Im Berliner Speckgürtel wird's eng
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Das Wohnen in Berlin wird vielen zu teuer. Das Homeoffice verstärkt den Trend zum Umzug ins Umland. Doch die Preise steigen mittlerweile auch weiter entfernt von der Hauptstadt. Dort suchen Kommunen nun nach Möglichkeiten, den Zuzug zu steuern.
Ob steigende Grundstückspreise oder explodierende Wohnungsmieten – das Leben in der Großstadt wird immer teurer. Vor allem in Berlin. Daher flüchten die Stadtbewohner und -bewohnerinnen immer häufiger ins Umland: in den sogenannten Speckgürtel. Hier ist es ruhiger und grüner. Und der Trend zum Homeoffice macht das Wohnen dort ebenfalls attraktiver.
Umstrittenes Baumoratorium in Velten
Das hat zur Folge, dass die Nachfrage auch rund um Berlin steigt – so stark wie nirgendwo sonst im Umland einer deutschen Großstadt. Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft von Ende 2020 sind die Immobilienpreise im Speckgürtel Berlins zuletzt stärker gestiegen als in der Hauptstadt selbst.
Nicht nur die Baupreise, auch die Grundstückspreise steigen. Mittlerweile auch in der zweiten Reihe, zum Beispiel in der Gemeinde Nauen, gut 40 Kilometer vom östlichen Stadtzentrum Berlins entfernt.
Die Kleinstadt Velten, wenige Kilometer hinter der nördlichen Stadtgrenze Berlins, hat vor einem Jahr medial gehörig Staub aufgewirbelt mit einem Baumoratorium für bestimmte Vorhaben. Die Stadtverordnetenversammlung begründete ihren Beschluss mit den Worten: "Unsere Heimatstadt darf nicht zur Berliner Vorstadt werden".
Doch die SPD-Bürgermeisterin hat einen anderen Beschluss initiiert, der im Grunde genommen das gleiche Ziel hat: das sogenannte "Einheimischenmodell". Veltener Familien sollen nach einem Punktesystem vorrangig Zugriff auf Grundstücke haben. Doch noch gibt es keine städtischen Baugrundstücke, die für das Projekt in Frage kommen. Doch das Modell strahlt bereits jetzt aus – in den Nordwesten Brandenburgs.
Auch jenseits des Speckgürtels wird gebaut
Je weiter die Kommunen von Berlin und seinem Speckgürtel entfernt sind, desto günstiger sind die Preise. Noch. Zu den Städten, in denen das Wohnen noch erschwinglich ist, gehört die Fontanestadt Neuruppin, etwa 80 Kilometer entfernt vom Berliner Alexanderplatz. Doch auch hier ist das Angebot an Baulandparzellen inzwischen überschaubar, erklärt Jan Juraschek vom Stadtplanungsamt.
Doch nun soll mehr Bauland ausgewiesen werden. Die Stadt will in den kommenden 15 Jahren 1.300 neue Wohnungen bauen. Vor allem sozial verträglich soll die Strategie sein, sagt Bürgermeister Nico Ruhle von der SPD – und verweist auf das Einheimischenmodell seiner Amtskollegin in Velten.
(abr)