"Wir scheitern im Moment schon an Artikel 1"
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Vor 70 Jahren verkündete der Parlamentarische Rat in Bonn feierlich das Grundgesetz. Die Kabarettistin Idil Baydar findet die deutsche Verfassung großartig. Noch schöner wäre es für Baydar allerdings, wenn die Verfassungsrechte auch durchgesetzt würden.
"Ein wunderschönes Werk" - die Kabarettistin Idil Baydar ist voll des Lobes für das deutsche Grundgesetz. Ein Problem hat sie allerdings damit, dass es ihrer Meinung nach nicht wirklich umgesetzt wird. "Wir scheitern zur Zeit schon an Artikel 1", schimpfte Baydar im Deutschlandfunk Kultur. Dass die Würde unantastbar sei, passe nicht zu einer Partei wie der AfD, die in einer Demokratie nichts verloren habe.
Alle müssen sich dran halten
Das Grundgesetz gelte für jeden Menschen, betonte sie: "Das ist unsere Basis, daran hat man sich zu halten." Was ihr fehle, sei der Wille, den Text ernst zu nehmen. "Es ist wunderschön. Es ist ein wunderschönes Grundgesetz, was Menschen schützen soll, was ihre Würde beschützen soll, und so wie ich das sehe, steht zur Zeit sehr auf der Kippe, ob das so noch funktioniert in diesem Land."
Das Wort "Rasse" kann ruhig raus
Baydar schlug vor, die deutsche Verfassung stärker im Schulunterricht zu verankern. Die Inhalte müssten mehr in den Alltag der Bürger transportiert werden. Außerdem müsse das Grundgesetz mal durchgekämmt werden, betonte Baydar. So sei in Artikel 3, Absatz 3 immer noch von "Rasse" die Rede. "Wir sind natürlich keine Bakterien, keine Hunde, keine Erbsen nach Mendel - insofern kann das Wort 'Rasse' da ruhig raus."
(ahe)