Ihr Schicksal ist die Formel 1

Von Christian Berndt |
"Rush" erzählt vom legendären Wettkampf der Rennfahrer Niki Lauda und James Hunt in den 70er-Jahren - und bekam Standing Ovations beim Filmfestival in Toronto. Besonders gelobt wurde Lauda-Darsteller Daniel Brühl, der den Rennfahrer mit einer Mischung aus Arroganz und Verklemmtheit wunderbar ambivalent spielt.
Filmausschnitt:
"(Scharf-sausende Rennwagen-Geräusche, jubelnde Menge) "Hunt hat jetzt die Lücke wieder geschlossen. Niki Lauda steht durch Hunt mächtig unter Druck.""

Beim Großen Preis von England 1976 steht es zwischen den beiden Erzrivalen Spitz auf Kopf. Niki Lauda ist amtierender Weltmeister, aber der Engländer James Hunt ist ihm auf den Fersen – ein halsbrecherisches Rennen. Die Formel 1 ist in den Siebzigerjahren ein gefährliches Abenteuer:

Filmausschnitt:
"25 Fahrer gehen in jeder Formel-1-Saison an den Start, und jedes Jahr sterben 2 von uns. Was sind das für Menschen, die so einen Job machen?"

Die Frage beantwortet sich Lauda gleich selbst, Verrückte wie er. Aber ein Heißsporn ist Lauda, dem Daniel Brühl nicht nur äußerlich verblüffend ähnlich sieht, sondern den er mit einer Mischung aus Arroganz und Verklemmtheit auch wunderbar ambivalent spielt, nicht. Eher ein Perfektionist, der Risiken sehr genau einschätzt. Ganz anders dagegen sein Gegenspieler James Hunt: Der gutaussehende Hallodri trinkt und kifft und hat gern ausgedehnten Sex vor den Rennen – das genaue Gegenteil vom disziplinierten Lauda. Die beiden beäugen sich misstrauisch, aber interessiert.

Filmausschnitt:
"Um Champion zu sein, braucht es mehr als nur Schnelligkeit, alles muss passen. – Ah. – Du fährst aggressiv, bist ein Partytiger, deshalb mögen dich alle. – Wiederhole das und sage, du wärst nicht eifersüchtig. – Wieso sollte ich eifersüchtig sein? Die ganzen Lächler und Schleimereien zeigen nur, wie gering man dich schätzt. – Oh. – Nein, sie fürchten dich nicht. Im Vergleich zu mir … – Ja, im Vergleich zu dir, dich mag keiner. – Richtig."

Sympathisch ist Lauda nicht, aber in seiner Eigenheit anziehend. Regisseur Ron Howard hat in "Rush" das Psychogramm der Figuren in den Vordergrund gestellt. Der Antagonismus seiner Helden gipfelt schließlich in jenem schicksalhaften Rennen 1976, das traurige Berühmtheit erlangt:

Filmausschnitt:
"Willkommen am Nürburgring, dem gefährlichsten Kurs der gesamten Saison. In der Formel 1 nennt man ihn auch die 'Grüne Hölle'. Das Wetter ist heute absolut nicht ideal, und letzten Meldungen zufolge ist auch keine Besserung in Sicht."

Es ist der besonnene Lauda, der davor warnt zu starten - bei Regen ist der Nürburgring lebensgefährlich. Der katastrophale Ausgang ist bekannt, aber wie es dahin kommt und wie sich der schwer gezeichnete Lauda wieder aufbäumt, ist von Brühl so mitreißend gespielt, dass der Rennfahrerfilm zum fesselnden Drama wird.