Jährliche Auffrischung wie bei der Grippe nötig
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Immer wieder wird das Coronavirus mit dem Grippevirus verglichen. Tatsächlich gibt es Parallelen. Der Immunologe Reinhold Förster geht davon aus, dass hier wie dort bei der Impfung eine regelmäßige Wiederholung nötig wird.
Noch immer gibt es viele Unbekannte beim Coronavirus, seinen Folgen und einer Impfung gegen den Erreger. Unklar ist bislang etwa, wie lange eine Immunisierung gegen das Virus anhält. Laut einer Studie aus den USA geht man derzeit von einer Immunität gegen einen schweren Verlauf von Covid-19 von etwa sechs Monaten aus.
"Das muss man erstmal in den Kontext setzen", sagt Reinhold Förster, Immunologe an der Medizinischen Hochschule Hannover und erklärt: "Die Mehrzahl der Patienten, die dort untersucht wurden, waren nicht schwer erkrankt." Daher seien die Ergebnisse nicht erstaunlich. Auch bei anderen Krankheiten sehe man, dass Menschen, die stark erkrankt sind, deutlich länger immun seien.
Zuletzt hatte es Meldungen gegeben, dass bereits geimpfte Seniorinnen und Senioren am Coronavirus erkrankten. Förster erläutert dazu, dass es momentan ein großes Defizit gebe und die Aufklärung deutlich verbessert müsse. "Wir wissen, dass ein Impfschutz frühestens zwölf oder vierzehn Tage nach der ersten Immunisierung vorhanden ist." Vorher könne nicht damit gerechnet werden.
"Die Impfung zielt darauf, das bereits erworbene Immunsystem zu stärken, und dafür braucht es seine Zeit", so der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Ganz wichtig sei beim Coronavirus auch die zweite Applikation des Impfstoffes. "Erst ab einer Woche nach der zweiten Applikation hat man den besten Schutz", erklärt Förster.
Wirkt die Impfung auch gegen Mutationen?
Für weitere Unsicherheit sorgt eine Mutation des Virus, die vermutlich für die anhaltend hohen Fallzahlen verantwortlich ist. Zu der Frage, ob eine Impfung auch gegen mutierte Versionen wirkt, meint der Immunologe: "Die Daten die bisher bekannt sind, sprechen sehr dafür, dass die jetzigen Impfstoffe gegen diese Mutation schützen werden." Allerdings werde man erst gesicherte Ergebnisse haben, wenn genügend Menschen zweimal geimpft wurden, gibt Förster zu bedenken.
Bei vielen Menschen hat sich die Angst manifestiert, dass mit dem kommenden Herbst die Pandemie erneut an Fahrt aufnimmt. Förster sagt dazu: "Das wird so ausgehen wie die Impfung gegen die Influenza: Dass jährliche Auffrischungen nötig sind." Erst in ein paar Jahren könne man so sehen, ob die Pandemiewelle gebrochen worden sei und die Erkrankung Einzelner verhindert werden könne.
Dennoch blickt der Mediziner optimistisch in die Zukunft. Es gebe inzwischen verschiedenste Impfstoffe, die in einer unglaublichen Zeit entwickelt werden. "Die Impfstoffe sind extrem gut, gut verträglich und schützen in einem extremen Maße." Förster rät daher dazu, sich impfen zu lassen.
(lsc)