Christa Morgenrath / Eva Wernecke (Hg.): "Imagine Africa 2060. Geschichten zur Zukunft eines Kontinents"
Verlag Peter Hammer 2019
192 Seiten, 20 Euro
Zehn literarische Stimmen zur Zukunft Afrikas
06:00 Minuten
Weil der Kontinent sich verändern muss: Für "Imagine Africa 2060" haben zehn Schriftsteller ihre Vision von der Zukunft Afrikas aufgeschrieben. Die Anthologie liest sich zugleich wie eine Einführung in die afrikanischen Literaturen.
Stellen Sie sich die Gesellschaft im Jahr 2060 vor: Was könnte geschehen bis dahin? Wie werden wir leben?
Für die Anthologie "Imagine Africa 2060. Geschichten zur Zukunft eines Kontinents" haben zehn Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus zehn afrikanischen Ländern ihre Gedanken und Vorstellungen zu Geschichten gemacht – mit dabei sind zum Beispiel Ken Bugul aus dem Senegal, der Angolaner José Eduardo Agualusa, die Nigerianerin Chika Unigwe und Aya Cissoko, Französin mit familiären Wurzeln in Mali.
Fünf Frauen, fünf Männer mit den unterschiedlichsten biografischen, geografischen und literarischen Hintergründen – "die" afrikanische Literatur gibt es nicht, vielmehr verschiedenste Literaturen aus verschiedenen Ländern und Regionen.
Migration, Digitalisierung und Gender-Thematik
Die Anthologie bietet einerseits eine exzellente Mischung zwischen Frauen und Männern, eben verschiedensten Regionen und Schreibweisen, zwischen Neuentdeckungen und etablierten SchriftstellerInnen – man kann den Band, wenn man so will, als eine aktuelle Einführung in die Literaturen Afrikas lesen.
Zugleich ist es ausgesprochen spannend zu verfolgen, welche Bilder die AutorInnen von "ihrem" Afrika im Jahr 2060 zeichnen und wie zeitgenössische Themen in diese Visionen einfließen: von der Migration über die Digitalisierung über die Gender-Thematik bis hin zu den mutmaßlichen Folgen des Klimawandels, die in mehreren der Geschichten eine Rolle spielen.
Die Nigerianerin Chica Unigwe und Ellen Banda-Aaku, die in Sambia lebt, entwerfen in ihren starken Texten beispielsweise interessante Szenarien, in denen Frauen an die Macht kommen. Aya Cissoko spielt durch, was passieren könnte, wenn Europa/Frankreich alle Migranten ausweisen würde – in ihrer Vision langfristig alles andere als ein Nachteil für die afrikanischen Länder.
Hoffnung auf den herausragenden Klimawandelroman
Die Anthologie erscheint zum zehnten Geburtstag der Kölner Lese-Reihe "Stimmen Afrikas", die es sich zum Ziel gemacht hat, afrikanische Literaturen hier in Deutschland sichtbarer zu machen und einmal im Monat eine Autorin/einen Autor aus Afrika oder mit afrikanischen Wurzeln einlädt. Neun der zehn Geschichten sind Originalbeiträge, die eigens für die Sammlung entstanden sind.
Der zehnte, ein Romanausschnitt von José Eduardo Agualusa, lässt auf einen herausragenden Klimawandelroman hoffen, den es demnächst hoffentlich auch auf Deutsch geben wird.
Begreift man den Diskurs zu Zukunftsthemen, etwa eben die möglichen Klimawandelfolgen betreffend, als ein globales Phänomen, was ja eigentlich unabdingbar ist – dann kommen hier tatsächlich einmal konzentriert die immer noch viel zu wenig gehörten Stimmen Afrikas zu Wort.