Schauspieler Samuel Finzi

"Im Theater bin ich der Entscheidungsträger"

34:30 Minuten
Porträt des Schauspielers Samuel Finzi.
Erst mit Anfang 20 lernte Samuel Finzi Deutsch. Mittlerweile kann er als Schauspieler in fünf Sprachen arbeiten. © privat
Moderation: Ulrike Timm |
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Ob Bühne, Kino oder Fernsehen: Samuel Finzi gehört zu den bekanntesten Schauspielern in Deutschland. Und zu den wandelbarsten. Er brilliert in Komödien von Til Schweiger ebenso wie in Tragödien im Theater – oder als Filmtrainer von Boris Becker.
Samuel Finzi steht gern vor der Kamera, liebt die Bühne als Schauspieler, manchmal auch als Sänger. Und er schätzt Radiostudios. „Ich mag sehr gern die Atmosphäre bei einer Aufnahme für ein Buch oder ein Hörspiel. Mir gefällt diese Intimität.“
Jetzt ist er in „Der Rebell“ zu sehen, verkörpert im Film Günter Bosch, den langjährigen Trainer von Boris Becker. Hier der Junge, der immer gewinnen will, da der leise und beharrliche Trainer, der seinen Schützling an die Weltspitze führen möchte.

Hilfe von Beckers Erfolgscoach

Tennisspielen musste Finzi dabei kaum, dabei stand er früher auch selber auf dem Platz. Die eigentliche Herausforderung sei für den Schauspieler gewesen, dass Günter Bosch keine Bühnenfigur ist, sondern ein realer Mensch. Also hat Finzi sich von ihm beraten lassen.
„Ich glaube, ich habe das zum ersten Mal in meinem Leben gemacht. Es hat mir sehr geholfen. Es war ein langes Gespräch vor Beginn der Dreharbeiten", erzählt er.
Neben seinen Rollen in zahlreichen Filmen für Fernsehen und Kino stand und steht Finzi regelmäßig auf den großen Theaterbühnen in Berlin, Wien oder auch Zürich. Prägend sei für ihn besonders seine 20-jährige Zusammenarbeit mit dem Regisseur Dimiter Gottscheff gewesen.
Theater, das ist für Finzi der Ort, an dem „ich der Entscheidungsträger bin. Da ich die Verantwortung am Abend trage, muss ich auch Entscheidungen treffen. Weil: Es passiert alles jetzt“. Filme aber, so der Schauspieler, „werden von Regisseuren gemacht“.

Schlafende Zuschauer und fallende Handys

Beim Theater schätzt Finzi, dass der Abend nicht komplett planbar und vorhersehbar ist. Manchmal passe der Einsatz eines Schauspielers nicht, hin und wieder dringen störende Geräusche aus dem Zuschauerraum auf die Bühne, sagt der Schauspieler.
So zum Beispiel auf einer Gastspielreise in Shanghai und Peking, „Warten auf Godot“ stand auf dem Plan. Finzi erinnert sich: „Nach 20 Minuten hat es angefangen, da waren komische Geräusche zu hören. Dann haben wir später festgestellt, dass manche Zuschauer einschliefen. Und ihre Telefone fielen auf den Boden.“
Noch heute spüre er vor einer Vorstellung eine ordentliche Anspannung, sagt er: „Leicht unvorbereitet“ auf die Bühne zu gehen, den Text nicht ganz sicher zu beherrschen, das sei ein gutes Mittel.
„So muss ich mich wahnsinnig konzentrieren. Dann lenkt man sozusagen seine Ängste in eine andere Richtung", beschreibt er den Zustand auf der Bühne. "Da muss man sich nicht mit sich selbst beschäftigen, sondern mit einer Sache. Das hilft mir zum Beispiel.“

"Ich kann in fünf Sprachen arbeiten"

Geboren wurde Samuel Finzi 1966 in Bulgarien. Auch der Vater war Schauspieler, die Mutter Pianistin.
Über Paris kam er 1989 nach Berlin, Deutsch sprach Finzi bis dahin nicht. Die französische Theaterschule habe ihm nicht gefallen, da sei das Angebot für eine freie Theaterproduktion gerade rechtzeitig gekommen. Ein Jahr habe es gedauert, dann beherrschte er die Sprache.
Heute spricht Finzi neben Bulgarisch und Deutsch auch Französisch, Englisch und Russisch und sagt: „Ich kann in diesen einzelnen Sprachen arbeiten.“
Immer wieder kehrt er jetzt auch in die elterliche Wohnung nach Sofia zurück. Lange Jahre habe er vom Land „nichts wissen wollen, ich war ziemlich enttäuscht“, gesteht er. Jetzt kehre das Interesse zurück. Auch auf einer Demonstration gegen die Regierung „bin ich mitgelaufen."
(ful)

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