"Makro-aggressive Angriffe auf den türkischen Gefühlt-Körper"
Die Özil-Debatte scheint in einer Endlos-Schleife zu stecken - auch weil der DFB nach dem Vorrunden-Aus nachgelegt hat. Die türkische Community ist enttäuscht und wütend. Für die Kabarettistin Idil Baydar "geht das alles in Richtung neuer Türken-Hass".
Wochen ist das unglückliche Foto von Mesut Özil mit dem türkischen Präsidenten Erdogan bereits her, doch der DFB diskutiert noch immer darüber. Nach dem WM-Debakel haben DFB-Chef Reinhard Grindel und Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff die Debatte erneut angeheizt. Viele sind über diesen Umgang mit Özil empört, vor allem in der türkischen Community.
Es geht nicht mehr um das Foto
Nachdem das Foto bekannt geworden sei, habe man klar sehen können, dass es aus dem migrantischen Umfeld keine Unterstützung für das Foto gegeben habe. Danach sei es allerdings auf einmal nicht mehr um das Bild gegangen und "das ist ganz deutlich in der türkischen Community angekommen", sagt die Kabarettistin Idil Baydar im Deutschlandfunk Kultur.
Natürlich werde das nicht gut aufgenommen, "denn es sind ja schon sehr makro-aggressive Angriffe auf den türkischen Gefühlt-Körper".
Özil-Debatte war nicht der Anfang
Überraschend findet Baydar die Debatte allerdings nicht. "Das geht ja nicht erst seit gestern, Özil ist auch nicht der Anfang". So sprächen AfD-Politiker beispielsweise von Türken als 'Kameltreibern' und 'Kümmelhändlern' oder davon, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung ,Özogus,zu 'entsorgen': "Das alles geht in eine Richtung, wo man schon sagen könnte, hier ist ein Türkenhass ausgebrochen und der wird jetzt hier ungeniert formuliert und gelebt."
Viele hätten sich über das Foto von Özil aufgeregt, so die Kabarettistin. "Ich persönlich find's auch nicht toll. Aber derartig in einen Diskurs abzurutschen, wo man jetzt wieder so 'Du böser, böser Kanake' ruft, das geht nicht. Das ist für unser Zusammenleben derartig schädlich. Und ich glaube das größte Problem daran ist, dass man auch nicht das Gefühl hat als Migrant, man wird irgendwie beschützt davor.