Ideale Ergänzung
Der Unternehmer Max Fischer sammelte begeistert Kunst, vor allem Vertreter der Brücke, des Blauen Reiters und des Bauhauses. Nach dem Tod des Sammlers und seiner Frau gelangte die Sammlung als Dauerleihgabe an die Staatsgalerie Stuttgart, die sich nun bedankt sich mit einer Ausstellung bedankt.
Ein Foto im Katalog zeigt, wie Max Fischer wohnte, und das, so Ina Conzen, die Kuratorin der Ausstellung, erlaubt Rückschlüsse auf die Art, wie er Kunst betrachtete. Denn in seinem Wohnzimmer hängen dicht an dicht Gemälde, stehen Plastiken, und zwar sowohl Kunst des 19. Jahrhunderts als auch Kunst des 20. Jahrhunderts.
"Es gibt einen sehr anrührenden Briefwechsel mit Alfred Kubin, mit dem er freundschaftlich verbunden war und dem er immer wieder gestand, dass das Sammeln von Kunst ein ganz wesentlicher Gegenpol war zu seiner Tätigkeit als Geschäftsmann und als Naturwissenschaftler. Man kann sicherlich sagen, Max Fischer war kein Sammler aus Repräsentationsbedürfnis heraus, sondern aus einem inneren Verlangen, nach dem Geistigen, nach Spirituellem zu suchen."
Das erklärt möglicherweise auch die Schwerpunkte seiner Sammeltätigkeit. Seine kleine Sammlung Alter Meister verkaufte er relativ bald, um sich ganz der Kunst seiner Zeit zu widmen. Er begann damit in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts, und da waren Künstler wie die Expressionisten der Brücke und des Blauen Reiters, und natürlich auch die des Bauhauses noch aktuell.
Conzen: "Eine Kunst, die Fischer ansprach, der Expressionismus viel mehr als die Nachkriegsabstraktion. Es hätte ja nahegelegen, in Stuttgart auch Baumeister und seinen Kreis zu sammeln, aber er hat sich sozusagen rückwirkend auf die expressionistische Kunst bezogen, wohl auch weil er verfolgt hat, wie diese Kunst in den 30er-Jahren und in den 40er-Jahren keinen Platz hatte in Deutschland, und es war eine Wiederentdeckung, das muss man sich auch vorstellen, das waren Werke, die man nicht gesehen hat in den 30er- und 40er-Jahren."
Dabei brauchte er offenbar das Gegenständliche. Vom Blauen Reiter ist Franz Marc gut vertreten, auch Alexander Jawlensky, von Kandinsky dagegen gibt es nur ein Blatt.
Conzen: "Es fällt auf, dass Max Fischer sich weniger für Abstraktion interessiert hat. Er hat gegenständlich gesammelt. Aus den Unterlagen, die spärlich sind, ist zu entnehmen, dass er Werke von Kandinsky besaß, die "Kleinen Welten", diese abstrakte Grafikfolge, die hat er wieder verkauft, weil ihm doch offensichtlich die gegenständlich-figürlichen Arbeiten mehr angesprochen haben, weil er da sich mit bestimmten menschlichen Situationen, Grenzsituationen, identifizieren konnte."
Die Sammlung ist ein Schatz, nicht nur wegen ihres Umfangs von rund 250 Arbeiten, zum größten Teil Druckgrafik. Sie ist durch ihre Konzentration auf den Expressionismus so umfassend, dass Ina Conzen in zwei Räumen geradezu eine Einzelausstellung von Ernst Ludwig Kirchner präsentieren kann, die alle Schaffensphasen zeigt - von den frühen Figurenbildern des noch nicht 30-Jährigen bis hin zu den Bergbildern der Spätzeit in Davos - und wie so oft, kam Fischer auf seine Sammelthemen durch persönliche Kontakte.
Conzen: "Da spielte sicherlich auch eine Rolle, dass Norbert Roman Ketterer, der in Stuttgart ja das berühmte, wegweisende Auktionshaus Stuttgarter Kunstkabinett führte, den Nachlass von Kirchner 1954 übernahm, sodass Ketterer die Adresse für Kirchner in Deutschland war."
Und der Schwerpunkt Oskar Schlemmer erklärt sich aus seiner persönlichen Bekanntschaft. Wir sehen faszinierende Kompositionen, bei denen die Männer- und Frauengestalten wie Figurinen im Raum zu schweben scheinen. Für die Staatsgalerie ist diese Sammlung als Dauerleihgabe eine ideale Bereicherung, obwohl sie in dieser Epoche durchaus gut bestückt ist, vielleicht aber auch gerade, weil dem so ist.
Conzen: "Man kann sagen, dass die Sammlung Fischer und die Klassische Moderne der Staatsgalerie Stuttgart sowohl im grafischen als auch im Gemäldebereich geradezu reißverschlussartig zusammengehen. Das haben sie auch versucht, in der Ausstellung zu zeigen, indem wir immer wieder dort, wo es passt, Werke aus der eigenen Sammlung den Werken aus der Sammlung Fischer gegenüber gestellt haben."
So fügen sich die Bilder aus dem Besitz der Staatsgalerie nahtlos in die Ausstellung der Sammlung Fischer ein, und gelegentlich ist das Blatt aus der Privatsammlung sogar als das Pendent der Staatsgalerie. So hängen übereinander zwei Versionen eines Liebespaars von Edvard Munch. Die Version aus der Staatsgalerie ist ein schlichter Holzdruck, Fischers Sammlung steuert die Frottage davon bei, den Abrieb vom selben Druckstock also, ein äußerst seltenes und reizvolles Blatt, auf dem die Farben ätherisch zart in mannigfaltigen Nuancen ineinander übergehen.
"Es gibt einen sehr anrührenden Briefwechsel mit Alfred Kubin, mit dem er freundschaftlich verbunden war und dem er immer wieder gestand, dass das Sammeln von Kunst ein ganz wesentlicher Gegenpol war zu seiner Tätigkeit als Geschäftsmann und als Naturwissenschaftler. Man kann sicherlich sagen, Max Fischer war kein Sammler aus Repräsentationsbedürfnis heraus, sondern aus einem inneren Verlangen, nach dem Geistigen, nach Spirituellem zu suchen."
Das erklärt möglicherweise auch die Schwerpunkte seiner Sammeltätigkeit. Seine kleine Sammlung Alter Meister verkaufte er relativ bald, um sich ganz der Kunst seiner Zeit zu widmen. Er begann damit in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts, und da waren Künstler wie die Expressionisten der Brücke und des Blauen Reiters, und natürlich auch die des Bauhauses noch aktuell.
Conzen: "Eine Kunst, die Fischer ansprach, der Expressionismus viel mehr als die Nachkriegsabstraktion. Es hätte ja nahegelegen, in Stuttgart auch Baumeister und seinen Kreis zu sammeln, aber er hat sich sozusagen rückwirkend auf die expressionistische Kunst bezogen, wohl auch weil er verfolgt hat, wie diese Kunst in den 30er-Jahren und in den 40er-Jahren keinen Platz hatte in Deutschland, und es war eine Wiederentdeckung, das muss man sich auch vorstellen, das waren Werke, die man nicht gesehen hat in den 30er- und 40er-Jahren."
Dabei brauchte er offenbar das Gegenständliche. Vom Blauen Reiter ist Franz Marc gut vertreten, auch Alexander Jawlensky, von Kandinsky dagegen gibt es nur ein Blatt.
Conzen: "Es fällt auf, dass Max Fischer sich weniger für Abstraktion interessiert hat. Er hat gegenständlich gesammelt. Aus den Unterlagen, die spärlich sind, ist zu entnehmen, dass er Werke von Kandinsky besaß, die "Kleinen Welten", diese abstrakte Grafikfolge, die hat er wieder verkauft, weil ihm doch offensichtlich die gegenständlich-figürlichen Arbeiten mehr angesprochen haben, weil er da sich mit bestimmten menschlichen Situationen, Grenzsituationen, identifizieren konnte."
Die Sammlung ist ein Schatz, nicht nur wegen ihres Umfangs von rund 250 Arbeiten, zum größten Teil Druckgrafik. Sie ist durch ihre Konzentration auf den Expressionismus so umfassend, dass Ina Conzen in zwei Räumen geradezu eine Einzelausstellung von Ernst Ludwig Kirchner präsentieren kann, die alle Schaffensphasen zeigt - von den frühen Figurenbildern des noch nicht 30-Jährigen bis hin zu den Bergbildern der Spätzeit in Davos - und wie so oft, kam Fischer auf seine Sammelthemen durch persönliche Kontakte.
Conzen: "Da spielte sicherlich auch eine Rolle, dass Norbert Roman Ketterer, der in Stuttgart ja das berühmte, wegweisende Auktionshaus Stuttgarter Kunstkabinett führte, den Nachlass von Kirchner 1954 übernahm, sodass Ketterer die Adresse für Kirchner in Deutschland war."
Und der Schwerpunkt Oskar Schlemmer erklärt sich aus seiner persönlichen Bekanntschaft. Wir sehen faszinierende Kompositionen, bei denen die Männer- und Frauengestalten wie Figurinen im Raum zu schweben scheinen. Für die Staatsgalerie ist diese Sammlung als Dauerleihgabe eine ideale Bereicherung, obwohl sie in dieser Epoche durchaus gut bestückt ist, vielleicht aber auch gerade, weil dem so ist.
Conzen: "Man kann sagen, dass die Sammlung Fischer und die Klassische Moderne der Staatsgalerie Stuttgart sowohl im grafischen als auch im Gemäldebereich geradezu reißverschlussartig zusammengehen. Das haben sie auch versucht, in der Ausstellung zu zeigen, indem wir immer wieder dort, wo es passt, Werke aus der eigenen Sammlung den Werken aus der Sammlung Fischer gegenüber gestellt haben."
So fügen sich die Bilder aus dem Besitz der Staatsgalerie nahtlos in die Ausstellung der Sammlung Fischer ein, und gelegentlich ist das Blatt aus der Privatsammlung sogar als das Pendent der Staatsgalerie. So hängen übereinander zwei Versionen eines Liebespaars von Edvard Munch. Die Version aus der Staatsgalerie ist ein schlichter Holzdruck, Fischers Sammlung steuert die Frottage davon bei, den Abrieb vom selben Druckstock also, ein äußerst seltenes und reizvolles Blatt, auf dem die Farben ätherisch zart in mannigfaltigen Nuancen ineinander übergehen.