"Die vierte Welle wird kommen"
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Im Herbst werden die Coronazahlen wieder steigen, sagt Carsten Watzl von der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Er erklärt, wie gefährlich die Delta-Variante ist und warum man sich trotz niedriger Fallzahlen zügig impfen lassen sollte.
Gerade ist die Pandemielage vergleichsweise entspannt in Deutschland: Die Zahl der Neuinfektionen sinkt weiterhin, die Impfquote steigt. Doch eine Sache macht Sorgen: Auch der Anteil der Neuinfektionen mit der Delta-Variante des Coronavirus steigt, er liegt inzwischen bei sechs Prozent. In Großbritannien nehmen die Infektionen wegen der Delta-Mutante bereits wieder zu.
"Wir sind noch in der glücklichen Situation, dass wir eine relativ geringe Rate Delta-Infektionen haben und eine geringe Inzidenz", sagt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Deshalb vermutet er, dass sich die ansteckendere Delta-Mutante erst im Herbst in Deutschland durchsetzen werde.
Die Delta-Variante werde dann ein Problem für ungeimpfte und auch für nur einmal geimpfte Menschen, denn sie entgehe etwas dem Immunschutz. Ob die Variante auch krankmachender ist, sei derzeit noch nicht klar, sagt Watzl.
Nicht mit der Impfung warten
"Die vierte Welle wird kommen", betont er. Ihre Höhe werde aber davon beeinflusst, wie viele Menschen im Herbst einen vollen Impfschutz hätten.
"Bitte jetzt impfen lassen", rät er allen, die für eine Impfung erst auf wieder steigende Fallzahlen warten wollen. "Wenn man sich erst im Herbst die erste Impfung abholt, ist man leider noch lange Zeit nicht geschützt, weil man erst nach der zweiten Impfung den wirklich guten Schutz auch gegen die Delta-Variante hat."
Aller Voraussicht nach nicht geimpft sein werden Kinder unter zwölf Jahren, denn für sie gibt es bisher keinen zugelassenen Impfstoff. Für Kitas und Schulen brauche es daher andere Maßnahmen, zum Beispiel Luftfilteranlagen, sagt Watzl. "Weiterhin werden wir dann auch im Herbst mit Testen und wahrscheinlich auch mit Masken wieder arbeiten müssen."
Ausfall von CureVac
Bei der Impfstoffentwicklung gab es zuletzt einen Rückschlag: Das Vakzin des Tübinger Pharmaunternehmens CureVac hat in der Zwischenanalyse nur eine Wirksamkeit von 47 Prozent erreicht. Der Impfstoff werde daher wohl nicht für die Impfkampagne zur Verfügung stehen, sagt Watzl, da CureVac damit die Auflagen der WHO nicht erfülle.
Die Impfkampagne sieht er dadurch aber nicht gefährdet, da von sechs Herstellern, auf die Deutschland und die EU gesetzt hätten, vier eine Zulassung bekommen hätten und zudem vier Impfdosen pro Einwohner bestellt worden seien:
"Das zeigt im Umkehrschluss natürlich auch, wie viel Glück wir hatten, dass gleich die ersten Kandidaten eine so hohe Effektivität haben."
(jfr)