Illegaler Kunsthandel
Italien will aus gestohlene Kunst aus dem Archäologischen Nationalmuseum Madrid zurück. Aber auch an anderen europäischen Orten scheint italienische Raubkunst ausgestellt zu werden.
"Bei diesem Prozess steht Marion True im Zentrum der Verhandlungen. Der ehemaligen Verantwortlichen für archäologische Anschaffungen am Getty Museum wird vorgeworfen, in mindestens 42 Fällen, und es handelt sich um unschätzbare Meisterwerke antiker Kunst, mithilfe anderer Personen Raubkunst aus Italien aufgekauft zu haben. Vor den Kadi wurde auch Robert Hecht gestellt, ein international bekannter Kunsthändler."
Der Kunsthistoriker und Journalist Federico Castelli berichtet seit vier Jahren für die Zeitschrift "Giornale dell’Arte" über einen historischen Prozess in Rom. Zum ersten Mal überhaupt stehen international agierende Kunstdiebe und ihre Kunden vor Gericht. In Folge, und auch das ist eine Neuheit, einer Anzeige des italienischen Kulturministeriums. Wie im Fall des kalifornischen Getty Museums.
Wie aber auch im Fall des angesehen archäologischen Nationalmuseums in Madrid. Das Museum erwarb 1999 für 12 Millionen Dollar 181 etruskische, griechische und römische Objekte. Sie gehörten dem spanischen Sammler José Luis Varez Fisa aus Barcellona. 2003 zeigte das Museum diese Neuanschaffungen in einer Ausstellung, zu der ein umfangreicher Katalog mit 500 Seiten veröffentlicht wurde.
Jahre später entdecken römische Archäologen des Etruskischen Nationalmuseums per Zufall einen dieser Ausstellungskataloge. Einer dieser Archäologen ist Maurizio Pellegrini:
"Wir schlugen vor, die dort im Katalog abgebildeten antiken Vasen, Schalen und Krüge mit den von uns in vielen Jahren gesammelten Fotografien unser hauseigenen Database zu vergleichen. Eine Database, in der alle von der Polizei gesammelten Informationen zu gestohlener Kunst aus Italien seit den 70er-Jahren zu finden ist. Das ist schon eine skandalöse Geschichte."
Skandalös, denn anscheinend haben die Kuratoren des archäologischen Nationalmuseums in Madrid die Provenienz der 181 antiken Objekte nicht genau nachverfolgt. Sonst wäre es ihnen sicherlich aufgefallen, dass 22 etruskische und römische Vasen und Schalen mit großer Wahrscheinlichkeit im Auftrag der beiden Kunsthändler Giacomo Medici und Gianfranco Becchina illegal ausgegraben und verkauft wurden.
Medici ist auch in den Fall des Getty Museums verwickelt und wurde bereits in erster Instanz verurteilt. Nicht ausgeschlossen ist, dass Italien jetzt auch aus Madrid die gestohlene Kunst zurückhaben will. Aber auch an anderen Orten in Europa scheint italienische Raubkunst ausgestellt zu werden. Ausgegraben und verkauft von kriminellen Kunsthändlern. Ob mit oder ohne Wissen von Museumskuratoren ist noch unklar.
Dazu der Journalist Fabio Isman. Er ist ein Fachmann für Kunstdiebstahl und Autor eines in Italien für Aufsehen sorgenden Buches mit dem Titel "Die Jäger der verlorenen Kunst". Isman nennt Namen, Fakten und Daten, die sich auf die Ermittlungen der Polizei stützen:
"Kunstraub ist hier eine Art Industriezweig geworden. Vor allem was antike Kunst angeht. Früher existierten die sogenannten ‘tombaroli’, das waren Familien, die sich auf Grabraub spezialisiert hatten und in bestimmten Regionen arbeiteten. Heute sind mit modernsten technischen Geräten arbeitende Spezialisten am Werk, die für in- und ausländische Kunden arbeiten. Seit Napoleons Kunstraubzügen in Italien ist nicht mehr soviel Kunst verschwunden."
Isman und die italienische Polizei wollen herausgefunden haben, dass auch Museen in Europa, in der Schweiz, den Niederlangen und Dänemark zu den Kunden nachweislich krimineller Kunsthändler wie Medici gehörten. In Deutschland scheinen auch die Glyptothek in München, Museen in Berlin, Kassel und Kiel im Besitz antiker Kunst zu sein, die in Italien gestohlen wurde. In den beschlagnahmten Unterlagen verschiedener korrupter Kunsthändler, darunter auch Robert Hecht, der unter anderem das Metropolitan Museum in New York mit italienischer Raubkunst versorgte, fand man die Namen zahlreicher europäischer Museen und Museumskuratoren.
Der Umstand, dass Italiens Regierung nicht mehr nur wortreich protestiert, sondern auch gegen ein Museum wie das Getty prozessiert, führte dazu, dass jetzt in verschiedenen Museen in den USA und in Europa Aufregung herrscht. Das Getty und die Antikensammlung Bern gaben bereits Raubkunst an Italien zurück. Das römische Kulturministerium will seinem entschiedenen Kurs fortführen und droht mit weiteren Prozessen wegen Kunstdiebstahl.
Nur so, hofft man, werden die kostbarsten antiken Kunstwerke wieder zurückkehren. Bei weniger wichtigen Objekten, so Kulturminister Sandro Bondi, könne man zu einem "gentlemen agreement" kommen: Sie bleiben, wo sie sind - allerdings mit dem Hinweis "italienische Leihgabe".
Der Kunsthistoriker und Journalist Federico Castelli berichtet seit vier Jahren für die Zeitschrift "Giornale dell’Arte" über einen historischen Prozess in Rom. Zum ersten Mal überhaupt stehen international agierende Kunstdiebe und ihre Kunden vor Gericht. In Folge, und auch das ist eine Neuheit, einer Anzeige des italienischen Kulturministeriums. Wie im Fall des kalifornischen Getty Museums.
Wie aber auch im Fall des angesehen archäologischen Nationalmuseums in Madrid. Das Museum erwarb 1999 für 12 Millionen Dollar 181 etruskische, griechische und römische Objekte. Sie gehörten dem spanischen Sammler José Luis Varez Fisa aus Barcellona. 2003 zeigte das Museum diese Neuanschaffungen in einer Ausstellung, zu der ein umfangreicher Katalog mit 500 Seiten veröffentlicht wurde.
Jahre später entdecken römische Archäologen des Etruskischen Nationalmuseums per Zufall einen dieser Ausstellungskataloge. Einer dieser Archäologen ist Maurizio Pellegrini:
"Wir schlugen vor, die dort im Katalog abgebildeten antiken Vasen, Schalen und Krüge mit den von uns in vielen Jahren gesammelten Fotografien unser hauseigenen Database zu vergleichen. Eine Database, in der alle von der Polizei gesammelten Informationen zu gestohlener Kunst aus Italien seit den 70er-Jahren zu finden ist. Das ist schon eine skandalöse Geschichte."
Skandalös, denn anscheinend haben die Kuratoren des archäologischen Nationalmuseums in Madrid die Provenienz der 181 antiken Objekte nicht genau nachverfolgt. Sonst wäre es ihnen sicherlich aufgefallen, dass 22 etruskische und römische Vasen und Schalen mit großer Wahrscheinlichkeit im Auftrag der beiden Kunsthändler Giacomo Medici und Gianfranco Becchina illegal ausgegraben und verkauft wurden.
Medici ist auch in den Fall des Getty Museums verwickelt und wurde bereits in erster Instanz verurteilt. Nicht ausgeschlossen ist, dass Italien jetzt auch aus Madrid die gestohlene Kunst zurückhaben will. Aber auch an anderen Orten in Europa scheint italienische Raubkunst ausgestellt zu werden. Ausgegraben und verkauft von kriminellen Kunsthändlern. Ob mit oder ohne Wissen von Museumskuratoren ist noch unklar.
Dazu der Journalist Fabio Isman. Er ist ein Fachmann für Kunstdiebstahl und Autor eines in Italien für Aufsehen sorgenden Buches mit dem Titel "Die Jäger der verlorenen Kunst". Isman nennt Namen, Fakten und Daten, die sich auf die Ermittlungen der Polizei stützen:
"Kunstraub ist hier eine Art Industriezweig geworden. Vor allem was antike Kunst angeht. Früher existierten die sogenannten ‘tombaroli’, das waren Familien, die sich auf Grabraub spezialisiert hatten und in bestimmten Regionen arbeiteten. Heute sind mit modernsten technischen Geräten arbeitende Spezialisten am Werk, die für in- und ausländische Kunden arbeiten. Seit Napoleons Kunstraubzügen in Italien ist nicht mehr soviel Kunst verschwunden."
Isman und die italienische Polizei wollen herausgefunden haben, dass auch Museen in Europa, in der Schweiz, den Niederlangen und Dänemark zu den Kunden nachweislich krimineller Kunsthändler wie Medici gehörten. In Deutschland scheinen auch die Glyptothek in München, Museen in Berlin, Kassel und Kiel im Besitz antiker Kunst zu sein, die in Italien gestohlen wurde. In den beschlagnahmten Unterlagen verschiedener korrupter Kunsthändler, darunter auch Robert Hecht, der unter anderem das Metropolitan Museum in New York mit italienischer Raubkunst versorgte, fand man die Namen zahlreicher europäischer Museen und Museumskuratoren.
Der Umstand, dass Italiens Regierung nicht mehr nur wortreich protestiert, sondern auch gegen ein Museum wie das Getty prozessiert, führte dazu, dass jetzt in verschiedenen Museen in den USA und in Europa Aufregung herrscht. Das Getty und die Antikensammlung Bern gaben bereits Raubkunst an Italien zurück. Das römische Kulturministerium will seinem entschiedenen Kurs fortführen und droht mit weiteren Prozessen wegen Kunstdiebstahl.
Nur so, hofft man, werden die kostbarsten antiken Kunstwerke wieder zurückkehren. Bei weniger wichtigen Objekten, so Kulturminister Sandro Bondi, könne man zu einem "gentlemen agreement" kommen: Sie bleiben, wo sie sind - allerdings mit dem Hinweis "italienische Leihgabe".