Im abertausendköpfigen Lavastrom
Am Wochenende kommen vermutlich noch mehr Menschen auf die Leipziger Buchmesse als bisher und unser Autor will verstehen, was die Besucher anzieht. Im Gedränge kann er sich aber kaum auf das konzentrieren, worum es eigentlich gehen soll: die Literatur.
Ich bin mit einer Kollegin von der ZEIT verabredet, schicke ihr eine SMS: "Bewege mich langsam in Deine Richtung" - und ahne nicht, wie punktgenau die eigene Wortwahl ist. In den Gängen ist es inzwischen genauso voll wie in den Straßenbahnwaggons, nur dass die sich bewegen. Fantasyfiguren und Messebesucher in Zivil halten sich inzwischen in etwa die Waage.
Die Kostümierten konkurrieren um Aufmerksamkeit, außerdem um einen Preis, letzten Endes aber vor allem um die Deutungshoheit über die Wirklichkeit. Eigentlich hatte ich der Frage nachgehen wollen, warum Menschen Buchmessen besuchen. Das hat sich erübrigt. Einem Massenphänomen kommt man nicht auf den Grund, indem man man individuelle Motivationsforschung betreibt, sondern allenfalls, indem man sich ihm aussetzt. Ich befinde mich mitten im Selbstversuch und fühle mich weiter von einer Antwort auf die Ursprungsfrage entfernt denn je.
Zum Selbstversuch gehört immer wieder ein neuer Anlauf, sich in dem aberwitzigen Gedränge zu konzentrieren. Bei einem Gespräch über Lyrik und ihre Chancen scheitere ich beschämend schnell. Ist Lyrik etwa nichts für Buchmessen? Kein schöner Gedanke. Auch ein Vortrag über den Begriff "Kultur" im Historisch-Kritischen Wörterbuch des Marxismus, den ich mir extra angestrichen hatte, vermag mich nicht nachhaltig aus dem abertausendköpfigen Lavastrom des allgemeinen Publikumsgeschmacks herauszulösen.
Immerhin höre ich noch die Warnung, Kultur sei "alles andere als ein unschuldiger Begriff". Die Menge gebändigt bekommt dagegen der Poetry-Slamer Andy Strauß, der sich witzig und publikumswirksam auf der Bühne weigert, aus seinem Buch zu lesen: "Das Buch ist viel zu gut, um es vorzulesen", sagt er. Und die Leute sind glücklich.
Alle Blogeinträge von Hans von Trotha:
Die Messe.Der Blog
Das Programm von Deutschlandradio Kultur zur Leipziger Buchmesse
Sendungsportal Leipziger Buchmesse
Das Blaue Sofa im Deutschlandradio Kultur
Die Kostümierten konkurrieren um Aufmerksamkeit, außerdem um einen Preis, letzten Endes aber vor allem um die Deutungshoheit über die Wirklichkeit. Eigentlich hatte ich der Frage nachgehen wollen, warum Menschen Buchmessen besuchen. Das hat sich erübrigt. Einem Massenphänomen kommt man nicht auf den Grund, indem man man individuelle Motivationsforschung betreibt, sondern allenfalls, indem man sich ihm aussetzt. Ich befinde mich mitten im Selbstversuch und fühle mich weiter von einer Antwort auf die Ursprungsfrage entfernt denn je.
Zum Selbstversuch gehört immer wieder ein neuer Anlauf, sich in dem aberwitzigen Gedränge zu konzentrieren. Bei einem Gespräch über Lyrik und ihre Chancen scheitere ich beschämend schnell. Ist Lyrik etwa nichts für Buchmessen? Kein schöner Gedanke. Auch ein Vortrag über den Begriff "Kultur" im Historisch-Kritischen Wörterbuch des Marxismus, den ich mir extra angestrichen hatte, vermag mich nicht nachhaltig aus dem abertausendköpfigen Lavastrom des allgemeinen Publikumsgeschmacks herauszulösen.
Immerhin höre ich noch die Warnung, Kultur sei "alles andere als ein unschuldiger Begriff". Die Menge gebändigt bekommt dagegen der Poetry-Slamer Andy Strauß, der sich witzig und publikumswirksam auf der Bühne weigert, aus seinem Buch zu lesen: "Das Buch ist viel zu gut, um es vorzulesen", sagt er. Und die Leute sind glücklich.
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