Britische Musiker mit Mission
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Auch auf der britischen Insel sitzen Musiker daheim und können nicht auf die Bühne. Das Coronavirus bringt das Leben aus dem Rhythmus. Coldplay-Sänger Chris Martin, Oasis-Star Liam Gallagher und Rapper Psych wollen die Hygiene fördern, auf ihre Art.
"Hi, my name is Chris, is this on?" Coldplay-Sänger Chris Martin sitzt in seinem Haus in London allein vorm Klavier.
Weil die Band ihre Konzerte absagen musste, spielte Chris Martin vergangene Woche stattdessen live im Internet. Er habe sich mal melden wollen, sagte er, um zu sehen, wie es allen geht, wo sie sind und was er für sie tun könne.
Wünsche der Fans im Online-Talk
Per Kommentar konnten sich Fans Songs wünschen. Sie zeigten sich auch verständnisvoll, als er sich mal verspielte, wie bei "Vida la Vida". "Oh my gosh", sagt Martin, er sei zu nervös. "Zumindest geht das nicht rund um die Welt."
Das Video veröffentlichte Chris Martin unter dem Hashtag #TogetherAtHome – zusammen zu Hause. "Ich dachte, wir nennen das Ding #TogetherAtHome und wer weiß, vielleicht übernimmt das morgen jemand anderes."
Und tatsächlich haben es viele Musiker Chris Martin gleichgetan: John Legend, Shawn Mendes und Rufus Wainright sind nur einige, die sich an der virtuellen Konzertreihe von Global Citizen seither beteiligt haben. Sie läuft mit einem Spendenaufruf für die Weltgesundheitsorganisation WHO.
Lieder werden Lehrmittel
Andere Musiker unterstützen die WHO, indem sie über ihre Internetauftritte über das richtige Verhalten informieren. Zum Beispiel, indem sie bekannte Lieder umdichten.
Am Wochenende veröffentlichte Liam Gallagher Corona-Versionen mehrerer Oasis-Klassiker auf Instagram: "By now you should have somehow realised what you’ve got to do. Wash your hands, scrub your toes, scratch your eyes and pick your nose."
"Wonderwall" wird zu "Wonderwash": "Inzwischen solltest du verstanden haben, was zu tun ist", singt Gallagher und fordert zum Händewaschen auf – während er selbst mit Hut, Sonnenbrille und Vollbart demonstriert, wie's geht. Der Wasserhahn läuft, der Sänger nimmt sich Seife, auf englisch soap, aus "Champagne Supernova" wird "Champagne Soapernova" und aus "Supersonic" "Soapersonic".
Frisch geschriebener Drill-Song
Andere gehen noch weiter und schreiben ganz neue Stücke. Der Südlondoner Rapper C gibt in seinem Drill-Song "Spreadin'" Anleitung dazu, wie man sich mit Ellenbogen, Füßen und Knien statt mit Handschlag und Umarmung begrüßt.
Im Video tritt er mit Atemmaske auf. "Hustet und niest mich nicht an", bittet er. Schließlich könne das zu Quarantäne führen.
Die britischen Musiker erreichen mit diesen Aktionen Millionen von Fans, darunter viele junge Leute, die umso mehr daran erinnert werden müssen, wie wichtig das Social Distancing ist, um die Verbreitung des Virus einzudämmen.
Live-Gigs im Radio
Seit Freitag sind in Großbritannien alle Pubs, Bars, Theater und Konzertveranstaltungsorte geschlossen – was Premier Boris Johnson angeordnet hatte, weil viele sich weiter munter trafen. Alle Festivals sind abgesagt.
In diesen Zeiten erweisen sich daher Radiosender wie die BBC als bedeutsame Plattform: Sie kann Musikern in Sondersendungen eine virtuelle Bühne bieten – mit Live-Sessions aus dem Studio. BBC2 etwa verlegte kurzum das abgesagte Festival Country 2 Country, C2C, ins Radio.
Wenn die Hörer nicht zum C2C kommen können, dann bringe man C2C eben zu den Hörern.
Newssender mit Musik zum Abschluss
Der Nachrichtensender BBC Radio 4 beendet derzeit die tägliche Morgensendung mit einer Live-Darbietung von Künstlern, die im Moment nicht auftreten können.
Nach drei Stunden düsteren Nachrichten über den Coronavirus – so die Hoffnung der Sendungsmacher – kann die Musik zum Ende der Sendung die Stimmung der Hörer heben.
"Let’s end the program today with Greg Russell, playing us out", heißt es und dann singt Russell.
"I’m sat here watching shadows form on the bottom of the tree. And the fruits upon the grounds, it is riper than you see. A moment of contemplation."