Kein Kult ohne Prunk
Katy Perry als unschuldiger Engel, Rihanna als erste schwarze Bischöfin. Bei der Met-Gala in New York übertrumpften sich die Stars mit Prunk und Glitzer. Die Modehistorikerin Silke Geppert entschlüsselt die Semantik der Pracht.
Im goldenen Outfit der Schauspielerin Sarah Jessica Parker auf der Charity-Gala des Metropolitan Museum of Art in New York erkennt die Mode-, Kunst- und Kostümhistorikerin Silke Geppert kunsthistorischen Wert. "Dieses Krippenmodell auf ihrem Kopf, das ja nicht einfach zu tragen ist, setzt Anlehnungen an das Rokoko", sagt die Dozentin am Mozarteum in Salzburg.
"Das sieht so spektakulär aus, aber im Rokoko hat man sich Schiffe, ganze Gärten und ähnliche Modelle in die Haare frisieren lassen. Außergewöhnlich schön, das jetzt wieder im Metropolitan Museum zu sehen."
Dieses Jahr stand das größte Mode-Ereignis New Yorks unter dem Motto "Himmlische Körper – Fashion und die katholische Vorstellungswelt.
Katholizismus und luxuriöse Mode höre sich vielleicht zunächst als Widerspruch an. Aber wie vieles in der Kirche könne man dies auch verschieden auslegen, erklärt Geppert. "Die Kirche hat schon seit dem Mittelalter alles was mit Luxus, das heißt auch mit schönen Kleidern, verbunden war, auf die Liste der Totsünden gesetzt. Das war die Luxoria, dazu gehörte dann auch die Wollust."
"Andererseits funktioniert der Kult nicht ohne den dazugehörigen Prunk und dazu gehörten auch die Kleider der Kleriker. Der Bischöfe und der Päpste haben sich ja in den besten Werkstätten die kostbarsten Gewänder fertigen lassen."
Bei Modeschöpfern wie Coco Chanel und dem Spanier Cristobal Balenciaga sehe man den Einfluss des katholischen Glaubens sehr deutlich. Alexander McQueen bediente sich nicht nur der christlichen Symbolik, sondern veranstaltete auch eine Modeschau in der Kirche.
Gepperts liebstes Klassiker-Paar auf der Met-Gala seien jedoch Madonna und Jean-Paul Gaultier gewesen: mit dem Gebetsbuch unter dem Arm und Madonna, raffiniert verhüllt. "Seit 30 Jahren spielt sie mit Zitaten des Christentums und Gaultier unterstützt sie da auf geniale Weise."
(sel)