Im Schatten von Schloss Charlottenburg
Im November beginnt die sogenannte "spielzeit europa" unter dem Motto "das Ereignis des Selbst / Anderen". Zwar waren zur offiziellen Vorstellung der Spielzeit zahlreiche Kulturschaffende zugegen, so richtig deutlich wurde der Zweck dieses Rituals jedoch nicht.
In der Großen Orangerie des Schloss Charlottenburgs fand am Abend eine Veranstaltung statt, die auf den Beginn der spielzeit europa im November verweist und doch für sich stehen möchte. Der Abend stand, wie die kommende spielzeit europa, unter dem Motto: 'das Ereignis des Selbst / Anderen', angelehnt an das Denken der französischen Philosophen Gille Deleuze und Félix Guattari. Zum Gespräch eingeladen wurden Regisseure wie Volker Schlöndorf, Dimiter Gottschef, der Raumkünstler Olafur Eliasson, der Dichter Durs Grünbein und andere. Inszeniert hat den Abend der samoanische Choreograf Lemi Ponifasio, dessen MAU-Companie die Veranstaltung mit einer Zeremonie eröffnete.
Es hätte besser nicht laufen können: die letzte Abendsonne strahlt, die Temperaturen sind mild und eine sommerlich leicht gekleidete Festgesellschaft hat sich im Garten der Großen Orangerie versammelt. Empfangen wird sie von einer Tänzerin der MAU-Companie, die mit einer Kollegin ein erstes kleines Ritual zelebriert: in einer spannungsreichen Linie gehen die beiden aufeinander zu, Finger und Hände zittern dabei wie unruhige Vögelchen. Das Zwitschern, das aus den Bäumen kommt, passt gut dazu.
Im Festsaal Platz genommen, erwartet die Zuschauer der männliche Teil der Zeremonie. Armbewegungen der sechs Tänzer, die auseinander führen und sich wieder versammeln, ausstreuen und schöpfen – sehr naturbezogene Bewegungssequenzen, die ihren Ursprung in traditionellen, aber auch zeitgenössischen Tanzsprachen haben.
Doch sah man während des Eröffnungsrituals in viele etwas ratlose Gesichter – es gab keinen Kontext, keine Erklärung; Sinn und Hintergrund des Rituals blieben ein Buch mit sieben Siegeln. Beim anschließenden Gespräch bat Zeremonienmeister Peter Sellars nur zwei der vielzählig erschienenen, mehr oder weniger prominenten Künstler auf die Bühne: Lemi Ponifasio, der Regisseur und Choreograf des Abends und den isländischen Licht- und Raumkünstler Olafur Eliasson.
Angestoßen von einer kurzen Vorrede, in der Zeremonienmeister Peter Sellars Amerika der Mitverantwortung bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko anklagte, mäanderten sich die beiden Vertreter verschiedener Kulturen durch die ganz großen Themen, die die Welt bewegen: Differenz und Gleichheit, Respekt vor der Natur, der Erde, den Vorfahren. Raum, Zeit, Ritual, Revolution. Dabei gab es durchaus Lohnendes zu hören. Inmitten der kulturreflektorischen und –pessimistischen Assoziationen und Artigkeiten, die die beiden Künstler eine dreiviertel Stunde lang untereinander austauschten, gab es anregende Bekenntnisse, wie Lemi Ponifasios Anmerkung, der Ort der Macht, an dem sich befände, löse doch einiges Befremden in ihm aus. Doch wurden diese Gedanken nie und an keiner Stelle vertieft. Man extemporierte allenfalls miteinander, aber im Grunde redete man doch über weite Strecken ziemlich aneinander vorbei.
Hinterher: Festessen und Schlossgarten-Ambiente. Lange, weiße gedeckte Tafeln, Kerzen und Fackeln, Spanferkel und Weißwein – sensorisch blieb wirklich nichts zu wünschen übrig. Das Festpublikum schlemmte, trank, hörte weitere kulturkritische Worte und sah weitere Zeremonien. Die aber blieben pure Dekoration, denn: wo nichts erklärt wird, gibt es auch nichts zu verstehen. Und darum sollte es ja irgendwie gehen. 'Begegnung' allein reicht nicht – schon gar nicht im Zeitalter des avancierten postkolonialen Diskurses und wenn man als Referenzpunkte französische Extremphilosophen bemüht.
Auch das missionarisch angehauchte Politisch-Korrekte des Abends zirkulierte, freundlich gesagt, in sich selbst. Angesichts der Geschlossenheit der des erlauchten Kreises von Teilnehmern, bleibt der Eindruck, die Kulturbourgeoisie feiert sich selbst.
Es hätte besser nicht laufen können: die letzte Abendsonne strahlt, die Temperaturen sind mild und eine sommerlich leicht gekleidete Festgesellschaft hat sich im Garten der Großen Orangerie versammelt. Empfangen wird sie von einer Tänzerin der MAU-Companie, die mit einer Kollegin ein erstes kleines Ritual zelebriert: in einer spannungsreichen Linie gehen die beiden aufeinander zu, Finger und Hände zittern dabei wie unruhige Vögelchen. Das Zwitschern, das aus den Bäumen kommt, passt gut dazu.
Im Festsaal Platz genommen, erwartet die Zuschauer der männliche Teil der Zeremonie. Armbewegungen der sechs Tänzer, die auseinander führen und sich wieder versammeln, ausstreuen und schöpfen – sehr naturbezogene Bewegungssequenzen, die ihren Ursprung in traditionellen, aber auch zeitgenössischen Tanzsprachen haben.
Doch sah man während des Eröffnungsrituals in viele etwas ratlose Gesichter – es gab keinen Kontext, keine Erklärung; Sinn und Hintergrund des Rituals blieben ein Buch mit sieben Siegeln. Beim anschließenden Gespräch bat Zeremonienmeister Peter Sellars nur zwei der vielzählig erschienenen, mehr oder weniger prominenten Künstler auf die Bühne: Lemi Ponifasio, der Regisseur und Choreograf des Abends und den isländischen Licht- und Raumkünstler Olafur Eliasson.
Angestoßen von einer kurzen Vorrede, in der Zeremonienmeister Peter Sellars Amerika der Mitverantwortung bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko anklagte, mäanderten sich die beiden Vertreter verschiedener Kulturen durch die ganz großen Themen, die die Welt bewegen: Differenz und Gleichheit, Respekt vor der Natur, der Erde, den Vorfahren. Raum, Zeit, Ritual, Revolution. Dabei gab es durchaus Lohnendes zu hören. Inmitten der kulturreflektorischen und –pessimistischen Assoziationen und Artigkeiten, die die beiden Künstler eine dreiviertel Stunde lang untereinander austauschten, gab es anregende Bekenntnisse, wie Lemi Ponifasios Anmerkung, der Ort der Macht, an dem sich befände, löse doch einiges Befremden in ihm aus. Doch wurden diese Gedanken nie und an keiner Stelle vertieft. Man extemporierte allenfalls miteinander, aber im Grunde redete man doch über weite Strecken ziemlich aneinander vorbei.
Hinterher: Festessen und Schlossgarten-Ambiente. Lange, weiße gedeckte Tafeln, Kerzen und Fackeln, Spanferkel und Weißwein – sensorisch blieb wirklich nichts zu wünschen übrig. Das Festpublikum schlemmte, trank, hörte weitere kulturkritische Worte und sah weitere Zeremonien. Die aber blieben pure Dekoration, denn: wo nichts erklärt wird, gibt es auch nichts zu verstehen. Und darum sollte es ja irgendwie gehen. 'Begegnung' allein reicht nicht – schon gar nicht im Zeitalter des avancierten postkolonialen Diskurses und wenn man als Referenzpunkte französische Extremphilosophen bemüht.
Auch das missionarisch angehauchte Politisch-Korrekte des Abends zirkulierte, freundlich gesagt, in sich selbst. Angesichts der Geschlossenheit der des erlauchten Kreises von Teilnehmern, bleibt der Eindruck, die Kulturbourgeoisie feiert sich selbst.