Sehe ich gut aus? Welcher Persönlichkeitstyp bin ich? Warum fühle ich mich an manchen Tagen völlig neben der Spur? Ich möchte nicht ständig rumbrüllen, aber was soll ich sonst mit meiner Wut tun?

"Alles was Mädchen wissen wollen" möchte Ilona Einwohlt in ihrem Buch "Weil ich ein Mädchen bin" beantworten - und es gelingt ihr großartig. Denn was Mädchen wissen wollen, lässt sich nicht in ein simples Schema pressen, darum geht die Autorin es bunt und abwechslungsreich an. Ausdrücklich möchte sie jüngere Mädchen erreichen, deren Körper sich zwar schon in Richtung Frau bewegen, deren seelische Bedürfnisse aber noch tief in der Kindheit stecken.

Darum geht es der Aufklärung in diesem Buch, nicht um Sex mit allem drum und dran, sondern um Fragen, die Zwölfjährige auch wirklich interessieren: Wie wächst der Busen, wohin mit dem Menstruationsblut, was tun mit der ersten Verliebtheit? Und im Register findet Mädchen unter "V" keinen Eintrag "Verhütung", sondern nur einen Verweis auf das Thema "Vater". Und dort viele Anregungen, das Verhältnis zum ersten Mann im Leben einmal zu reflektieren: Versuche ich, meinem Vater zu gefallen? Welche Ansprüche hat er an mich? Was hat es für Nachteile, wenn man jemandem zu gefallen versucht? Darf ich bei meinem Vater sein, wie ich bin? Darf ich mich verändern?

Auf jeder Doppelseite des Buches eröffnet das Buch neue Inhalte; es geht um Leistungsansprüche in der Schule, nette und doofe Jungs, Mädchenfreundschaften und Schönheitsfragen, wobei die Autorin immer das innere Geschehen, die Gefühlswelt in den Vordergrund zieht. Wie kann ein Mädchen damit umgehen, dass alles, was es selbst bisher an sich gut fand - schnell rennen zu können, unbekümmert zu sein oder tolle Bilder malen zu können -, auf einmal schal wirkt und nicht mehr adäquat scheint? Wohin mit all der Selbstkritik, die auf einmal hochkommt, am Körper, an den eigenen sozialen Fähigkeiten? Wie lässt sich die eigene Lust am Schokoladeessen ins Verhältnis setzen zu den spindeldünnen Models auf dem Fernsehbildschirm?

"Hab Mut, sei du selbst, du schaffst das!" lautet Ilona Einwohlts Mantra, wenn sie ihre Ratschläge und Reflexionsangebote in bunten Häppchen präsentiert, ohne je oberflächlich zu werden. Denn jenseits gängiger Genderfallen hat die Autorin auch das hier auf dem Schirm: Dass es Mädchen gibt, die Schönheitsidealen nicht entsprechen, dass der Begriff "Normalität" auf schwankendem moralischen Grund steht, dass einige Mädchen sich lieber in Mädchen verlieben und nicht alle zu Hause Eltern haben, die ihnen wohl gesonnen sind.

Die Illustrationen von Pe Grigo setzen Haltung und Inhalte des Buches wunderbar in Szene – auf knallbunt tapezierten Seiten, mit farbigen Textkästen, fröhlichen Comicmädchen und Schreibschrift-Allerlei. Einzig die Auswahl der Mädchenfotos gerät ein wenig zu gefällig und glatt.

Mit "Weil ich ein Mädchen bin" ist Ilona Einwohlt und Pe Grigo eine fröhlich-differenzierte Mischung aus Aufklärungsbuch, psychologischem Ratgeber, Pubertätsguide und Mutmacherlektüre gelungen – ein ideales Geschenk zum zwölften Geburtstag.