Im Sonderzug durchs Reich

Von Sabine Grimkowski · 13.07.2008
Im Oktober 1941 warten drei bekannte französische Schriftsteller an der Pariser Gare de l'Est auf die Abfahrt eines Sonderzugs. In Begleitung des deutschen Offiziers Gerhard Heller soll das Autorentrio das Land der Dichter und Denker bereisen, Goebbels besuchen und an einem Schriftstellertreffen in Weimar teilnehmen. Die Reise ist eine exklusive Propagandatour und ein Schlag ins Gesicht der französischen Autoren, die im Untergrund oder Exil leben. Doch die Reise ist mehr.
Für einen der Schriftsteller, den homosexuellen Marcel Jouhandeau, wird sie zur Gefühlsfahrt, denn er verguckt sich in den deutschen Offizier. Und der wiederum scheint sich diesem Blick nicht völlig zu verschließen. Mit Hilfe von dokumentarischem Material berichtet das Feature nicht nur über intellektuelle Kollaboration und literarische Propaganda, sondern es erzählt auch die persönliche Geschichte einer doppelten Verblendung: politisch und emotional.