Im Schatten der Peterskuppel
Vatikanstadt ist der kleinste allgemein anerkannte Staat der Welt - und neben dem Petersdom gibt es dort einen deutschen Friedhof, von hohen Mauern umschlossen. Der Campo Santo Teutonico ist eine deutsche Enklave mitten im Kirchenstaat und nur wenigen bekannt.
Die Glocken sind in voller Lautstärke zu hören. Wie ein Gebirge erhebt sich die Peterskirche direkt vor dem Fenster. Die Peterskuppel darüber wirkt wie eine gigantische Montgolfiere: Der Anblick ist gewaltig.
Von seinem Arbeits- und Schlafzimmer aus genießt Hans Peter Fischer einen einmaligen Blick. Der aus Süddeutschland stammende Diözesanpriester und Kirchenhistoriker ist der neue Rektor des Kollegs der Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes am Campo Santo Teutonico. Das Zimmer, das er bewohnt, bis seine Dienstwohnung fertig restauriert ist, beherbergte Anfang der Achtzigerjahre einen heute berühmten Gast:
"Das ist ein besonderes Zimmer. Das ist unser Papstzimmer. Papst Benedikt XVI., er wurde 1981 als Bischof von München nach Rom geschickt, um die Leitung der Glaubenskongregation zu übernehmen. Seine Wohnung musste erst restauriert werden und so fand er Aufnahme hier in diesem kleinen Gästezimmer im Campo Santo. Mit einem herrlichen Blick wie Sie sehen zur Fassade des Petersdoms, nicht zu Haupt- sondern zur Seitenfassade und im Schatten von Sankt Peter."
Hans Peter Fischer ist Herr über eine einzigartige deutschsprachige Enklave mitten in Rom. Als extraterritoriales Gebiet gehört sie mit ihren nur 2.000 qm zum Heiligen Stuhl, also zum Vatikanstaat. Beim Campo Santo, der sich aus einem Friedhof und einem Kolleg zusammensetzt, handelt es sich um die älteste deutsche Nationalstiftung in Rom. Es war Kaiser Karl der Grosse, der im Jahr 797 auf diesem Gebiet die so genannte Schola Francorum gründete. Eine Erzbruderschaft kümmert sich seit dem 15. Jahrhundert um dieses vatikanisch-deutsche Territorium. Seit 1876 existiert hier auch ein Priesterkolleg. Rektor ist seit einigen Wochen Hans Peter Fischer:
"Ich bin Rektor vom Pontificio Colleggio Teutonico, das päpstliche Priesterkolleg. Priester werden hier nicht mehr ausgebildet. Hier leben sie in einer Hausgemeinschaft. Hier schreiben sie ihre Doktorarbeit oder ihre Lizenziatsarbeit, in den verschiedenen Disziplinen der Kirchengeschichte, der Philosophie, der Theologie, in Bibelwissenschaft, in Patrologie, in Moraltheologie."
Fischer folgt auf Erwin Gatz, der 30 Jahre lang Rektor der Erzbruderschaft am Campo Santo Teutonico war. Ein umfassender Arbeitsbereich, denn als Rektor hat Fischer sich auch um das römische Institut der 1888 gegründeten Görres-Gesellschaft zu kümmern.
Das ist eine katholisch orientierte Gelehrtenvereinigung, deren Mitglieder aus Deutschland, der Schweiz, Österreich aber auch anderen Staaten stammen. Sie entstand im Zuge der Öffnung der vatikanischen Archive. Wer hier lebt und forscht, hat den direkten Zugang zu den umfassendsten Archivbeständen der Kirchengeschichte - die übrigens fast um die Ecke liegen.
Hans Peter Fischer: "Erzbruderschaft: das hört sich konservativ an. Das ist eine Laiengruppierung. Frauen und Männer, Priester und Nichtpriester, in Rom lebende Deutsche, beziehungsweise, Menschen deutscher, flämischer Sprache. Die Erzbruderschaft ist Eigentümerin des Campo Santo Teutonico. Campo Santo heisst ja campus, Feld, heiliges Feld, also der Friedhof. Viele wissen ja gar nicht, dass der Campo Santo nebenan das von mir genannte Priesterkolleg hat."
Was sicherlich daran liegt, dass Rombesucher, wenn sie denn überhaupt von diesem Ort wissen, nur den Friedhof besuchen.
Es reicht das Zauberwort "Campo Santo Teutonico" und die Wache schiebenden Schweizer Gardisten am Eingang links der Peterskirche geben den Weg frei. Dieser führt zwischen der Audienzhalle und dem Seiteneingang der Vatikanbuchhandlung zu einer Mauer und einem Tor. Rechts davon erhebt sich der Petersdom. Das Tor führt in den schönsten und romantischsten Friedhof ganz Roms.
Hier dürfen nur die verstorbenen Mitglieder der Erzbruderschaft ihre letzte Ruhe finden. Das älteste Grab dieses Friedhofs, der übrigens genau über der ehemaligen Arena von Kaiser Nero eingerichtet wurde, stammt aus dem Jahr 1474. Der Grabstein erinnert an einen Adligen aus Lüttich. Diese Stadt gehörte damals noch zum heiligen römischen Reich deutscher Nation.
Fast wäre der Friedhof der deutschen Bruderschaft kurz nach der italienischen Staatseinigung vor 150 Jahren geschlossen worden. Der neue Staat wollte in seiner neuen Hauptstadt einen Zentralfriedhof am Stadtrand schaffen; kleinere Friedhöfe im Stadtgebiet sollten deshalb aufgelöst werden. Nur die drängende Intervention der Bruderschaft konnte die Zerstörung dieses einmaligen Ortes verhindern.
Zum Campo gehört auch eine Kirche. Hier wird jeden Sonntag in deutscher Sprache der Gottesdienst gefeiert. Rombesucher, die diesen Ort aufsuchen wollen, sollten am Patronatsfest der Erzbruderschaft vorbeischauen. Das ist das Fest der Gottesmutter Maria, das am achten Dezember gefeiert wird. An diesem Tag werden auch neue Mitglieder feierlich in die Erzbruderschaft aufgenommen:
"Die Männer bekommen einen Habit angezogen. Wenn Pilger von auswärts kommen und erstmals bei uns im Gottesdienst sind und sehen die Bruderschaftsmitglieder so meinen sie: sind wir jetzt in der falschen Kirche, sind wir in einer evangelischen Kirche? Denn der Sakko, der Habit der Bruderschaftsmitglieder, der Männer, ist dem ähnlich des Talars der evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer."
Die weiblichen Mitglieder der Erzbruderschaft sind nicht in ein solches Habit gekleidet - dessen Ursprung nicht mehr zurückverfolgt werden kann. Sie tragen nur eine grosse Medaille, mit dem Symbol der Bruderschaft: der schmerzhaften Gottesmutter.
Von seinem Arbeits- und Schlafzimmer aus genießt Hans Peter Fischer einen einmaligen Blick. Der aus Süddeutschland stammende Diözesanpriester und Kirchenhistoriker ist der neue Rektor des Kollegs der Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes am Campo Santo Teutonico. Das Zimmer, das er bewohnt, bis seine Dienstwohnung fertig restauriert ist, beherbergte Anfang der Achtzigerjahre einen heute berühmten Gast:
"Das ist ein besonderes Zimmer. Das ist unser Papstzimmer. Papst Benedikt XVI., er wurde 1981 als Bischof von München nach Rom geschickt, um die Leitung der Glaubenskongregation zu übernehmen. Seine Wohnung musste erst restauriert werden und so fand er Aufnahme hier in diesem kleinen Gästezimmer im Campo Santo. Mit einem herrlichen Blick wie Sie sehen zur Fassade des Petersdoms, nicht zu Haupt- sondern zur Seitenfassade und im Schatten von Sankt Peter."
Hans Peter Fischer ist Herr über eine einzigartige deutschsprachige Enklave mitten in Rom. Als extraterritoriales Gebiet gehört sie mit ihren nur 2.000 qm zum Heiligen Stuhl, also zum Vatikanstaat. Beim Campo Santo, der sich aus einem Friedhof und einem Kolleg zusammensetzt, handelt es sich um die älteste deutsche Nationalstiftung in Rom. Es war Kaiser Karl der Grosse, der im Jahr 797 auf diesem Gebiet die so genannte Schola Francorum gründete. Eine Erzbruderschaft kümmert sich seit dem 15. Jahrhundert um dieses vatikanisch-deutsche Territorium. Seit 1876 existiert hier auch ein Priesterkolleg. Rektor ist seit einigen Wochen Hans Peter Fischer:
"Ich bin Rektor vom Pontificio Colleggio Teutonico, das päpstliche Priesterkolleg. Priester werden hier nicht mehr ausgebildet. Hier leben sie in einer Hausgemeinschaft. Hier schreiben sie ihre Doktorarbeit oder ihre Lizenziatsarbeit, in den verschiedenen Disziplinen der Kirchengeschichte, der Philosophie, der Theologie, in Bibelwissenschaft, in Patrologie, in Moraltheologie."
Fischer folgt auf Erwin Gatz, der 30 Jahre lang Rektor der Erzbruderschaft am Campo Santo Teutonico war. Ein umfassender Arbeitsbereich, denn als Rektor hat Fischer sich auch um das römische Institut der 1888 gegründeten Görres-Gesellschaft zu kümmern.
Das ist eine katholisch orientierte Gelehrtenvereinigung, deren Mitglieder aus Deutschland, der Schweiz, Österreich aber auch anderen Staaten stammen. Sie entstand im Zuge der Öffnung der vatikanischen Archive. Wer hier lebt und forscht, hat den direkten Zugang zu den umfassendsten Archivbeständen der Kirchengeschichte - die übrigens fast um die Ecke liegen.
Hans Peter Fischer: "Erzbruderschaft: das hört sich konservativ an. Das ist eine Laiengruppierung. Frauen und Männer, Priester und Nichtpriester, in Rom lebende Deutsche, beziehungsweise, Menschen deutscher, flämischer Sprache. Die Erzbruderschaft ist Eigentümerin des Campo Santo Teutonico. Campo Santo heisst ja campus, Feld, heiliges Feld, also der Friedhof. Viele wissen ja gar nicht, dass der Campo Santo nebenan das von mir genannte Priesterkolleg hat."
Was sicherlich daran liegt, dass Rombesucher, wenn sie denn überhaupt von diesem Ort wissen, nur den Friedhof besuchen.
Es reicht das Zauberwort "Campo Santo Teutonico" und die Wache schiebenden Schweizer Gardisten am Eingang links der Peterskirche geben den Weg frei. Dieser führt zwischen der Audienzhalle und dem Seiteneingang der Vatikanbuchhandlung zu einer Mauer und einem Tor. Rechts davon erhebt sich der Petersdom. Das Tor führt in den schönsten und romantischsten Friedhof ganz Roms.
Hier dürfen nur die verstorbenen Mitglieder der Erzbruderschaft ihre letzte Ruhe finden. Das älteste Grab dieses Friedhofs, der übrigens genau über der ehemaligen Arena von Kaiser Nero eingerichtet wurde, stammt aus dem Jahr 1474. Der Grabstein erinnert an einen Adligen aus Lüttich. Diese Stadt gehörte damals noch zum heiligen römischen Reich deutscher Nation.
Fast wäre der Friedhof der deutschen Bruderschaft kurz nach der italienischen Staatseinigung vor 150 Jahren geschlossen worden. Der neue Staat wollte in seiner neuen Hauptstadt einen Zentralfriedhof am Stadtrand schaffen; kleinere Friedhöfe im Stadtgebiet sollten deshalb aufgelöst werden. Nur die drängende Intervention der Bruderschaft konnte die Zerstörung dieses einmaligen Ortes verhindern.
Zum Campo gehört auch eine Kirche. Hier wird jeden Sonntag in deutscher Sprache der Gottesdienst gefeiert. Rombesucher, die diesen Ort aufsuchen wollen, sollten am Patronatsfest der Erzbruderschaft vorbeischauen. Das ist das Fest der Gottesmutter Maria, das am achten Dezember gefeiert wird. An diesem Tag werden auch neue Mitglieder feierlich in die Erzbruderschaft aufgenommen:
"Die Männer bekommen einen Habit angezogen. Wenn Pilger von auswärts kommen und erstmals bei uns im Gottesdienst sind und sehen die Bruderschaftsmitglieder so meinen sie: sind wir jetzt in der falschen Kirche, sind wir in einer evangelischen Kirche? Denn der Sakko, der Habit der Bruderschaftsmitglieder, der Männer, ist dem ähnlich des Talars der evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer."
Die weiblichen Mitglieder der Erzbruderschaft sind nicht in ein solches Habit gekleidet - dessen Ursprung nicht mehr zurückverfolgt werden kann. Sie tragen nur eine grosse Medaille, mit dem Symbol der Bruderschaft: der schmerzhaften Gottesmutter.