"Ich, Tomek"

Der Jugendliche Tomek lebt in einer polnischen Kleinstadt an der deutschen Grenze. Um schnell zu Geld zu kommen, verkauft er sich an Deutsche, die billigen Sex mit Minderjährigen suchen.
Deutschland / Polen 2009. Regie: Robert Glinski. Darsteller: Filip Garbacz, Anna Kulej, Rolf Hoppe, Daniel Furmaniak, Dorota Wierzbicka, Bogdan Koca, Tomasz Tyndyk. FSK: ab 16. Länge: 94 Minuten.

"Ich, Tomek" ist das Porträt eines sympathischen Jungen in der deutsch-polnischen Grenzstadt Gubin, Anders als seine Altersgenossen lässt sich der schlaksige 15-Jährige sogar noch von Kirchenfesten begeistern. Doch das Geld für seinen großen Wunsch, ein Teleskop für die Schulsternwarte anzuschaffen bekommt er auch vom Pfarrer nicht. Als er sich zum ersten mal verliebt und seine kleine Freundin Marta (Anna Kulej) ausgefallene Wünsche äußert, ist Tomek in Not. Er will sich Geld von seinem gutmütigen Freund Ciemny (Daniel Furmaniak) borgen.

Der hat immer Geld und Tomek ahnt langsam auch, woher er es bekommt. Tomek beobachtet die Jungs, die eben noch seinen Spielkameraden waren, in der Diskothek, einem Umschlagplatz für heiße Ware, Drogen und Stricher. Er sieht die Autos mit deutschen Kennzeichen, die sie aufsammeln und mit Geldscheinen wieder ausspucken.

Als Tomek Versuche, auf "anständige" Art zu Geld zu kommen scheitern, muss er sich entscheiden. Der erste Kunde ist nett, doch das wird nicht so bleiben. Der würgende Ekel, das Geschockte Wegsehen der Eltern, die Erfahrung der Demütigungen, wenn Marta sein Geld sinnlos verschwendet, kosten Tomek seine Jugend. Das gut gemeinte Hilfsangebot seines Lehrers (Rolf Hoppe) schlägt er hart aus. Nachdem er sich raffiniert gegen seinen Zuhälter gewehrt hat, nimmt er am Ende selbst dessen Platz ein.

Regisseur Robert Glinski lässt seinen Helden in diesem Kompromiss, – und schnörkellos erzählten Film eigentlich keinen Ausweg. Er muss den für den Zuschauer vorhersehbaren Weg zu Ende gehen. Doch das gerät dank der grandiosen darstellerischen Leistung des Hauptdarstellers Filip Garbacz nicht zur kalten Abrechnung mit der gesellschaftlich vorgegebenen Verwahrlosung, sondern fordert die Anteilnahme und den Protest des Zuschauers heraus.
Für Filip Garbasz gab es eine besondere Erwähnung auf dem Filmfest in Karlovy Vary und den Preis für den besten Debütanten beim polnischen Filmfestival. "Ich, Tomek" wurde von einem deutsch-polnischen Filmteam mit deutscher Filmförderung gedreht und trägt im Original den Titel "Swinki - Schweinchen", der Grenz-Slang für Teenager, die sich prostituieren.