Wir hatten Sie gefragt, welche Weltzeit Sie sich wünschen am 22. Dezember. Mehr als 100 gute Vorschläge haben uns erreicht. Ausgewählt haben wir die Proteste in North Dakota gegen eine Öl-Pipeline, aber weitere Ihrer Ideen setzen wir ebenfalls um.
Protest der Indigenen gegen Öl-Pipeline in North Dakota
Auf Ihren Wunsch ist unsere Reporterin nach North Dakota geflogen, kämpft dort mit Schneestürmen, Straßenblockaden und eisigen Händen beim Aufnehmen der Interviews. Ihre Recherche und alle weiteren Hörer-Ideen finden Sie hier.
Die fertige Wunsch-Weltzeit vom 22. Dezember finden Sie hier und folgend lesen Sie das Tagebuch der Reporterin:
Reportertagebuch (1) - Schneeschuhe
Kerstin Zilm berichtet als freie Hörfunk-Korrespondentin in der Regel aus Kalifornien. Nun schicken wir sie in den Norden der USA - nach North Dakota. Dafür braucht es bei den aktuellen Temperaturen weit unter Null Grad nicht nur neue Winterschuhe, Socken und eine dicke Mütze zur Vorbereitung. Sie bekam auch Hinweise von Frau Neis, die für den 17.03.2017 selbst eine Informations-Veranstaltung zu dem Thema privat im Saarland organisiert (Kontakt über Weltzeit@deutschlandradio.de).
Die Weltzeit-Hörerin aus dem Saarland gehörte zu den Menschen, die sich bei uns gemeldet haben mit dem Wusch, dass wir über die Proteste gegen die Öl-Pipeline berichten. Sie interessiere sich selbst sehr für das Thema, habe auch Kontakte in die USA und hatte auch noch ein paar Hinweise für die Reporterin, als wir beide am Telefon hatten.
Reportertagebuch (2) - Ankunft
Nach Ankunft am Bismarck Municipal Airport schrieb uns Kerstin: "Bin endlich angekommen. Was für ein Trip bei diesem Wetter! 12 Stunden und jetzt gibt es hier Blizzard-Warnungen, Schneewehen und Windböen auf eisiger Straße. Ich bin gar nicht auf den Hotelparkplatz gekommen, weil die Auffahrt komplett zugeschneit ist und sie aufgegeben haben, sie frei zu schaufeln. Habe mich dann mit meinem Gepäck durch den Blizzard ins Hotel gekämpft. Wow. Wettervorhersagen sagen, dass das alles bis morgen Abend so weiter geht, Schulen sind geschlossen, Notunterkünfte geöffnet. Ich weiß nicht, ob ich es so bis zum Protest-Camp schaffe. Gute Nacht"
Reportertagebuch (3) - Warten im Schnee
"Ich bin heute nicht weit gekommen, nur mal zu Fuß zum Walmart auf der anderen Straßenseite, um mir was zum Essen zu holen. Andauernd fahren hier in Bismarck Schneepflüge rum, aber sie kommen mit den Massen an Schnee nicht hinterher. Ich habe meinen Rückflug nach hinten geschoben. Ich konnte nur am Telefon mit zwei Vertreterinnen der indigenen Protestgruppen sprechen. Andere Kontakte waren krank oder gingen nicht ans Telefon. Ich vermute die Verbindungen im Camp sind sehr schlecht. Morgen will ich hin. Zwei starke Männer haben hier mein Auto freigeschauffelt. Die Straßen sind aber noch eisig. Windböen von von mehr als 50 Stundenkilometer. Hauptverkehrsstraßen noch gesperrt. Aber in der Hotellobby habe ich (Reporterglück!) Dennis Kucinich getroffen - von 1997 - 2013 US-Kongressabgeordneter für die Demokraten und 2004 und 2008 bei den Vorwahlen für die US-Präsidentschaft. Er hat mir ein kleines Interview zu den Protesten gegeben."
Reportertagebuch (4) - Aufbruch zum Protest-Camp
"Mein erster Versuch mit dem eigenen Auto zum Protestcamp wurde an einer Straßensperrung beendet. Durch Zufall habe ich ein paar junge Umweltschützer getroffen, die mich in ihrem Auto über Ausweichrouten mitnahmen, so habe ich es doch geschafft. Dort kam die Nachricht, dass der Weiterbau der Pipeline vorerst gestoppt ist. Das dürfte die Demonstranten freuen. Aber Betreiber Energy Transfer Partners (ETP) hat gesagt, sie werden die Pipeline bauen und zwar auch auf der Strecke wie geplant: Die verschobene Genehmigung sei ein erwartetes politisches Spiel der Obama-Regierung, mit Trump, der selbst Investor ist, werde sich das Blatt schnell wenden und alles doch noch umgesetzt werden können."
"Der Chef der Standing Rock Sioux Dave Archambault hat die Demonstranten aufgefordert, nach Hause zu gehen. Das Wetter sei zu schlecht und die Pipeline ja zumindest erstmal verhindert. Nicht alle Vertreter der Indigenen sehen das genauso. Zahlreiche haben dazu aufgefordert, auf jeden Fall zu bleiben, um weiter Position zu beziehen. Ich habe noch Hunderte angetroffen, als ich endlich im Camp ankam."
Reportertagebuch (5) - Im Zelt
"Wahnsinn, wie sich die Menschen hier gegenseitig unterstützen und mit welcher Energie sie sich für das Grundwasser, die Umwelt und die Grabstätten ihrer Vorfahren engagieren, seit Monaten - trotz der bitteren Kälte. Ich frage einen der Ansprechpartner nach einem Interview. Er bittet mich in sein Zelt und begrüßt mich auf Deutsch. Verrückt! Ich soll erstmal nichts fragen, wir sitzen am Feuer und er will etwas über mich erfahren. Nach einer halben Stunde hat er offenbar Vertrauen zu mir und ich darf loslegen. Als ich den Namen erfrage, dachte ich an 'Wild Horse' oder 'Big Bear', wie in Winnetou. Er antwortet knapp, er heiße Johnny."
Umgesetzt von Ihren Ideen:
- Humanitäre Katastrophe auf und um das Mittelmeer (30.11.16)
- Friedensprozess in Kolumbien (07.11.16)
- UNESCO-Stadt "Auroville" (14.12.16)
- Weihnachtsfeiertage für Sinti und Roma (20.12.16)
- Sufismus in Pakistan (27.12.16)
- Das Leben von Hebammen auf der Welt (29.12.16)
In der Planung:
- 100 Jahre finnische Unabhängigkeit - Was ist eigentlich finnisch?
- Wie entwickelt sich das Milliardengeschaft mit Cannabis in vier US-Bundesstaaten?
- "Moderne Hexenjagden" in Ghana
- Ein Besuch auf "Tristan da Cunha" - die wohl am weitesten vom Festland entfernte Insel der Welt mit etwa 300 Bewohnern.
Hier eine Auswahl weiterer Hörerideen, die uns per E-Mail erreichten:
- "Wie sieht es aus mit dem Fracking im Ausland?"
- "Jüdische Gemeinden in Bulgarien früher und heute - speziell die Stadt Plovdiv"
- "Industriegebiete in Südpolen im Wandel der Zeit - z. B. in den Städten Gliwice und Katowice"
- "Peruanische Anden: Wie hat sich die Ernährungslage bei den peruanischen Campensinos in den fruchtbaren Gebirgstälern verändert, seitdem die Welt ihr "Superfood" isst, z.B. Quinoa, Quiwicha und Maca?"
- Die Lebenswirklichkeit der Navajo im "Navajo Nation Reservation" - dem größten Reservat einer indigenen Bevölkerungsgruppe in den USA"
- "Kleintadt Copsa Mica in Siebenbürgen in Rumänien, gilt als eine der am stärksten verschmutzten Städte Europas. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gab es wohl großes Aufsehen, seitdem hielt sich die Berichterstattung in Grenzen."
- "Was ist aus dem biblischen Garten Eden (Aden und Südjemen) geworden? Heimat der mythischen Königin von Saba, heute Kriegsschauplatz. Wie geht es den Menschen inmitten des - im Vergleich zu Syrien immer nur am Rande erwähnten - Krieges? Gibt es Hilfen?"
- Nicaragua-Kanal: Folgen für die Bevölkerung, für die Flora, Fauna. Inwieweit ist der chinesische Geldgeber tatsächlich am Projekt interessiert oder nur an Geldwäsche, Profit, chinesischer "Landeroberung"? Welche Interessen verfolgt Ortega? Welche Repressalien wendet er an? Welche Benefits wären überhaupt für die nicaraguanische Bevölkerung durch den Kanal absehbar?"
- "Untergrund Literatur, nicht kommerziell, kleine Zeitschriften und Verlage, jenseits des Mainstreams, Bücher, an und mit denen niemand verdient, wo es nicht ums Geld geht, weltweit."
- "Das wunderschönes Gebirgstal Teth in Albanien."
- "Ich würde gerne etwas über Start-Ups in Uganda hören. Gerne über die IT-Branche."
- "Mich interessiert besonders die Lage der Prostituierten in Südafrika und die Abgabe von HIV-Medikamenten an sie. Gibt es schon erste Erfolge?"
- "Reise ins Innenleben der walisischen Seele: Sprache, Landschaft, Mythologie und in Dylan Thomas' Geschichte "A Child's Christmas in Wales"... "
- "Kapverdische Inseln: Manch ein Kapverdianer beklagt, dass das Land an andere Länder ausverkauft wird. So haben sich etwa die Chinesen weitgehende Fischereirechte gesichert und die Tourismusbranche nutzt die "Filetstücke" des Landes. Wie verändert sich das Leben der Menschen dort?"
- "Die Lage von Atheisten in den verschiedenen Weltregionen. Wo werden sie diskriminiert, mit dem Leben bedroht oder sind unterrepräsentiert?"
- "Schweden und die Asylsituation: Schweden hat ja bis vor kurzem eine recht offene Asylpolitik gehabt, was zu starkem Zustrom von Flüchtlingen führte. Wie mir bekannt ist, fördert das aktuell eine ausländerfeindliche Stimmung im Land. Darüber wird in Deutschland wenig berichtet."
- Das Leben der Menschen in Madagaskar: Tourismus und Verelendung, das Gesundheitssystem (gibt es dort noch die Pest?) und der Zustand der einzigartigen Natur dort."
- "Wir würden gern etwas über die Ost-Oldtimer-Szene (Fahrzeuge, wie z.B. Syrena, Polonez, Warschawa) in Polen erfahren."
- "Es gibt eine Bewegung von Menschen die auf ländliche sogenannte Familienlandsitze in Russland ziehen. Dies hat vor etwa 15 Jahren begonnen und nun sind schon Hunderte Dörfer und Tausende solcher Landsitze entstanden. Ab diesem Jahr im Juni ist es sogar politisch durchgesetzt das im Osten des Landes, Russen ein Hektar Land von der Regierung zur Verfügung gestellt bekommen. Ein Ansatz um der globalen Krise etwas entgegen zu setzten?"