Immunologe zu AstraZeneca

Impfstopp zunächst als Vorsichtsmaßnahme

06:39 Minuten
Eine Krankenschwester hält ein Fläschchen mit dem Impfstoff Astrazneca in der Hand
Laut Paul-Ehrlich-Institut gibt es eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen in Zusammenhang mit der Astrazeneca-Impfung. © picture alliance/dpa/TASS | David Mdzinarishvili
Carsten Watzl im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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AstraZeneca kommt aus den schlechten Nachrichten nicht heraus. Nun hat auch Deutschland die Impfungen mit dem Vakzin vorsorglich ausgesetzt. Der Immunologe Carsten Walz hält diese Entscheidung für richtig. Die bereits Geimpften kann er beruhigen.
Deutschland setzt die Impfungen mit dem Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca vorsorglich aus. "Eine reine Vorsichtsmaßnahme", sagt dazu Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
Damit folgt die Bundesregierung einer Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts. Das hält nach neuen Meldungen von Thrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung weitere Untersuchungen für notwendig. Es gebe eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen und Blutungen, erklärte das Bundesinstitut für Impfstoffe.

"Ein sehr sehr seltenes Ereignis"

Carsten Watzl, Leiter des Forschungsbereichs Immunologie an der Universität Dortmund, hält diese Entscheidung für richtig. Diese spezielle Art von Thrombosen trete natürlicherweise nur sehr selten auf.
"Da haben wir nur so drei bis fünf Fälle bei einer Million Leuten", sagt Waltz. Insofern müsse man dem nachgehen, auch wenn sowohl die Zulassungsstudie als auch die Erfahrungen in Großbritannien keine vermehrten Fälle gezeigt hätten.
"Um das jetzt einzuordnen, würden wir hier über eine sehr seltene Nebenwirkung reden, die bei einem in 100.000, vielleicht auch nur bei einem in einer Millionen auftritt. Von daher muss sich jetzt nicht jeder, der gestern mit AstraZeneca geimpft worden ist, riesengroße Sorgen machen. Es würde sich um ein sehr, sehr seltenes Ereignis handeln."
Waltz verweist auf den Hinweis vom Paul-Ehrlich-Institut: Wer mehrere Tage nach der Impfung noch sehr starke Kopfschmerzen habe, solle einen Arzt aufsuchen.
Was nun allerdings mit der zweiten Impfung passiert, ist offen. "Da die zweite Impfung bei den Leuten allerdings erst immer so nach zwei Monaten fällig wäre, ist da noch genug Zeit, dass das bis dahin untersucht ist." Da müsse man sich noch keine zu großen Sorgen machen.

Hohe Effektivität beim Sputnik-V-Impfstoff

Russland hat derweil nach eigenen Angaben Vereinbarungen zur Produktion seines Corona-Impfstoffs Sputnik V in Deutschland und anderen europäischen Ländern getroffen. Hier sei die Zulassungsstudie mittlerweile publiziert, sagt Watzl. "Da zeigt sich, dass er eine Effektivität von über 90 Prozent hat, also auch ein sehr guter Impfstoff ist."
Sputnik V beruhe auf der gleichen Technologie wie der AstraZeneca-Impfstoff, also der von viralen Vektoren. "Es werden harmlose Erkältungsviren benutzt, um einen Teil des genetischen Materials des Coronavirus in die Zellen einzuschleusen und dann machen die Zellen selber dieses sogenannte Spike-Protein und darauf reagiert dann das Immunsystem."
Allerdings dauere es sicherlich noch ein bis zwei Monate bis zur Herstellung und bis zur Zulassung durch die Europäischen Arzneimittelagentur EMA. "Es könnte sein, dass die Zulassung und die Produktion von dem Sputnik-Impfstoff zu einer Zeit kommt, wo wir eh mehr Impfstoff haben, als wir überhaupt verimpfen können."
(cwu)
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