In Frankfurts Bankenzentrum III

Frische Akteure drängen auf den Finanzmarkt

Die Bankentürme von Frankfurt am Main scheinen kurz nach Sonnenuntergang aus vielen kleinen Eurozeichen zu bestehen.
Die Bankentürme von Frankfurt am Main scheinen kurz nach Sonnenuntergang aus vielen kleinen Eurozeichen zu bestehen, Januar 2014 © picture alliance / Daniel Reinhardt
Von Ludger Fittkau |
Start-ups greifen große Banken und Finanzdienstleister an, heißt es in Expertenkreisen - nicht etwa mit Waffen, sondern mit Angeboten wie E-Commerce, Mobile-Payment oder Crowdinvesting.
Die Fahrradtour geht weiter nach Westen – raus aus dem Bankenviertel. Der Hauptbahnhof bleibt links liegen, nach wenigen hundert Metern biege ich in die Mainzer Landstrasse ab. Immer weiter geradeaus geht es Richtung Gallusviertel.
Ein altes Arbeiter- und Gewerbequartier, in das sich früher selten Angehörige des Bürgertums – es sei denn Fabrikbesitzer – verirrt hätten. Heute sind hier viele alte Industriegebäude schickt renoviert. Dienstleistungsunternehmen haben Büros eingerichtet, da, wo früher Maschinen dröhnten. An einer Postfiliale solle ich auf einen Hinterhof einbiegen, hatte man mir am Telefon gesagt. Ich rolle auf ein altes, allerdings frisch renoviertes Fabrikgebäude zu. Am Eingang der hellen Fassade sind auf einer Tafel eine ganze Reihe von Firmennamen zu lesen. "Vaamo" steht auf einem der Schilder. Ich bin am Ziel.
Als sich in einer der oberen Etagen eine schlichte Eisentür öffnet, fällt der Blick in einen großen Raum, in dem früher vielleicht einmal eine Druckerei oder eine Textilmanufaktur untergebracht war. Und hier soll nun die Zukunft des Bankenwesens beginnen? Wie in einer Bank jedenfalls sieht es hier auf den ersten Blick nicht aus.
Die ehemalige Produktionshalle wurde zu einem Großraumbüro mit rund zwei Dutzend Bildschirmarbeitsplätzen umgebaut. An der Seite steht ein großer Tisch für das gemeinsame Mittagessen. Hier also sollen Online-Bankgeschäfte geplant und abgewickelt werden?
Oliver Vins: "Das ist hier unser Reich. Wir sitzen hier alle zusammen. Wir sind mittlerweile 20 Mitarbeiter, davon fast die Hälfte im IT. Man könnte von außen meinen, wir sind eigentlich eine IT-Firma. Und die andere Hälfte im Customer-Service und Marketing."
Der Markt ist in Bewegung
Oliver Vins ist einer der Mitgründer von "Vaamo" – eines der rund ein Dutzend jungen "Fintec"-Unternehmen in Frankfurt am Main. Vor ein paar Wochen hatte seine Firma in einem Lokalsender Radiowerbung geschaltet und sich darin über die "lieben Banken" lustig gemacht. Eine Frau bedankte sich spöttisch über "die viel zu hohen Gebühren", "die falschen Produkte" und "die schlechten Öffnungszeiten" der traditionellen Banken, um schließlich Vaamo anzupreisen mit dem Versprechen: "Du sparst Kosten. Von Anfang an. Keine teuren Bankgebühren, die Deine Rendite wieder aufzehren". Damit werben sogenannte "Fintec"-Unternehmen wie "Vaamo", so Oliver Vins:
"Fintec ist ein Modewort momentan. Eigentlich ist es ganz einfach. Es bedeutet "Finanzen und Technologie" und zeichnet einfach den Trend nach, dass momentan sehr viele neue und junge Unternehmen mit Hilfe von Technologie klassische Finanzangebote einfach Online über das Internet anzubieten."
"Vaamo" investiert in Aktienfonds und gibt seinen Kunden selbst drei Risikostufen vor. Der Anleger kann wählen, ob er vier, fünf oder sechs Prozent im Jahr durchschnittlich erwartet. Der Mehrwert, den man den Kunden bietet will, liegt also nicht unbedingt in der Höhe der Rendite. Sondern in der Flexibilität und Schnelligkeit, mit der man sich auf die Bedürfnisse der einzelnen Kunden einstellen könne, so "Vaamo"-Mitbegründer Oliver Vins:
"Unser Produkt zeichnet sich sicher ganz stark dadurch aus, dem Nutzer im Internet ein ganz einfaches Nutzererlebnis zu bringen. Und das bedeutet ganz viel programmiert, ganz viel ausprobieren, viel am Kunden testen und auch immer wieder neu machen. Und ich glaube, dass ist das, was uns als Start-Up auch auszeichnet gegenüber den traditionellen Banken, dass wir da eben ganz schnell auch Kundenwünsche einarbeiten können."
Vaamo, KT-Bank, neue Banken-Aufsichtsarchitektur – frische Akteure drängen auf den Finanzmarkt, gleichzeitig werden die alten Player – die systemrelevanten Großbanken – stärker an die Leine gelegt. Die EZB-Bankenaufsicht verschafft Frankfurt am Main eine zusätzliche Bedeutung. Weitere internationale Finanzdienstleister lassen sich in der Main-Metropole nieder. Der Markt ist in Bewegung – die Stadt verändert ihr Gesicht.
Weitere Erkundungstouren durch die Frankfurter Bankenwelt sind also nicht ausgeschlossen.
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