Der Iffland-Ring ist nach dem deutschen Schauspieler und Theaterdirektor August Wilhelm Iffland (1759 – 1814) benannt. Er gilt als höchste Auszeichnung des deutschsprachigen Theaters. Er wird auf Lebenszeit und der Tradition nach ausschließlich an Männer verliehen. Der Träger soll testamentarisch darüber verfügen, wer der Nachfolger sein wird. Auf dem Schmuckstück prangt das Konterfei Ifflands. Seit den 50er-Jahren ist der Iffland-Ring zweckgebundenes Eigentum der Republik Österreich.
(ahe/eg/gem)
Der neue Herr des Rings
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Der neue Träger des Iffland-Rings, Jens Harzer, gilt nun als "bedeutendster und würdigster Bühnenkünstler" der Gegenwart. Eine Überraschung sei die Entscheidung nicht, sagt Kritiker Falk Schreiber. Allerdings hält er die Auszeichnung für nicht mehr zeitgemäß.
Der neue Träger des Iffland-Ringes ist der Schauspieler Jens Harzer. Der Ring soll seinen Träger auf Lebenszeit als wichtigsten Darsteller der deutschsprachigen Theaterwelt auszeichnen. Nach dem Tod des letzten Trägers, Bruno Ganz, war mit Spannung darauf gewartet worden, wen der Schauspieler noch zu seinen Lebzeiten ausgewählt hatte.
Für den Hamburger Theaterkritiker Falk Schreiber ist die Verfügung von Bruno Ganz, den Ring an Harzer weiterzureichen, "keine Überraschung und eine verdiente Entscheidung". Harzer und Ganz hätten, bei aller Verschiedenheit, eine ähnliche Herangehensweise an das Theater. Und beide seien eher leise als laut, was das Auftreten in der Öffentlichkeit anbelange.
Vor allem seine Stimme bleibt in Erinnerung
Harzer, Ensemblemitglied des Hamburger Thalia-Theaters, wurde 1972 in Wiesbaden geboren. Für seine schauspielerischen Leistungen hat er bereits einige bedeutende Preise erhalten. Die Südddeutsche Zeitung attestierte ihm einst "James Dean-Qualitäten". Er spielt nicht nur Theater, sondern wirkt auch in Film- und Fernsehproduktionen mit. Zuletzt war er unter anderem in der Serie "Babylon Berlin" zu sehen.
Von diesem Auftritt dürfte vor allem seine Stimme in Erinnerung geblieben sein. Es sei eine Stimme, so Schreiber, die nicht aufdringlich sei, aber dennoch große Wirkung entfalte: "Er spielt sich nicht in den Vordergrund, sondern er spielt sich quasi von hinten in die Aufmerksamkeit rein. Das gilt sowohl für sein Spielen als auch für seine Stimme." Man nehme den Schauspieler erst nach einer gewissen Zeit richtig wahr, dann aber intensiv. Auf jeden Fall, sagte Schreiber weiter, nehme er Jens Harzer als "einen sehr uneitlen Schauspieler" wahr, "der sich sehr in den Dienst einer Inszenierung stellt - ohne dass man sagen könnte, er vertritt einen klassischen Werktreuebegriff - das macht er nicht".
Vorbild Bruno Ganz
Harzer wurde in den 90er Jahren, noch vor seinem Abschluss an der Otto-Falckenberg-Schauspielschule in München, von Dieter Dorn an die Münchner Kammerspiele geholt. Seitdem wurde er immer wieder mit seinem Vorbild Bruno Ganz verglichen. Weitere Stationen am Theater waren die Berliner Schaubühne, das Bayrische Staatsschauspiel und die Salzburger Festspiele. Seit 2009 ist er Ensemble-Mitglied am Hamburger Thalia-Theater. Bereits zweimal wurde er von der Fachzeitschrift "Theater heute" zum Schauspieler des Jahres gewählt.
Allerdings findet Falk Schreiber den Iffland-Ring an sich nicht mehr zeitgemäß. Dahinter stecke der Gedanke, den einen, alles überragenden Schauspieler auszuzeichnen. "Der Schauspieler, der das Maß aller Dinge ist - so kann man heute nicht mehr denken." Allein das Thalia-Theater verfüge über ein herausragendes Ensemble mit erstklassigen Schauspielern. Es wäre verfehlt, Jens Harzer nun als "den Tollsten" im Ensemble herauszustellen - und seine Kolleginnen und Kollegen als Zuarbeiter. Das sei ganz gewiss auch nicht im Sinne des Schauspielers.
(mkn/ahe)
Wie Jens Harzer zu dem Schauspieler wurde, der jetzt in der Öffentlichkeit steht, berichtet Theaterkritiker Christoph Leibold in "Fazit". Er hat Harzer seit den Anfängen seiner Karriere beobachtet. Audio Player