"Ich kann mich an jede Geschichte erinnern"
Seit 2003 reist der Fotograf Rüdiger Lubricht in das Sperrgebiet um den havarierten Reaktor in Tschernobyl, fotografiert Landschaften und oft auch Heimkehrer, die trotz der Strahlung ihre Heimat nicht aufgeben wollen.
Dieter Kassel: Die Fotografien aus dem Gebiet Tschernobyl sind seit 2003 entstanden, bei den Reisen, die Rüdiger Lubricht in dieses Gebiet, in das Sperrgebiet rund um den havarierten Reaktor unternommen hat, und Rüdiger Lubricht ist jetzt für uns bei den Kollegen von Radio Bremen im Studio. Schönen guten Tag, Herr Lubricht!
Rüdiger Lubricht: Guten Tag!
Kassel: Was hat Sie - ich verrate danach auch, was mich am meisten beeindruckt hat, aber erst die Frage an Sie - mehr beeindruckt: Diese Begegnungen mit den Menschen, den Liquidatoren, die Sie fotografiert haben, oder die Begegnungen mit den Geisterorten?
Lubricht: Ich bin ja 2003 erstmalig in die Sperrzone gereist, und dort hatte ich noch keine Ahnung, kannte den Begriff Liquidator gar nicht, und das waren sehr, sehr nachhaltige und eindrückliche Situationen, und daran habe ich lange gedacht und konnte sie auch erstmal in den nächsten Wochen gar nicht verarbeiten. Das waren schon ganz intensive Eindrücke, aber das hatte sich dann auch wiederholt, dieser Eindruck, Jahre später, nämlich ab 2009 begann ich mich um dieses Thema der Liquidatoren zu kümmern, und diese sind ähnlich eindrucksvoll, zumindest dann besonders, wenn man deren Biografien und deren Erinnerungen liest.
Kassel: Wie habe ich mir eigentlich in der ersten Phase - die Fotografien von Landschaften und Orten - diese Arbeit bei Ihnen vorzustellen? Sie sind ja sehr nah dran gewesen bei einigen der Aufnahmen an Tschernobyl, mussten Sie da immer einen Geigerzähler mithaben, um zu wissen, wie lange Sie sich da aufhalten können?
Lubricht: Das war in der Tat - man hatte Geigerzähler, man hatte auch Personen, die sich dort auskennen. Man darf nicht vergessen, das ist also nicht nur das Gebiet um Tschernobyl, die 30- und die Zehn-Kilometer-Sperrzone, genau so hoch belastet sind die diversen Sperrzonen in Weißrussland, die ja zum Teil bis zu 200 Kilometer entfernt liegen vom Reaktor, die durch den Fallout des Regens ja so stark belastet sind, dass sie heute fast die gleiche Belastung haben oder Verstrahlung haben nach 25 Jahren, wie unmittelbar am Reaktor. Ja, man muss sich dort natürlich sehr vorsichtig verhalten, man muss aufpassen, dass man nicht zu weit in die sehr trockene Natur geht, weil dort durch Staubaufwirbelungen immer wieder Schwermetalle aufwirbeln, und man muss schon dann auch auf die Ratschläge der Betreuer beziehungsweise der Begleiter hören. Die haben Kartenaufzeichnungen, Geigerzähler und kennen sich eigentlich auch ganz gut aus.
Kassel: Wir sollten jetzt, glaube ich, spätestens noch über eine weitere Menschengruppe sprechen, der Sie begegnet sind. Ihre Fotos, die zeigen ja nicht nur die Liquidatoren, das sind richtige Porträtaufnahmen, sondern bei den Aufnahmen aus den verlassenen Orten sind manchmal auch Menschen zu sehen, Rückkehrer, die im Grunde genommen illegal, auch entgegen den Ratschlägen der Behörden, heimlich wieder in ihre Dörfer zurück sind im verstrahlten Gebiet und da jetzt leben. Was waren denn das für Begegnungen?
Lubricht: Ja, die waren auch unglaublich. Ich kenne jede - wenn ich heute ein Foto sehe, von den vielen, die ich gemacht habe: Ich kann mich an jede Geschichte erinnern. Man muss dazu wissen, das es 500 Dörfer sind, 100 in der Ukraine und 400 in Weißrussland, die praktisch von heute auf morgen evakuiert wurden und zum Teil auch beerdigt wurden, wie man dort sagt, die wurden also eingeschoben, in Löcher gemacht, und es ist heute eigentlich nur noch eine grüne Wiese zu sehen und Bäume, die dort wachsen, und ich habe versucht, immer wieder noch Menschen da zu finden und sie zu porträtieren, und zwar immer versucht, auch an ihren Lebensräumen diese Bilder zu machen, weil gerade diese Lebensräume, diese wieder geschaffenen Räume, eine sehr charakteristische Bewertung beziehungsweise auch Beschreibung der Menschen selbst geben. Und ich habe, wenn man das Resümee zieht, nur wunderbare Erlebnisse gehabt, die Leute waren ungemein gastfreundlich, schon fast beschämend für einen Deutschen. Und je ärmer sie sind, je freundlicher und gastfreundlicher waren sie, und sie haben kaum etwas zu essen und kaum irgendwelche Luxusgüter, oder überhaupt keine Luxusgüter, aber zumindest das, was sie dort haben, teilen sie auch noch mit ihrem Gast und es war sehr anrührend, diese Erlebnisse und diese Ereignisse, die ich mit ihnen gehabt habe.
Kassel: Aber Herr Lubricht, gerade wenn ein Mensch wie Sie, der schon beruflich bedingt sehr viel reist und an vielen Orten der Welt ist, so was erlebt, denkt man dann neu über Wurzeln und über den Begriff Heimat nach? Ich meine, die sind ja zurückgekehrt in ein Gebiet, wo ihre Rückkehr den sicheren Tod bedeutet, aber für sie gibt es offenbar stärkere Argumente.
Lubricht: Das ist richtig, die Heimat, die verstrahlte Heimat - der ganze Oberbegriff Heimat, das ist natürlich auch für mich immer sehr wichtig gewesen, über dieses Thema zu fotografieren, und das ist natürlich ein - kann man sagen - Paradebeispiel dafür, wie Heimatverbundenheit aussehen kann. Sie ignorieren letztlich die Gefahr, die sie ja wahrscheinlich auch schon weitestgehend verdrängt haben, und haben so starke Heimatgefühle, dass sie wider jegliche Vernunft zurückgekehrt sind, um einfach dort ihren letzten Lebensabschnitt zu verbringen. Und man muss eben wissen, wenn diese Menschen dort nicht mehr leben, was ja bald sein wird, dann gibt es dort keine Menschen mehr.
Kassel: Wir reden im Deutschlandradio Kultur im Moment mit dem Fotografen Rüdiger Lubricht über seine Fotos, die seit 2003 entstanden sind bei Reisen in das gesperrte, verstrahlte Gebiet rund um Tschernobyl. Es gibt in dieser Ausstellung, die gerade in Berlin zu sehen ist, Herr Lubricht, und auch in dem Katalog, der dazu erschienen ist, neben Ihren Fotos auch Interviews mit den Liquidatoren. Die haben nicht Sie geführt, das waren wissenschaftliche Mitarbeiter des internationalen Bildungs- und Begegnungswerks Dortmund-Minsk, das das ganze Projekt auch ermöglicht hat. Aber Sie haben ja diese Menschen erlebt, Sie haben sie ja fotografiert, wir haben das vorhin in dem Bericht gehört, eine Mischung schon aus Frust, aus Bitterkeit ob der Ereignisse, ob einer mangelnden Unterstützung auch der Behörden, und dann aber trotzdem oft auch Stolz. Entspricht das auch Ihrem Eindruck von diesen Menschen?
Lubricht: Das haben Sie absolut richtig getroffen, das ist ja das Paradoxe in diesen Bildern auch. Einerseits, man sieht, sie haben ja ihre Orden angelegt - ich habe gar nicht lange bitten müssen. Ich habe zwar gefragt, ob sie es tun würden, und sie haben einen Stolz und sie zeigen diesen Patriotismus der alten Sowjetunion, die ja dann 1989 zerfallen ist, und das, was man ihnen damals versprochen hatte, also eine gewisse medizinische und soziale Sicherheit oder Absicherung, die hat sich danach nicht eingestellt. Es fühlt sich heute keiner mehr verantwortlich für sie, und man hofft von staatlicher Seite, dass sich das Problem irgendwann durch das Alter von alleine löst. Sie sind sehr stark enttäuscht und sind teilweise wütend, und im Grunde genommen - was man wirklich sagen kann - sie sind die vergessenen Retter Europas.
Kassel: Und es sind unglaublich viele Menschen dabei - man liest das auch in diesen Porträts -, die - man kann sich das nicht vorstellen, finde ich, heute! - wirklich nicht gewusst haben, was sie tun, und wie groß die Gefahr damals war.
Lubricht: So ist es. Es waren ja teilweise sehr junge Leute noch, um die 20, Polizeibeamte, junge Polizeibeamte, Soldaten, Reservisten und Komsomolzen, also das sind ja diese Jugendorganisationen gewesen in der Sowjetunion, und die sind dahin befohlen worden - das war ja das Ausnahmerecht, also Kriegsrecht - und die hatten gar nicht groß die Zeit, darüber nachzudenken und kannten auch diese eigentlichen Gefahren und die Konsequenzen dieses Einsatzes - damit haben die sich gar nicht befasst und konnten das auch gar nicht wissen, haben es nicht gewusst.
Kassel: Es drängt sich natürlich in diesen Tagen der Vergleich mit Fukushima auf. Es gibt natürlich Unterschiede, gerade diese Unterschiede liegen natürlich auch im politischen System, Japan ist keine Diktatur, da kann man nicht einfach Leute hinbefehlen, damit die da aufräumen. Aber was zum Beispiel Heimat, was Rückkehrer angehen wird und vieles mehr, glauben Sie, die Gegend um Fukushima wird bald in etwa so sein wie jetzt die Gegend um Tschernobyl?
Lubricht: Das befürchte ich.
Mehr zum Thema:
Die Ausstellung "Tschernobyl: Verlorene Orte, gebrochene Biografien" ist noch bis zum 29. Mai 2011 im Willy-Brandt-Haus in Berlin zu sehen.
Katalog zur Ausstellung:
Rüdiger Lubricht: "Verlorene Orte. Gebrochene Biografien".
IBB, Dortmund 2011.
96 Seiten, 25 Euro.
Rüdiger Lubricht: Guten Tag!
Kassel: Was hat Sie - ich verrate danach auch, was mich am meisten beeindruckt hat, aber erst die Frage an Sie - mehr beeindruckt: Diese Begegnungen mit den Menschen, den Liquidatoren, die Sie fotografiert haben, oder die Begegnungen mit den Geisterorten?
Lubricht: Ich bin ja 2003 erstmalig in die Sperrzone gereist, und dort hatte ich noch keine Ahnung, kannte den Begriff Liquidator gar nicht, und das waren sehr, sehr nachhaltige und eindrückliche Situationen, und daran habe ich lange gedacht und konnte sie auch erstmal in den nächsten Wochen gar nicht verarbeiten. Das waren schon ganz intensive Eindrücke, aber das hatte sich dann auch wiederholt, dieser Eindruck, Jahre später, nämlich ab 2009 begann ich mich um dieses Thema der Liquidatoren zu kümmern, und diese sind ähnlich eindrucksvoll, zumindest dann besonders, wenn man deren Biografien und deren Erinnerungen liest.
Kassel: Wie habe ich mir eigentlich in der ersten Phase - die Fotografien von Landschaften und Orten - diese Arbeit bei Ihnen vorzustellen? Sie sind ja sehr nah dran gewesen bei einigen der Aufnahmen an Tschernobyl, mussten Sie da immer einen Geigerzähler mithaben, um zu wissen, wie lange Sie sich da aufhalten können?
Lubricht: Das war in der Tat - man hatte Geigerzähler, man hatte auch Personen, die sich dort auskennen. Man darf nicht vergessen, das ist also nicht nur das Gebiet um Tschernobyl, die 30- und die Zehn-Kilometer-Sperrzone, genau so hoch belastet sind die diversen Sperrzonen in Weißrussland, die ja zum Teil bis zu 200 Kilometer entfernt liegen vom Reaktor, die durch den Fallout des Regens ja so stark belastet sind, dass sie heute fast die gleiche Belastung haben oder Verstrahlung haben nach 25 Jahren, wie unmittelbar am Reaktor. Ja, man muss sich dort natürlich sehr vorsichtig verhalten, man muss aufpassen, dass man nicht zu weit in die sehr trockene Natur geht, weil dort durch Staubaufwirbelungen immer wieder Schwermetalle aufwirbeln, und man muss schon dann auch auf die Ratschläge der Betreuer beziehungsweise der Begleiter hören. Die haben Kartenaufzeichnungen, Geigerzähler und kennen sich eigentlich auch ganz gut aus.
Kassel: Wir sollten jetzt, glaube ich, spätestens noch über eine weitere Menschengruppe sprechen, der Sie begegnet sind. Ihre Fotos, die zeigen ja nicht nur die Liquidatoren, das sind richtige Porträtaufnahmen, sondern bei den Aufnahmen aus den verlassenen Orten sind manchmal auch Menschen zu sehen, Rückkehrer, die im Grunde genommen illegal, auch entgegen den Ratschlägen der Behörden, heimlich wieder in ihre Dörfer zurück sind im verstrahlten Gebiet und da jetzt leben. Was waren denn das für Begegnungen?
Lubricht: Ja, die waren auch unglaublich. Ich kenne jede - wenn ich heute ein Foto sehe, von den vielen, die ich gemacht habe: Ich kann mich an jede Geschichte erinnern. Man muss dazu wissen, das es 500 Dörfer sind, 100 in der Ukraine und 400 in Weißrussland, die praktisch von heute auf morgen evakuiert wurden und zum Teil auch beerdigt wurden, wie man dort sagt, die wurden also eingeschoben, in Löcher gemacht, und es ist heute eigentlich nur noch eine grüne Wiese zu sehen und Bäume, die dort wachsen, und ich habe versucht, immer wieder noch Menschen da zu finden und sie zu porträtieren, und zwar immer versucht, auch an ihren Lebensräumen diese Bilder zu machen, weil gerade diese Lebensräume, diese wieder geschaffenen Räume, eine sehr charakteristische Bewertung beziehungsweise auch Beschreibung der Menschen selbst geben. Und ich habe, wenn man das Resümee zieht, nur wunderbare Erlebnisse gehabt, die Leute waren ungemein gastfreundlich, schon fast beschämend für einen Deutschen. Und je ärmer sie sind, je freundlicher und gastfreundlicher waren sie, und sie haben kaum etwas zu essen und kaum irgendwelche Luxusgüter, oder überhaupt keine Luxusgüter, aber zumindest das, was sie dort haben, teilen sie auch noch mit ihrem Gast und es war sehr anrührend, diese Erlebnisse und diese Ereignisse, die ich mit ihnen gehabt habe.
Kassel: Aber Herr Lubricht, gerade wenn ein Mensch wie Sie, der schon beruflich bedingt sehr viel reist und an vielen Orten der Welt ist, so was erlebt, denkt man dann neu über Wurzeln und über den Begriff Heimat nach? Ich meine, die sind ja zurückgekehrt in ein Gebiet, wo ihre Rückkehr den sicheren Tod bedeutet, aber für sie gibt es offenbar stärkere Argumente.
Lubricht: Das ist richtig, die Heimat, die verstrahlte Heimat - der ganze Oberbegriff Heimat, das ist natürlich auch für mich immer sehr wichtig gewesen, über dieses Thema zu fotografieren, und das ist natürlich ein - kann man sagen - Paradebeispiel dafür, wie Heimatverbundenheit aussehen kann. Sie ignorieren letztlich die Gefahr, die sie ja wahrscheinlich auch schon weitestgehend verdrängt haben, und haben so starke Heimatgefühle, dass sie wider jegliche Vernunft zurückgekehrt sind, um einfach dort ihren letzten Lebensabschnitt zu verbringen. Und man muss eben wissen, wenn diese Menschen dort nicht mehr leben, was ja bald sein wird, dann gibt es dort keine Menschen mehr.
Kassel: Wir reden im Deutschlandradio Kultur im Moment mit dem Fotografen Rüdiger Lubricht über seine Fotos, die seit 2003 entstanden sind bei Reisen in das gesperrte, verstrahlte Gebiet rund um Tschernobyl. Es gibt in dieser Ausstellung, die gerade in Berlin zu sehen ist, Herr Lubricht, und auch in dem Katalog, der dazu erschienen ist, neben Ihren Fotos auch Interviews mit den Liquidatoren. Die haben nicht Sie geführt, das waren wissenschaftliche Mitarbeiter des internationalen Bildungs- und Begegnungswerks Dortmund-Minsk, das das ganze Projekt auch ermöglicht hat. Aber Sie haben ja diese Menschen erlebt, Sie haben sie ja fotografiert, wir haben das vorhin in dem Bericht gehört, eine Mischung schon aus Frust, aus Bitterkeit ob der Ereignisse, ob einer mangelnden Unterstützung auch der Behörden, und dann aber trotzdem oft auch Stolz. Entspricht das auch Ihrem Eindruck von diesen Menschen?
Lubricht: Das haben Sie absolut richtig getroffen, das ist ja das Paradoxe in diesen Bildern auch. Einerseits, man sieht, sie haben ja ihre Orden angelegt - ich habe gar nicht lange bitten müssen. Ich habe zwar gefragt, ob sie es tun würden, und sie haben einen Stolz und sie zeigen diesen Patriotismus der alten Sowjetunion, die ja dann 1989 zerfallen ist, und das, was man ihnen damals versprochen hatte, also eine gewisse medizinische und soziale Sicherheit oder Absicherung, die hat sich danach nicht eingestellt. Es fühlt sich heute keiner mehr verantwortlich für sie, und man hofft von staatlicher Seite, dass sich das Problem irgendwann durch das Alter von alleine löst. Sie sind sehr stark enttäuscht und sind teilweise wütend, und im Grunde genommen - was man wirklich sagen kann - sie sind die vergessenen Retter Europas.
Kassel: Und es sind unglaublich viele Menschen dabei - man liest das auch in diesen Porträts -, die - man kann sich das nicht vorstellen, finde ich, heute! - wirklich nicht gewusst haben, was sie tun, und wie groß die Gefahr damals war.
Lubricht: So ist es. Es waren ja teilweise sehr junge Leute noch, um die 20, Polizeibeamte, junge Polizeibeamte, Soldaten, Reservisten und Komsomolzen, also das sind ja diese Jugendorganisationen gewesen in der Sowjetunion, und die sind dahin befohlen worden - das war ja das Ausnahmerecht, also Kriegsrecht - und die hatten gar nicht groß die Zeit, darüber nachzudenken und kannten auch diese eigentlichen Gefahren und die Konsequenzen dieses Einsatzes - damit haben die sich gar nicht befasst und konnten das auch gar nicht wissen, haben es nicht gewusst.
Kassel: Es drängt sich natürlich in diesen Tagen der Vergleich mit Fukushima auf. Es gibt natürlich Unterschiede, gerade diese Unterschiede liegen natürlich auch im politischen System, Japan ist keine Diktatur, da kann man nicht einfach Leute hinbefehlen, damit die da aufräumen. Aber was zum Beispiel Heimat, was Rückkehrer angehen wird und vieles mehr, glauben Sie, die Gegend um Fukushima wird bald in etwa so sein wie jetzt die Gegend um Tschernobyl?
Lubricht: Das befürchte ich.
Die Ausstellung "Tschernobyl: Verlorene Orte, gebrochene Biografien" ist noch bis zum 29. Mai 2011 im Willy-Brandt-Haus in Berlin zu sehen.
Katalog zur Ausstellung:
Rüdiger Lubricht: "Verlorene Orte. Gebrochene Biografien".
IBB, Dortmund 2011.
96 Seiten, 25 Euro.