Harfenistin Sissi Makropoulou
Mischt verschiedene musikalische Einflüsse: die Harfenistin Sissi Makropoulou. © Privat
“Ich war sofort verliebt in das Instrument”
34:34 Minuten

Die griechische Harfenistin Sissi Makropoulou spielt nicht nur Klassik: Als Sissi Rada macht sie elektronische Musik, singt und komponiert. Und sie absolviert eine Ausbildung zur Musiktherapeutin. Dafür steht demnächst ein Praktikum im Gefängnis an.
Als die Athenerin Sissi Makropoulou als Kind zum ersten Mal eine Harfe hörte, war sie begeistert: „Ich war sofort verliebt in das Instrument, aber auch in den Harfenspieler.” Der Wunsch, selbst Harfe zu spielen, wächst. Nach einer Wartezeit von einem Jahr – um zu sehen, ob das Kind auch wirklich will – erhält sie ihre erste Harfe und hat seitdem auch nicht mehr aufgehört zu spielen. Dass sich das Warten gelohnt hat, zeigt ihr Erfolg: Sie spielt mit bekannten Musikern und Orchestern wie den Berliner Philharmonikern oder dem Ensemble musicAeterna unter Teodor Currentzis.
Eigene Arrangements
Für ihr Instrument komponiert Makropoulou mittlerweile nicht nur selbst, sie arrangiert auch viele Stücke neu: „Viele sehen die Harfe als ein beängstigendes Instrument. Besonders die Komponisten denken, es ist sehr kompliziert. Deswegen haben wir leider ein begrenztes Programm. Aber eigentlich ist es wie ein Klavier. Und wenn die Harfenisten und Harfenistinnen bereit sind, dann können sie alles spielen mit Arrangements.”
Elektrosounds als Sissi Rada
Ihre Fähigkeiten als Komponistin stellt sie auch im Bereich der elektronischen Musik unter Beweis: Unter dem Namen Sissi Rada spielt sie Stücke, die sie am Computer entwickelt hat, teilweise mit verfremdeten Harfenklängen, teilweise mit völlig anderen Sounds. Mit dem Computer ging es los, als sie sich während des Studiums den Finger verletzt hatte und das Üben auf der Harfe erst einmal pausieren musste. “Ich hab angefangen, damit zu spielen, und dann dachte ich, das macht mir Spaß, und habe es dann als Fach an der Universität studiert.”
Musik als Therapie
Neben Elektrosounds und klassischer Harfe ist Sissi Makropoulou dabei, sich ein weiteres Standbein aufzubauen: Im Fernstudium lässt sie sich zur Musiktherapeutin ausbilden und hat in dem Bereich auch schon Erfahrungen gesammelt: „Ich arbeite in Athen mit Teenagern, die suizidgefährdet sind, in der kinderpsychiatrischen Klinik. Nächstes Jahr fange ich ein Praktikum in einem Gefängnis an, das ist ein Spezialgefängnis, wo Sexualtäter gefangen sind.”
Zurück am Meer
Seit der Pandemie ist sie aus Berlin, wo sie viele Jahre studiert und gelebt hat, wieder nach Griechenland gezogen und wohnt jetzt direkt am Strand. Auch wenn immer noch viele Konzerte gecancelt werden, wie sie sagt, macht sie weiter Musik und ist froh, dass es wieder Auftritte gibt. Etwas Positives kann sie der Corona-Zeit dennoch abgewinnen: „Ich habe gelernt, die Gegenwart zu schätzen. Das habe ich vorher nicht.” Und diese Gegenwart nutzt sie neben CD-Aufnahmen und intensiven Übungseinheiten auf der Harfe auch gerne für den Sport: „Man kann hier sehr gut Windsurfen.”
(mah)