In den Fängen der Camorra
"Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra" ist die Verfilmung des Bestsellers von Roberto Saviano. Unverhüllt erzählt er über die Machenschaften des neapolitanischen Verbrechersyndikats Camorra. Die Verfilmung setzt den Stoff dokumentarisch in Szene. Aus den Townships von Kapstadt kommen die jungen Tänzer in dem Film "Dance for all", der ein Tanzprojekt begleitet.
Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra
Italien 2008, Regie: Matteo Garrone, Darsteller: Salvatore Abruzzese, Simone Sacchettino, Salvatore Ruocco, 135 min., ab 16 Jahren
"Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra" ist der Film nach dem Aufsehen erregenden Roman von Roberto Saviano. Die Reise – eine mit nüchtern-dokumentarischen Filmbildern unternommene Erkundung eines verbrecherischen und gewalttätigen Milieus. Nur einmal, in der ersten Filmszene gibt es so etwas wie Glamour. Trotzdem hat der Film über die Camorra mehr gemein mit ihren Paten aus den Filmen von Francis Ford Coppola, Brian de Palma oder Francesco Rosi als der erste Blick freigibt.
Das wird in sechs Facetten, in sechs Geschichten über Menschen in den Fängen der Camorra erzählt. In einem der bunkerartigen Betonklötze von Scampia, im nördlichen Vorort von Neapel, wo die Wohnungen wie Bienenwaben übereinander kleben und die süditalienische Mafiaorganisation Camorra Vermieter, Drogendealer und Polizei in einem ist, kann sich der Junge Toto gar kein anderes Leben als im Dienste der Mafia vorstellen. Wir erleben, wie er zum Rekruten herangezogen wird.
Marco und Ciro sind nicht viel älter. Sie wollen ihr eigenes Ding machen, ein bisschen mit der Mafia, aber am liebsten auf eigene Rechnung.
In Mattoe Garrones Film wird emotionslos hingerichtet, wer aus der Reihe tanzt. Auch Pasquale, der Schneider, überlebt seinen Alleingang nicht. Er entwirft Designermode und lässt sie im Auftrag der Mafia nähen. Nebenan haben sich die Chinesen eingerichtet, denen er das Know-how westlicher Designermode beibringen könnte.
Ohne jegliche Moralkeule, mit sparsamster Musik und Kameraeinstellungen, meist in der Halbtotale, erzählt der Film von dem, was man so gern "Sumpf" nennt. Aber in Scampia weiß jeder, wie es funktioniert, und wenn man da raus will, womit man zu rechnen hat. Nur einer könnte das schaffen: Roberto, erfolgreicher Uniabsolvent, ein frisches Blut mit festen Berufs- und glänzenden Gehaltsaussichten, wenn er sein Wissen in den Dienst eines anderen "Berufszweiges" der Mafia stellt, der illegalen Giftmüllbeseitigung im großen Stil.
Die Reise ins Reich der Camorra ist eine Höllenfahrt und deshalb heißt der Film wohl auch "Gomorrha", nach dem biblischen Sodom und Gomorrha, das der Herr mit Schwefel und Feuer auslöschte für alle Zeiten.
<im_46470>"Dance for All" (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_46470>"Dance for all"
BRD/Schweiz 2007, Regie: Elena Bromund, Viviane Blumenstein, Mit: Philip Boyd, Phyllis Spira, Zandile Constable, Nqaba Mafilika, Theo Ndindwa. 96 Min., o.Al.
Der Dokumentarfilm führt uns nach Kapstadt, wo 1991 zwei sozial engagierte Tänzer ein Tanzprojekt für die Kinder und Jugendlichen aus den Townships von Kapstadt gründeten, das heute den Status einer professionellen Tanzcompany erreicht hat.
Phyllis Spira war eine weltweit bekannte südafrikanische Prima Ballerina. Zusammen mit ihrem Mann Philip Boyd sind sie hingebungsvolle Lehrer, die schon über 1000 Kinder unterrichtet haben. Drei von ihnen zeigt der Film in ausführlichen Porträts, die dem Zuschauer eindringlich vor Augen führen, dass der klassische Tanz für diese Jugendlichen wirklich ihr Leben ist. Zwei von ihnen, Theo und Nqaba hat er schon nach Europa und Amerika gebracht, die 17jährige Zandile träumt von nichts anderem.
Wunderschöne Körper und die Perfektion von Bewegung nach Musik – das in der Öffentlichkeit zu zeigen, war noch vor 10 Jahren für schwarze Afrikaner unmöglich. Mit großem Selbstbewusstsein erzählen die Jugendlichen über das Schicksal ihrer Familien unter der Apartheid, melden aber auch Ansprüche an, die das Projekt zunehmend in Bedrängnis bringen. Wenn die besten jungen Tänzer nach Europa oder Amerika abgeworben werden, sind die Aufführungen und damit auch die Finanzierung gefährdet.
Dankbarkeit und Loyalität im Widerstreit mit verständlichem persönlichen Ehrgeiz – das gibt dem Film eine Spannung, die ihn weit über die Dokumentation eines löblichen Projekts hinaushebt. Auch die brillanten Kamerabilder von Franz Lustig fangen mehr ein, als begabte junge Tänzer mit großem Charisma.
Die Tänzer kommen jeden Morgen aus den Townships und gehen am Abend auch dahin zurück. Wir bekommen so ein modernes, sehr differenziertes Bild von Südafrika, das die Widersprüchlichkeit dieser Gesellschaft abbildet, sie aber trotz Armut und Ungerechtigkeiten als zukunftsfähig darstellt.
Italien 2008, Regie: Matteo Garrone, Darsteller: Salvatore Abruzzese, Simone Sacchettino, Salvatore Ruocco, 135 min., ab 16 Jahren
"Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra" ist der Film nach dem Aufsehen erregenden Roman von Roberto Saviano. Die Reise – eine mit nüchtern-dokumentarischen Filmbildern unternommene Erkundung eines verbrecherischen und gewalttätigen Milieus. Nur einmal, in der ersten Filmszene gibt es so etwas wie Glamour. Trotzdem hat der Film über die Camorra mehr gemein mit ihren Paten aus den Filmen von Francis Ford Coppola, Brian de Palma oder Francesco Rosi als der erste Blick freigibt.
Das wird in sechs Facetten, in sechs Geschichten über Menschen in den Fängen der Camorra erzählt. In einem der bunkerartigen Betonklötze von Scampia, im nördlichen Vorort von Neapel, wo die Wohnungen wie Bienenwaben übereinander kleben und die süditalienische Mafiaorganisation Camorra Vermieter, Drogendealer und Polizei in einem ist, kann sich der Junge Toto gar kein anderes Leben als im Dienste der Mafia vorstellen. Wir erleben, wie er zum Rekruten herangezogen wird.
Marco und Ciro sind nicht viel älter. Sie wollen ihr eigenes Ding machen, ein bisschen mit der Mafia, aber am liebsten auf eigene Rechnung.
In Mattoe Garrones Film wird emotionslos hingerichtet, wer aus der Reihe tanzt. Auch Pasquale, der Schneider, überlebt seinen Alleingang nicht. Er entwirft Designermode und lässt sie im Auftrag der Mafia nähen. Nebenan haben sich die Chinesen eingerichtet, denen er das Know-how westlicher Designermode beibringen könnte.
Ohne jegliche Moralkeule, mit sparsamster Musik und Kameraeinstellungen, meist in der Halbtotale, erzählt der Film von dem, was man so gern "Sumpf" nennt. Aber in Scampia weiß jeder, wie es funktioniert, und wenn man da raus will, womit man zu rechnen hat. Nur einer könnte das schaffen: Roberto, erfolgreicher Uniabsolvent, ein frisches Blut mit festen Berufs- und glänzenden Gehaltsaussichten, wenn er sein Wissen in den Dienst eines anderen "Berufszweiges" der Mafia stellt, der illegalen Giftmüllbeseitigung im großen Stil.
Die Reise ins Reich der Camorra ist eine Höllenfahrt und deshalb heißt der Film wohl auch "Gomorrha", nach dem biblischen Sodom und Gomorrha, das der Herr mit Schwefel und Feuer auslöschte für alle Zeiten.
<im_46470>"Dance for All" (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_46470>"Dance for all"
BRD/Schweiz 2007, Regie: Elena Bromund, Viviane Blumenstein, Mit: Philip Boyd, Phyllis Spira, Zandile Constable, Nqaba Mafilika, Theo Ndindwa. 96 Min., o.Al.
Der Dokumentarfilm führt uns nach Kapstadt, wo 1991 zwei sozial engagierte Tänzer ein Tanzprojekt für die Kinder und Jugendlichen aus den Townships von Kapstadt gründeten, das heute den Status einer professionellen Tanzcompany erreicht hat.
Phyllis Spira war eine weltweit bekannte südafrikanische Prima Ballerina. Zusammen mit ihrem Mann Philip Boyd sind sie hingebungsvolle Lehrer, die schon über 1000 Kinder unterrichtet haben. Drei von ihnen zeigt der Film in ausführlichen Porträts, die dem Zuschauer eindringlich vor Augen führen, dass der klassische Tanz für diese Jugendlichen wirklich ihr Leben ist. Zwei von ihnen, Theo und Nqaba hat er schon nach Europa und Amerika gebracht, die 17jährige Zandile träumt von nichts anderem.
Wunderschöne Körper und die Perfektion von Bewegung nach Musik – das in der Öffentlichkeit zu zeigen, war noch vor 10 Jahren für schwarze Afrikaner unmöglich. Mit großem Selbstbewusstsein erzählen die Jugendlichen über das Schicksal ihrer Familien unter der Apartheid, melden aber auch Ansprüche an, die das Projekt zunehmend in Bedrängnis bringen. Wenn die besten jungen Tänzer nach Europa oder Amerika abgeworben werden, sind die Aufführungen und damit auch die Finanzierung gefährdet.
Dankbarkeit und Loyalität im Widerstreit mit verständlichem persönlichen Ehrgeiz – das gibt dem Film eine Spannung, die ihn weit über die Dokumentation eines löblichen Projekts hinaushebt. Auch die brillanten Kamerabilder von Franz Lustig fangen mehr ein, als begabte junge Tänzer mit großem Charisma.
Die Tänzer kommen jeden Morgen aus den Townships und gehen am Abend auch dahin zurück. Wir bekommen so ein modernes, sehr differenziertes Bild von Südafrika, das die Widersprüchlichkeit dieser Gesellschaft abbildet, sie aber trotz Armut und Ungerechtigkeiten als zukunftsfähig darstellt.