Immer wieder Hamlet
Seit 1991 wird in jedem Sommer in Neuss Shakespeare gespielt. Schwerpunktthema dieser Saison ist "Hamlet". Internationale Ensemble bieten das Stück auf Deutsch, Englisch, Französisch oder Koreanisch dar.
Das Poetenpack zieht ein im Globe, vorneweg der Dudelsack, die Schauspieler hinterher. Und kaum sind sie auf dem Podest angekommen, um das sich in einem engen Halbkreis die Holzbänke für das Publikum ziehen, da stürzen sie sich auch schon in den Schiffuntergang, mit dem die Komödie "Was ihr wollt" beginnt.
Handfest und vital wird Theater im Globe in Neuss. Die Traditionslinien, die zu Volksfesten und Jahrmärkten zurückführen, sind deutlich zu spüren unter den alten Bäumen am Rand der Neusser Rennbahn.
Die Leute kommen früh und bleiben lange, Tische und Bänke laden dazu ein, in der alten Wetthalle gegenüber werden Picknickrationen mit Brot, Wein und Käse angeboten. Und auch die Truppen, die hier gastieren, scheuen sich nicht vor dem Image des "fahrenden Volks", verkaufen ihre Programmhefte in Kostüm und Maske. Das "Poetenpack" aus Potsdam spielt mit den alten Vorurteilen sogar in seinem Namen. Genau wie die bremer shakespeare company oder die nur aus Männern bestehende "Propeller Company" gehört das Ensemble zu den Stammgästen des Festivals, das in diesem Jahr seit 20 Jahren besteht.
Auch das Theatre Vidy Lausanne war schon öfter in Neuss dabei, hat dort Inszenierungen von Peter Brook und dessen Tochter Irina gezeigt. In diesem Jahr sorgte das Ensemble für eine fulminante Eröffnung mit Dan Jemmetts Inszenierung der "Komödie der Irrungen", die im Globe ihre Deutschlandpremiere hatte.
Fünf Schauspieler, wahre Virtuosen der Verwandlung, stürzten sich auf Shakespeares Jugendwerk um die Verwicklungen und Verwechslungen, die von Zwillingen angestiftet werden. Beide Brüderpaare, jeweils Herr und Diener, waren nur mit je einem Schauspieler besetzt. Und aus dieser Zuspitzung machte die temporeiche, komödiantische Aufführung ein atemberaubendes Fest des Theaters: immer hart am Absturz in den Wahnsinn für die Figuren - schrill-komisch für das Publikum. Eine geglückte Gratwanderung, die bewiesen hat, dass Komplexität und Popularität sich keineswegs ausschließen müssen.
Diese Balance zwischen Anspruch und Zuspruch muss auch das Programm als Ganzes immer wieder finden. Für einen Spielplan mit überwiegend fremdsprachigen Aufführungen ist eine Auslastung, die seit Jahren über 90 Prozent liegt, schon erstaunlich. Zwei Drittel seines Etats muss das Neusser Shakespeare Festival aus dem Kartenverkauf erwirtschaften. Programmmacher ist von Anfang an der städtische Kulturreferent Dr. Rainer Wiertz gewesen:
"Ich denke, dass das Shakespeare Festival im Globe Neuss nicht ein Publikum hat, sondern mehrere. Es gibt viele, die wollen ihren Shakespeare auf Deutsch sehen, aber es gibt auch die Freaks, die von weither anreisen, die das im Original hören wollen. Und dann gibt es diejenigen, die so neugierig sind, um zu erfahren, wie andere Kulturen mit diesem Stoff umgehen."
Themenschwerpunkt dieser Saison ist "Hamlet". Heute Abend hat die Globe Touring Company die Reihe eröffnet - die Aufführung ist bis Mittwoch zu sehen – die bremer shakespeare company zeigt nächste Woche ihre Version der Tragödie. Zwei Schauspieler aus Zimbabwe spielen am 4. Juli den "Hamlet" und wollen dabei den mythischen Kern des Dramas um den Geist des ermordeten Vaters in Beziehung setzen zu traditionellen afrikanischen Tänzen und Gesängen. "Hamlet from the East", am 9. und 10. Juli, zeigt eine Lesart des unerschöpflichen Stücks aus Südkorea, die Bezug nimmt auf farbenprächtige Zeremonien des schamanischen Buddhismus.
Kulturreferent Wiertz: "Nicht zuletzt deshalb haben wir auf 'Hamlet' gesetzt, um die Welthaltigkeit dieses Stoffes zu überprüfen und zu sehen, wie kann so ein Politthriller, so ein Familiendrama, so ein psychisches Drama in anderen Kulturen inszeniert werden vor dem Hintergrund der je eigenen Gegebenheiten. Deswegen bin ich froh, dass wir immer wieder solche zunächst abseitig erscheinenden Inszenierungen finden und das Publikum wird mitgehen, davon bin ich überzeugt."
Shakespeare Festival im Globe Neuss
Handfest und vital wird Theater im Globe in Neuss. Die Traditionslinien, die zu Volksfesten und Jahrmärkten zurückführen, sind deutlich zu spüren unter den alten Bäumen am Rand der Neusser Rennbahn.
Die Leute kommen früh und bleiben lange, Tische und Bänke laden dazu ein, in der alten Wetthalle gegenüber werden Picknickrationen mit Brot, Wein und Käse angeboten. Und auch die Truppen, die hier gastieren, scheuen sich nicht vor dem Image des "fahrenden Volks", verkaufen ihre Programmhefte in Kostüm und Maske. Das "Poetenpack" aus Potsdam spielt mit den alten Vorurteilen sogar in seinem Namen. Genau wie die bremer shakespeare company oder die nur aus Männern bestehende "Propeller Company" gehört das Ensemble zu den Stammgästen des Festivals, das in diesem Jahr seit 20 Jahren besteht.
Auch das Theatre Vidy Lausanne war schon öfter in Neuss dabei, hat dort Inszenierungen von Peter Brook und dessen Tochter Irina gezeigt. In diesem Jahr sorgte das Ensemble für eine fulminante Eröffnung mit Dan Jemmetts Inszenierung der "Komödie der Irrungen", die im Globe ihre Deutschlandpremiere hatte.
Fünf Schauspieler, wahre Virtuosen der Verwandlung, stürzten sich auf Shakespeares Jugendwerk um die Verwicklungen und Verwechslungen, die von Zwillingen angestiftet werden. Beide Brüderpaare, jeweils Herr und Diener, waren nur mit je einem Schauspieler besetzt. Und aus dieser Zuspitzung machte die temporeiche, komödiantische Aufführung ein atemberaubendes Fest des Theaters: immer hart am Absturz in den Wahnsinn für die Figuren - schrill-komisch für das Publikum. Eine geglückte Gratwanderung, die bewiesen hat, dass Komplexität und Popularität sich keineswegs ausschließen müssen.
Diese Balance zwischen Anspruch und Zuspruch muss auch das Programm als Ganzes immer wieder finden. Für einen Spielplan mit überwiegend fremdsprachigen Aufführungen ist eine Auslastung, die seit Jahren über 90 Prozent liegt, schon erstaunlich. Zwei Drittel seines Etats muss das Neusser Shakespeare Festival aus dem Kartenverkauf erwirtschaften. Programmmacher ist von Anfang an der städtische Kulturreferent Dr. Rainer Wiertz gewesen:
"Ich denke, dass das Shakespeare Festival im Globe Neuss nicht ein Publikum hat, sondern mehrere. Es gibt viele, die wollen ihren Shakespeare auf Deutsch sehen, aber es gibt auch die Freaks, die von weither anreisen, die das im Original hören wollen. Und dann gibt es diejenigen, die so neugierig sind, um zu erfahren, wie andere Kulturen mit diesem Stoff umgehen."
Themenschwerpunkt dieser Saison ist "Hamlet". Heute Abend hat die Globe Touring Company die Reihe eröffnet - die Aufführung ist bis Mittwoch zu sehen – die bremer shakespeare company zeigt nächste Woche ihre Version der Tragödie. Zwei Schauspieler aus Zimbabwe spielen am 4. Juli den "Hamlet" und wollen dabei den mythischen Kern des Dramas um den Geist des ermordeten Vaters in Beziehung setzen zu traditionellen afrikanischen Tänzen und Gesängen. "Hamlet from the East", am 9. und 10. Juli, zeigt eine Lesart des unerschöpflichen Stücks aus Südkorea, die Bezug nimmt auf farbenprächtige Zeremonien des schamanischen Buddhismus.
Kulturreferent Wiertz: "Nicht zuletzt deshalb haben wir auf 'Hamlet' gesetzt, um die Welthaltigkeit dieses Stoffes zu überprüfen und zu sehen, wie kann so ein Politthriller, so ein Familiendrama, so ein psychisches Drama in anderen Kulturen inszeniert werden vor dem Hintergrund der je eigenen Gegebenheiten. Deswegen bin ich froh, dass wir immer wieder solche zunächst abseitig erscheinenden Inszenierungen finden und das Publikum wird mitgehen, davon bin ich überzeugt."
Shakespeare Festival im Globe Neuss