Putins Russland
Russische Soldaten im Stechschritt: Der Begriff Imperium hat im Russischen einen positiven Klang, sagt der Historiker Andrii Portnov. © imago images/ITAR-TASS/Valery Sharifulin
Gewalt als Hauptinstrument der Politik
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Will Russland zu alter imperialer Größe zurück? Wirtschaftlich sei es zu schwach dazu, sagt der Historiker Andrii Portnov. Doch Putin sei ein "Sammler" von Ländern: "Die imperiale Gefahr ist immer da."
Mit dem Ende der Sowjetunion sei auch die Zeit der Imperien vorbei gewesen, meinen Historiker. Doch Russlands Griff nach der Ukraine scheint diese Sicht ins Wanken zu bringen. Kommt das Imperium zurück? Putin sei ein Sammler von Ländern, sagt der ukrainische Historiker Andrii Portnov, der an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) lehrt: "Die imperiale Gefahr ist immer da." Das habe sich auch schon vor dem Angriff auf die Ukraine gezeigt, zum Beispiel 2008 in Georgien.
Während im Deutschen, aber auch im Polnischen und Ukrainischen, das Wort Imperium negativ besetzt sei, habe es im Russischen einen positiven Beiklang, betont Portnov. Wladimir Putin sehe sich in der Nachfolge von Katharina der Großen: "Es gibt Politiker, die Gewalt als Hauptinstrument ihrer Politik benutzen. Putin ist genau deshalb da."
Warum wird Putin von der Bevölkerung unterstützt?
Allerdings sei Russland wirtschaftlich zu schwach, um dauerhaft ein Imperium aufzubauen, meint der Historiker. Erstaunlich sei, dass Putins Politik von einem Großteil der Bevölkerung unterstützt werde. "Wie kann man das verstehen? Was bedeutet das? Das ist eine ganz wichtige Frage für uns Forscherinnen und Forscher."
Um die Entwicklungen in Russland und ganz Osteuropa besser zu verstehen, müsse die Geschichtswissenschaft neue Begriffe und Methoden entwickeln. "Das ist eine große Aufgabe für uns alle", sagt Portnov.
(beb)