80 Jahre Ikea
Das Ikea-Versprechen: Möbel für jeden Geldbeutel. Hier eine Filiale in Wien 1977. © picture alliance / brandstaetter images / Votava
Möbel für alle
Billy – seit Jahrzehnten gehört für viele das Ikea-Regal zur Wohnungsausstattung mit dazu. Der Schwede Ingvar Kamprad hat vor 80 Jahren das Möbelhaus gegründet. Eine Unternehmensgeschichte, die auch dunkle Seiten hat.
Ikea - das Möbelhaus mit dem gelbblauen Logo - wird in diesem Jahr 80 Jahre alt. 1943 gründete der 17-jährige Ingvar Kamprad in der schwedischen Kleinstadt Älmhult das Unternehmen aus seiner elterlichen Scheune heraus. Heute würde man wohl sagen: ein Start-up. Zunächst verkaufte er Kugelschreiber und Nylonstrümpfe, schnell folgten Möbel, die er vor allem in der Nähe im schwedischen Småland verkaufte, so hielt er den Preis gering.
Bereits 1955 erschien der erste Ikea-Katalog, der die Möbel nicht losgelöst und freistehend zeigte, sondern eingebettet in ganze Räume, die sich komplett nachkaufen ließen. Um diese Zeit begann man auch damit, die Möbel als Bausätze zum Selbstbauen anzubieten, was die Möbel billiger machte und Einrichtungen erschwinglich. Ikea verkaufte ein "demokratisches Design" an die breite Masse.
Design nicht nur für die Reichen
Schon in den 1970er-Jahren ging das Unternehmen mit dem Spruch "For the wise rather than the wealthy" auf Kundenfang, erklärt Claudia Banz, Kuratorin am Museum für Kunstgewerbe in Berlin. So sei damit die Vorstellung verknüpft gewesen, dass jede Familie, unabhängig von der finanziellen Situation, sich ein schönes Zuhause einrichten könne.
Allerdings hätten nicht die Schweden das "massenkompatible Design" erfunden, sondern die Deutschen. So habe der 1907 gegründete Werkbund, eine Vereinigung von Architekten, Produzenten, Industriellen, Designerinnen und Designern, bereits darüber nachgedacht, wie man für viele Menschen gutes Design "Made in Germany" entwickeln könne, so Banz. Dazu wurden auch Ausstellungen gezeigt und Kataloge gedruckt.
All diese Ideen und Überlegungen zur Demokratisierung des Designs und der Einrichtung seien also nicht neu gewesen, Ikea habe es nur durch "ein geschicktes Marketing" geschafft, sich zu einem wichtigen Bestandteil der Populärkultur zu entwickeln. Zudem habe man in Deutschland durch den Werkbund Anknüpfungspunkte gehabt, unter anderem auch damit sei wohl der durchschlagende Erfolg hierzulande zu erklären.
Doch auch wenn Ikea eine "Schönheit im Heim" vermittle und das Billy-Regal aufgrund seiner Reduzierung und Schlichtheit mittlerweile als Design-Klassiker gelte, so Claudia Banz, zeichne sich Ikea vor allem durch eine Massenproduktion aus, und das sei gleichzeitig auch ein Problem. Denn wenn Dinge günstig seien, assoziiere man damit keine Wertigkeit und keine Langlebigkeit.
Permanent würden Menschen mit Werbekampagnen dazu aufgefordert, einkaufen zu gehen. "Shopping als Ausdruck der eigenen Identität", nennt das Claudia Banz. Je billiger Dinge aber seien, desto weniger wolle man sie behalten und das sei nicht sehr nachhaltig. Um wirklich nachhaltig zu sein, müsste unser gesamtes Konsumverhalten überdacht werden.
Die dunkle Seite von Ikea
Ikea ist ohne Frage eine Erfolgsgeschichte, mit dem Möbelunternehmen sind allerdings auch Negativschlagzeilen verbunden. Firmengründer Kamprad galt als geizig und als junger Mensch begeisterte er sich für die Nationalsozialisten, wofür er sich später öffentlich entschuldigte.
2012 gestand der Konzern nach einer internen Untersuchung ein, dass einige seiner Zulieferer in den 1970er- und den 1980er-Jahren DDR-Häftlinge für sich arbeiten ließen. Im November 2022 wurden erneut Vorwürfe zur Zwangsarbeit in belarussischen Gefängnissen und Strafkolonien erhoben.
Das Unternehmen erklärte daraufhin, es akzeptiere keine Zwangs- oder Gefängnisarbeit, und Lieferanten müssten die Standards der Internationalen Arbeitsorganisation einhalten. Im März 2022 hatte Ikea bereits bekannt gegeben, seine Aktivitäten in Belarus und Russland einzustellen, später gab es seinen Rückzug aus den Ländern bekannt.
Weltweiter Möbelgigant
Nach 80 Jahren ist Ikea heute ein weltweites Möbelunternehmen mit 231.000 Beschäftigten, 44,6 Milliarden Euro Umsatz und 460 Verkaufsstellen in 62 Märkten. Deutschland war im vergangenen Geschäftsjahr mit einem Umsatz von 5,7 Milliarden Euro erneut der stärkste Einzelmarkt vor den USA, Frankreich und Großbritannien.
jde, geu, dpa