Immobilienmarkt

Wie kann Wohnen bezahlbar bleiben?

Ein Frau steht in München vor dem Büro eines Immobilienmaklers
Teures Pflaster: Ein Frau steht in München vor dem Büro eines Immobilienmaklers. © dpa / picture alliance / Peter Kneffel
Robert Göötz und Lukas Siebenkotten im Gespräch mit Matthias Hanselmann |
Was ist zu tun gegen stark steigende Mieten und Goldgräberstimmung am Wohnungsmarkt? Darüber diskutieren wir mit dem Immobilienwirtschaft-Experten Robert Göötz und Lukas Siebenkotten vom Mieterbund.
Wohnen in Deutschland wird immer teurer. In den Großstädten werden bis zu 15 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete verlangt, in München und Stuttgart je nach Stadtviertel auch schon über 20 Euro. Besonders hier ist Wohnraum ein knappes Gut: Laut dem deutschen Mieterbund fehlen 400.000 bis 500.000 Wohnungen.
In den Innenstädten findet ein harter Verdrängungskampf statt: Wer es sich leisten kann, zahlt die explodierenden Mieten, die bisherigen Mieter werden an die Ränder gedrängt. Ähnlich sieht es auf dem Markt für Eigentumswohnungen aus: Hier herrscht zum Teil wahre Goldgräberstimmung, in Berlin zum Beispiel kaufen ausländische Investoren in großen Stil. Die Stadt gilt im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen als "Schnäppchenmarkt". Die Folge: Die Quadratmeterpreise steigen in schwindelerregende Höhen.
Wie kann Wohnen bezahlbar bleiben? Darüber diskutiert Matthias Hanselmann am Samstag von 9.05 Uhr bis 11 Uhr mit zwei Gästen, die sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln schon sehr lange und intensiv mit dem Thema beschäftigen:
Prof. Dr. Robert Göötz ist Leiter des Studiengangs Immobilienwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der ideen-park GmbH in Stuttgart.
Lukas Siebenkotten ist Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes, dem Dachverband von 320 Mietervereinen in Deutschland.
Siebenkotten: "Wir brauchen die Mietpreisbremse"
"Wenn es um die Unterschiede zwischen Bestands- und Neuvermietungsmieten geht, gehört Berlin zu den Top Ten in Deutschland – zusammen mit Hamburg, München und vielen Unistädten", sagt Lukas Siebenkotten, Direktor des deutschen Mieterbundes. "Es gibt dort heutzutage die Situation, dass ein Mieter aus einer Wohnung auszieht und der nächste, der einzieht, gleich mal 30 bis 40 Prozent mehr Miete zahlen muss als sein Vorgänger. Das kann nicht sein. Hier muss etwas getan werden. Dafür brauchen wir die Mietpreisbremse."
Als problematisch sieht der Jurist aber auch den Mangel an Sozialwohnungen: "Jedes Jahr schrumpft der Bestand an Sozialwohnungen um bis zu 60 .000. Wir brauchen in den kommenden Jahren mindestens zwei Millionen Sozialwohnungen zusätzlich." Die Situation werde durch den Zustrom von Flüchtlingen noch verschärft."
Seine Forderung: "Die Politik muss schnell dafür sorgen, dass zusätzliche Angebote geschaffen werden und es nicht zu einer Konkurrenz zwischen deutschen Geringverdienern und Flüchtlingen um die gleichen Wohnungen kommt."
Göötz: "Der Neubau wird behindert"
"Bezahlbares Wohnen ist eine reine Worthülse", sagt Robert Göötz, Leiter des Studiengangs Immobilienwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. "Es ist nicht klar, was damit überhaupt gemeint ist. Soll sich 'bezahlbares Wohnen´ am verfügbaren Einkommen der Menschen orientieren? Oder bemisst man die korrekten Preise daran, für welchen Betrag die Bauherren überhaupt bauen und später vermieten können, ohne Verlust zu erwirtschaften? Eine ehrliche Definition müsste am Anfang aller politischen Bemühungen stehen."
Lukas Siebenkotten
Lukas Siebenkotten© dpa / picture alliance / Rainer Jensen
Der Finanzwissenschaftler weist auf weitere Unstimmigkeiten in der Wohnungspolitik hin, zum Beispiel bei der Mietpreisbremse: "Die Anpassung der Miete wird begrenzt. Dadurch werden Investitionen in den Wohnungsbestand weniger lohnend, und das behindert den Neubau, anstatt diesen zu fördern. Damit wird das Angebot knapper. Zudem wird die Verstädterung gefördert, da Wohnungen im Zentrum per Gesetz künstlich günstiger gemacht werden als die im direkten Umland. Das fördert die Nachfrage auf einem ohnehin schon umkämpften Markt. Zudem ist die Mietpreisbremse im Kern unsozial, denn Mieter mit guter Bonität bekommen immer den Vorzug, egal wie viel die Wohnung am Ende kostet."
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