebensweg zum Vorbild wird für andere Frauen meiner Generation. Ich will ihnen sagen: Es ist nicht leicht, aber du kannst es schaffen."
Besonders stolz ist sie auf ihre Aktion "United Voices of Mali". Fatoumata Diawara ist es gelungen, mehr als 40 bekannte Musiker ihres Landes zu vereinen: Menschen, die aus dem Norden und aus dem Süden des Landes stammen, Angehörige von Bevölkerungsgruppen, die heute verfeindet sind. Gemeinsam haben sie den Song Mali-ko und einen Videoclip für den Frieden in ihrer Heimat aufgenommen.
Das Lied Mali-ko wird kostenlos verbreitet, damit es jeder Bewohner des Landes auf sein Handy laden und immer bei sich haben kann, sagt Fatoumata Diawara.
Im Verlauf ihres Konzerts löst Fatou den Turban, darunter kommen lange schwarze Rastazöpfe zum Vorschein, sie sind mit Kaurimuscheln verziert. Die Sängerin legt auch die Gitarre fort. Sie tanzt, dabei bewegt sie sich immer schneller und wilder.
Das sind Rhythmen, die es überall in Afrika gibt, sagt sie in einer Atempause. Wenn sich Afrikaner entzweien, wie heute in Mali, sollten sie einfach wieder ihren uralten Musiken lauschen. Dann würden sie sich daran erinnern, dass sie alle ein und derselben Familie angehören.
Dieses Lied, sagt Fatoumata, habe ich meinem Land gewidmet, das eine schwere Zeit durchmacht. Darin verlange ich Frieden für Mali. Frieden, damit die Kinder eine Zukunft haben. Frieden für alle Frauen, die im Norden Malis misshandelt und vergewaltigt werden.
Der Norden des Landes ist noch immer zu großen Teilen von radikalen Islamisten besetzt, die Musik und Tanz verbieten. Wer nicht gehorcht, muss mit fürchterlichen Strafen rechnen, bis hin zu Amputierung und Steinigung. Diese Vorgänge, sagt die Sängerin, lassen ihr keine Ruhe.
"Musik ist die Seele unseres Landes, sie ist allgegenwärtig: Hochzeiten, Taufen… - alle wichtigen Ereignisse des Lebens werden von Musik begleitet. Wir können nicht zulassen, dass mit der Musik unsere uralte Kultur und unser Kommunikationsmittel vernichtet wird. Die Musik ist das einzige Erbe, das uns unsere Vorfahren hinterlassen haben."
Aber auch unabhängig von dem aktuellen Konflikt besingt Fatoumata Diawara oft ernste Themen. Sie bekämpft die Beschneidung von Mädchen, setzt sich für Waisen und adoptierte Kinder ein, fordert die Emanzipation der Frauen.
"Ich greife auf unsere alte, starke Kultur zurück, zugleich versuche ich, sie zu modernisieren. Meine Texte plädieren dafür, manche Sitten an die heutige Zeit anzupassen. Dafür ist die Musik eine starke Waffe."
Die junge Frau spricht aus Erfahrung: Ihr Leben sei von Geburt an schwierig gewesen, sagt sie. Sie musste sich über Verbote hinwegsetzen, um ihren Weg zu gehen.
Fatou, wie sie kurz genannt wird, wuchs bei einer Tante in Bamako auf. Dort entdeckte und engagierte sie der malische Filmemacher Cheick Oumar Sissoko. Bei den Dreharbeiten lernte sie den kürzlich verstorbenen Schauspieler Sotigui Kouyaté kennen, der zur Pariser Schauspieltruppe des berühmten Theaterregisseurs Peter Brook gehörte. Er brachte die damals 18-Jährige an das Pariser Theater "Les Bouffes du Nord", wo sie in einer Adaptation von Sophokles Klassiker "Antigone" mitspielte.
Zurück in Bamako bekam Fatoumata ein Angebot der französischen Schauspieltruppe "Royal de Luxe". Aber die Eltern sagten Nein. Die 19-Jährige sollte endlich heiraten. Sie verweigerten ihr die Ausreiseerlaubnis, auf die eine allstehende Frau in Mali angewiesen ist. Fatou gelang es jedoch, ein Flugzeug zu besteigen und zu fliehen. Sechs Jahre lang tourte sie mit "Roxal de Luxe" durch die Welt, tanzte, sang und schauspielerte.
Eine Hauptrolle im Musical "Kirikou" brachte Fatoumata 2007 den Karrieredurchbruch. Wenig später wurde sie von Dee Dee Bridgewater als Chorsängerin engagiert, die berühmte Jazzmusikerin trat auch im Duo mit ihr auf. Vor einem Jahr brachte sie ihr erstes Album heraus, es heißt schlicht "Fatou".
"Ich habe gekämpft, um gehört zu werden. Heute bin ich fähig, vor Tausenden von Menschen zu singen. Es hat mich viel gekostet, aber ich habe meine Stimme befreit. Jetzt wünsche ich mir, dass mein Lebensweg zum Vorbild wird für andere Frauen meiner Generation. Ich will ihnen sagen: Es ist nicht leicht, aber du kannst es schaffen."
Besonders stolz ist sie auf ihre Aktion "United Voices of Mali". Fatoumata Diawara ist es gelungen, mehr als 40 bekannte Musiker ihres Landes zu vereinen: Menschen, die aus dem Norden und aus dem Süden des Landes stammen, Angehörige von Bevölkerungsgruppen, die heute verfeindet sind. Gemeinsam haben sie den Song Mali-ko und einen Videoclip für den Frieden in ihrer Heimat aufgenommen.
Das Lied Mali-ko wird kostenlos verbreitet, damit es jeder Bewohner des Landes auf sein Handy laden und immer bei sich haben kann, sagt Fatoumata Diawara.
Im Verlauf ihres Konzerts löst Fatou den Turban, darunter kommen lange schwarze Rastazöpfe zum Vorschein, sie sind mit Kaurimuscheln verziert. Die Sängerin legt auch die Gitarre fort. Sie tanzt, dabei bewegt sie sich immer schneller und wilder.
Das sind Rhythmen, die es überall in Afrika gibt, sagt sie in einer Atempause. Wenn sich Afrikaner entzweien, wie heute in Mali, sollten sie einfach wieder ihren uralten Musiken lauschen. Dann würden sie sich daran erinnern, dass sie alle ein und derselben Familie angehören.