Ijoma Mangold ist kulturpolitischer Korrespondent der Wochenzeitung "Die Zeit". Der Literaturkritiker wurde 1971 in Heidelberg geboren. Er studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in München, Bologna und Berlin. Seine journalistische Laufbahn begann er bei der "Berliner Zeitung", arbeitete späte für die "Süddeutschen Zeitung" und wechselte anschließend zur "Zeit". Er moderierte mit Amelie Fried die ZDF-Literatursendung "Die Vorleser" und ist Träger des Berliner Preises für Literaturkritik. 2017 erschien seine Autobiografie "Das deutsche Krokodil".
"Wer wählt, muss schon verantwortungsfähig sein"
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Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hat zu den JugendPolitikTagen geladen. Konkrete Antworten bekamen die Jugendlichen dort bislang nicht. Ijoma Mangold findet es gut, wenn sie sich überall einmischen. Nur vom Wahlrecht mit 16 hält er nichts.
Von wegen konfliktscheu und politisch desinteressiert: In Berlin versammeln sich vom heutigen Freitag bis zum 12. Mai 450 Jugendliche aus ganz Deutschland zu den JugendPolitikTagen. Die jungen Leute tagen vor dem Hauptbahnhof in einem eigens errichteten Zelt. Im Rahmen von Foren, Arbeitsgruppen und Ergebniswerkstätten will die "Generation Fridays for Future" Impulse für eine jugendgerechte Politik geben. Es geht um Themen wie Bildung und Arbeit, Zusammenleben und Demokratie oder Umwelt und Gesundheit. Der Diskussion mit den Jugendlichen stellte sich Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), die zu der Veranstaltung eingeladen hatte.
Giffey erklärte unter anderem, sie sei dafür, das Wahlalter für junge Menschen generell auf 16 zu senken und nahm oft das Wort "JugendCheck" in den Mund. Und so gut die Jugendlichen es auch fanden, auf Tuchfühlung mit der Politik zu gehen und Fragen zu stellen. Nach Einschätzung unserer Korrespondentin Carolin Born empfanden viele Giffeys Antworten als wenig konkret.
Jugend wird als kostbares Gut gehegt
Unser Studiogast, "Zeit"-Redakteur Ijoma Mangold, meint: "Wir betreiben ja ein unglaubliches Bohei um die Jugend und zwar - das ist meine Vermutung - seit es sie immer weniger gibt. Demografisch werden wir eine immer ältere Gesellschaft. Und deshalb betrachten wir die Jugend wie etwas sehr Kostbares, das quasi mit Samthandschuhen angefasst werden muss."
Allgemein nehme politischer Aktionismus wieder zu, ist Mangolds Eindruck. Im Sinne der Informationsfülle sei es sehr wichtig, dass die Leute sich zu allem äußerten, überall einmischten und eigene Demonstrationen organisierten.
Mit 16 noch nicht verantwortungsfähig
Allerdings hält der "Zeit"-Redakteur nichts davon, das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken. "Früher gab es ja sogar die Einrichtung des Zensus-Wahlrechts, verknüpft mit dem Vermögensstand. Das ist natürlich demokratisch nicht zu rechtfertigen und zu legitimieren. Aber den Gedanken dahinter finde ich schon richtig: Wer wählt, muss gleichzeitig schon verantwortungsfähig sein. Und das ist man nicht, wenn man quasi noch vom Elternhaus durchgefüttert wird. Denn dann lässt sich im idealistischen Überschwang sehr schnell eine politisch Richtung wählen oder dafür auf die Straße gehen, ohne deren Refinanzierbarkeit im Blick haben zu müssen." Deshalb müsse ein Zusammenhang von "Mitspracherecht und die Suppe auch auslöffeln müssen", gegeben sein.
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