In den Bauch der Erde gepumpt
In Deutschland gehen die leicht zu fördernden Erdgasvorkommen zur Neige. Erdöl-Multis überlegen, auf Fracking umzustellen. Bei dieser Methode wird Hunderte Meter unter der Erde Stein durch Druck gebrochen, um Gas aus Milliarden kleinen Hohlräumen zu fördern.
Brennende Wasserhähne, Erdbeben, verschmutztes Grundwasser. Meldungen dieser Art sind aus Kanada und den USA bekannt, nachdem dort gefrackt wurde. Nun steht Deutschland im Fokus der Erdölmultis. Umweltschützer schlagen Alarm. Sebastian Schonauer vom Bund für Umwelt und Naturschutz und Sprecher des Arbeitskreises Wasser:
"Die praktische Erprobung, die in Kanada, in Nordamerika gemacht wurde, hat gezeigt, dass das nicht beherrschbar ist, dass das Gas austritt an Stellen, wo man es nicht erwartet und zum Zweiten eben dass wir damit eine weitere Methode gefunden haben, um unsere Naturlandschaften kaputt zu machen. Das ist also eine Sache die dem Menschen gefährlich werden kann, aber auch für die Natur."
Denn beim Fracking wird ein enormer Druck auf tief liegende Gesteinsschichten ausgeübt. Ein bis zwei Stunden lang drückt ein Chemikalien-Sand-Gemisch mit 1000 bar auf das Gestein, bis es bricht, erklärt Dietrich Borchardt, der wissenschaftliche Leiter der Studie.
"Und durch diese Risse drückt man durch diesen hohen Druck Sand und der Sand sorgt dafür, dass diese Risse offen bleiben, wenn der Druck weggenommen wird. Und dann strömt durch diese neu geschaffenen Risse das Gas zur Bohrung nach oben."
Mit einem so genannten "Frack" werden mit dem Wasser fünf Tonnen Chemikalien und 32 Kubikmeter Gelee in die Gesteinsschicht gepresst. Das Gelee verteilt den Sand gleichmäßig in die Gesteinsrisse. Die Chemikalien verhindern jegliches organisches Wachstum in den Rohren und in den Gasblasen. Denn ein Bohrplatz wird über Jahre betrieben. Insgesamt listet ExxonMobil 150 verschiedenen Chemikalien auf, erklärt der Ökotoxikologe Dr. Andreas Alternburger, der ebenfalls am Helmholtzzentrum für Umweltforschung arbeitet. Darunter sind auch Krebs bildende oder erbgutverändernde Stoffe, wie zum Beispiel Biozide, die üblicherweise zur Schädlingsbekämpfung genutzt werden:
"Biozide haben den Zweck, sie sollen Lebewesen schädigen, sie sollen den mikrobiellen Aufwuchs, das Zuwachsen von Rohren verhindern."
Doch was da tatsächlich in den Bauch der Erde gepumpt wird, kann Andreas Altenburger nicht sagen, obwohl der die Studie mit erarbeitet hat. Von den 150 Zusatzstoffen ist ein Drittel nicht klar definiert. Das Ergebnis der Studie ist deshalb keine Einschätzung des bisher Geschehenen, sondern eine Art Gebrauchsanleitung für umweltverträgliches Fracking, so wie es in Zukunft stattfinden könnte. Eine Forderung dafür lautet: der Flowback muss funktionieren. Was zum Vokabular eines Surfers passen könnte, meint die Reinigung des Wassers.
"Unsere Empfehlung ist, weil es um sehr viele Wassermengen geht, die da eingesetzt werden, dass sehr viel mehr Wasser aufbereitet werden sollte, um wiederverwendet werden zu können, so dass man den Wasserverbrauch, aber auch von Chemikalien, auf ein Minimum reduzieren sollte. Das ist heute noch nicht so im Fokus der Unternehmen gewesen, aber auch, wie gesagt, nicht der Öffentlichkeit, nicht der Behörden."
Selbst wenn es so wäre, hat es wenig Sinn, glaubt der Toxikologe Andreas Altenburger. Das Frack-Wasser gesteuert zurück zu holen, sei nicht möglich:
"Was nicht hoch kommt, kommt nicht hoch. Sie können nur das behandeln, was im Prozess wieder hoch kommt und das ist je nach Lagerstätte sehr unterschiedlich - ob überhaupt was hoch kommt, welche Mengen hoch kommen."
Nur bis zu 20 Prozent der Frackflüssigkeit sind greifbar, so der Experte. Der GAU, also der größte anzunehmende Unfall, ist der Blow Out - das unkontrollierte Austreten des Gasgemisches durch die Bohrrohre. In den USA geschah dies 127 Mal in den Jahren 2006 und 2007. Heute kann man dank modernster Technik alles besser machen, heißt es in der Studie, die von ExxonMobil finanziert wurde. Nicht verschwiegen werden auch Risiken. Erdbeben zum Beispiel, ausgelöst durch die Erschütterung der Gesteinsschichten. Bestimmte Gebiete müssen deshalb zwingend ausgeschlossen werden, lautet eine weitere Forderung der Studie:
"Es dürfen beispielsweise keine gestörten geologischen Schichten da sein, die Risse aufweisen, die auch über größere Tiefen reichen. Es darf kein Grundwasser dort liegen, das unter Druck steht, dass, wenn man es anbohrt, anfängt in bestimmte Richtungen zu fließen. Es dürfen auch keine tektonischen Vorspannungen da sein, also keine Gebirge die unter Spannung stehen und wenn man sie anbohrt oder Druck aussetzt, dass es zu Erdbeben ähnlichen Entspannungen kommt."
Genau genommen ist Fracking auch in Deutschland nichts Neues. Herkömmliche, so genannte konventionelle Gasfelder werden schon seit Jahren durch diese Methode vollends leer gefördert. In Deutschland schon über 150 Mal, so die Studie. Um allein durch Fracking Erdgas zu gewinnen, sind nun zwei Probebohrungen geplant. Gebiete in Niedersachsen und Nordrhein-Westphalen werden momentan untersucht. BNK Petroleum hat Claims in Thüringen und Sachsen Anhalt reserviert. Wenn dies bereits genehmigt ist, wird es schwierig, die geplante Gasförderung zu stoppen, sagt Sebastian Schonauer vom BUND:
"Dieses Fracking gehört zu einer Grenztechnologie, die man deshalb nicht einführen darf, um die Gefahren nicht erst entstehen zu lassen. Das ist nichts anderes als die Verlängerung einer fossilen Energiegeschichte die längst gestoppt werden müsste, auch aus energetischen, nicht nur aus naturwissenschaftlichen Gründen."
"Die praktische Erprobung, die in Kanada, in Nordamerika gemacht wurde, hat gezeigt, dass das nicht beherrschbar ist, dass das Gas austritt an Stellen, wo man es nicht erwartet und zum Zweiten eben dass wir damit eine weitere Methode gefunden haben, um unsere Naturlandschaften kaputt zu machen. Das ist also eine Sache die dem Menschen gefährlich werden kann, aber auch für die Natur."
Denn beim Fracking wird ein enormer Druck auf tief liegende Gesteinsschichten ausgeübt. Ein bis zwei Stunden lang drückt ein Chemikalien-Sand-Gemisch mit 1000 bar auf das Gestein, bis es bricht, erklärt Dietrich Borchardt, der wissenschaftliche Leiter der Studie.
"Und durch diese Risse drückt man durch diesen hohen Druck Sand und der Sand sorgt dafür, dass diese Risse offen bleiben, wenn der Druck weggenommen wird. Und dann strömt durch diese neu geschaffenen Risse das Gas zur Bohrung nach oben."
Mit einem so genannten "Frack" werden mit dem Wasser fünf Tonnen Chemikalien und 32 Kubikmeter Gelee in die Gesteinsschicht gepresst. Das Gelee verteilt den Sand gleichmäßig in die Gesteinsrisse. Die Chemikalien verhindern jegliches organisches Wachstum in den Rohren und in den Gasblasen. Denn ein Bohrplatz wird über Jahre betrieben. Insgesamt listet ExxonMobil 150 verschiedenen Chemikalien auf, erklärt der Ökotoxikologe Dr. Andreas Alternburger, der ebenfalls am Helmholtzzentrum für Umweltforschung arbeitet. Darunter sind auch Krebs bildende oder erbgutverändernde Stoffe, wie zum Beispiel Biozide, die üblicherweise zur Schädlingsbekämpfung genutzt werden:
"Biozide haben den Zweck, sie sollen Lebewesen schädigen, sie sollen den mikrobiellen Aufwuchs, das Zuwachsen von Rohren verhindern."
Doch was da tatsächlich in den Bauch der Erde gepumpt wird, kann Andreas Altenburger nicht sagen, obwohl der die Studie mit erarbeitet hat. Von den 150 Zusatzstoffen ist ein Drittel nicht klar definiert. Das Ergebnis der Studie ist deshalb keine Einschätzung des bisher Geschehenen, sondern eine Art Gebrauchsanleitung für umweltverträgliches Fracking, so wie es in Zukunft stattfinden könnte. Eine Forderung dafür lautet: der Flowback muss funktionieren. Was zum Vokabular eines Surfers passen könnte, meint die Reinigung des Wassers.
"Unsere Empfehlung ist, weil es um sehr viele Wassermengen geht, die da eingesetzt werden, dass sehr viel mehr Wasser aufbereitet werden sollte, um wiederverwendet werden zu können, so dass man den Wasserverbrauch, aber auch von Chemikalien, auf ein Minimum reduzieren sollte. Das ist heute noch nicht so im Fokus der Unternehmen gewesen, aber auch, wie gesagt, nicht der Öffentlichkeit, nicht der Behörden."
Selbst wenn es so wäre, hat es wenig Sinn, glaubt der Toxikologe Andreas Altenburger. Das Frack-Wasser gesteuert zurück zu holen, sei nicht möglich:
"Was nicht hoch kommt, kommt nicht hoch. Sie können nur das behandeln, was im Prozess wieder hoch kommt und das ist je nach Lagerstätte sehr unterschiedlich - ob überhaupt was hoch kommt, welche Mengen hoch kommen."
Nur bis zu 20 Prozent der Frackflüssigkeit sind greifbar, so der Experte. Der GAU, also der größte anzunehmende Unfall, ist der Blow Out - das unkontrollierte Austreten des Gasgemisches durch die Bohrrohre. In den USA geschah dies 127 Mal in den Jahren 2006 und 2007. Heute kann man dank modernster Technik alles besser machen, heißt es in der Studie, die von ExxonMobil finanziert wurde. Nicht verschwiegen werden auch Risiken. Erdbeben zum Beispiel, ausgelöst durch die Erschütterung der Gesteinsschichten. Bestimmte Gebiete müssen deshalb zwingend ausgeschlossen werden, lautet eine weitere Forderung der Studie:
"Es dürfen beispielsweise keine gestörten geologischen Schichten da sein, die Risse aufweisen, die auch über größere Tiefen reichen. Es darf kein Grundwasser dort liegen, das unter Druck steht, dass, wenn man es anbohrt, anfängt in bestimmte Richtungen zu fließen. Es dürfen auch keine tektonischen Vorspannungen da sein, also keine Gebirge die unter Spannung stehen und wenn man sie anbohrt oder Druck aussetzt, dass es zu Erdbeben ähnlichen Entspannungen kommt."
Genau genommen ist Fracking auch in Deutschland nichts Neues. Herkömmliche, so genannte konventionelle Gasfelder werden schon seit Jahren durch diese Methode vollends leer gefördert. In Deutschland schon über 150 Mal, so die Studie. Um allein durch Fracking Erdgas zu gewinnen, sind nun zwei Probebohrungen geplant. Gebiete in Niedersachsen und Nordrhein-Westphalen werden momentan untersucht. BNK Petroleum hat Claims in Thüringen und Sachsen Anhalt reserviert. Wenn dies bereits genehmigt ist, wird es schwierig, die geplante Gasförderung zu stoppen, sagt Sebastian Schonauer vom BUND:
"Dieses Fracking gehört zu einer Grenztechnologie, die man deshalb nicht einführen darf, um die Gefahren nicht erst entstehen zu lassen. Das ist nichts anderes als die Verlängerung einer fossilen Energiegeschichte die längst gestoppt werden müsste, auch aus energetischen, nicht nur aus naturwissenschaftlichen Gründen."