In Kafkas Schatten
Max Brod, Sohn einer alteingesessenen deutsch-jüdischen Familie in Prag, wurde als Schriftsteller des legendären Prager Kreises bekannt, zu dem neben ihm unter anderem Franz Kafka und Franz Werfel gehörten. Trotz seiner vielen eigenen Bücher hat er aber vor allem als Herausgeber der Werke seines Freundes Kafka Berühmtheit erlangt.
"Es ist mir sehr angenehm, dass Sie gerade auf diesen Punkt zu sprechen kommen, der mir immer wieder in den Weg läuft, nämlich, wie wenn ich gänzlich zurückgetreten wäre – das ist ganz falsch."
In den fünfziger Jahren wird Max Brod von allen nur noch nach Franz Kafka gefragt, dabei ist er selbst einmal ein bekannter Schriftsteller gewesen. 1955 erscheint wieder ein neuer Roman von ihm, "Armer Cicero", und er beschreibt ihn auch sehr charakteristisch:
"Ein Cicero-Roman, etwas ironisch: keine Heldenverehrung, sondern ein kritisch-komitragischer Roman möchte ich sagen, nicht tragikomisch, weil die Tragik am Ende ist und nicht am Anfang."
Dennoch nimmt man Max Brod fast nur in einer einzigen Funktion wahr: als Nachlassverwalter und Herausgeber. Brod hat sich dem Testament Franz Kafkas nicht gefügt, alle unveröffentlichten und nicht vollendeten Manuskripte zu vernichten. Er argumentiert dabei auf eine vertrackte, kafkaeske Weise: Kafka habe gewusst, dass er, Max Brod, diesem testamentarischen Wunsch nicht nachkommen würde; nur in Erwartung von Brods Verhalten habe er das Testament so formuliert. Durch die Veröffentlichung von Kafkas Texten aus dem Nachlass hat sich Max Brod unermessliche Verdienste um die Weltliteratur erworben – aber er spielt seinen Anteil immer herunter.
"Bitte, ich muss das ablehnen: die besondere Qualität des Werkes hat es fertiggebracht, und ich habe vielleicht nur einige Hindernisse der immer gleichgültigen Menge aus dem Wege geschafft. Aber sonst steht das Werk ganz und gar für sich da und ist eben ein Unikum."
Max Brod, am 27. Mai 1884 in Prag geboren, wird durch den Roman "Tycho Brahes Weg zu Gott" 1915 weithin bekannt. Es ist der Auftakt zu einer Renaissance-Trilogie mit dem Titel "Kampf um Wahrheit". Brod zeigt sich dabei beeinflusst von seinem Prager Freund Felix Weltsch, mit dem er das Interesse für religiöse und metaphysische Grundfragen teilt. Er arbeitet daneben eine Zeitlang auch als Beamter im tschechoslowakischen Ministerratspräsidium und vor allem als Theater- und Musikredakteur des hochangesehenen "Prager Tagblattes". Als Schriftsteller verliert Max Brod in seinen letzten Lebensjahrzehnten an Prestige, obwohl die autobiographischen Bücher "Rebellische Herzen" und "Streitbares Leben" sehr viel Zeitkolorit transportieren.
Aber als Kafka-Herausgeber lebt Max Brod mit seinem mythischen Freund weiter, obwohl sich im Lauf der Zeit immer häufiger Kritik an seinen Kommentaren und Essays über Kafka entzündet. Brod attestiert Kafka in erster Linie eine tiefe Gläubigkeit und wehrt sich gegen alle Interpreten, die Kafka mehr oder weniger dem Nihilismus zuzuordnen versuchten.
"Essays und Bücher über Kafka strömen mir ins Haus, und nicht nur, dass ich manchmal ihren Inhalt nicht verstehe – ich kann manchmal nicht einmal ihre Druckschrift lesen, denn es sind auch Bücher in japanischer Sprache und in arabischen Lettern darunter: Ist so die Weiträumigkeit des Einflusses Kafkas gesichert, so steht es doch nicht ebenso um die Tiefe dieses Einflusses."
Max Brod ist immer ein großer Förderer gewesen, ein Genie der Freundschaft. Er weist schon früh auf Franz Werfel hin, seinen Freund aus dem Prager Kreis, und akzeptiert, dass er bald in seinem Schatten steht. Dem Komponisten Leos Janacek verhilft er 1916 in Wien zum Durchbruch. Und noch in den späten Jahren, in Israel, bis zu seinem Tod 1968 kümmert er sich um junge Autoren. Im Jahr 1954 betritt er dabei eine völlig ungeahnte, neue Erfolgsspur.
"Ja, ich habe zwei dieser Werke neuer junger Autoren, die meiner Meinung nach ersten Ranges sind, bearbeitet und übersetzt."
Eines davon ist heute vergessen,
" ... und das andere, um das bewerben sich mehrere deutsche Bühnen, das heißt "Die große Protektion", ist eine satirische Komödie eines ganz jungen, noch nicht 30-jährigen Autors namens Ephraim Kishon."
Kafka und Kishon: Max Brod hat viele Gesichter.
In den fünfziger Jahren wird Max Brod von allen nur noch nach Franz Kafka gefragt, dabei ist er selbst einmal ein bekannter Schriftsteller gewesen. 1955 erscheint wieder ein neuer Roman von ihm, "Armer Cicero", und er beschreibt ihn auch sehr charakteristisch:
"Ein Cicero-Roman, etwas ironisch: keine Heldenverehrung, sondern ein kritisch-komitragischer Roman möchte ich sagen, nicht tragikomisch, weil die Tragik am Ende ist und nicht am Anfang."
Dennoch nimmt man Max Brod fast nur in einer einzigen Funktion wahr: als Nachlassverwalter und Herausgeber. Brod hat sich dem Testament Franz Kafkas nicht gefügt, alle unveröffentlichten und nicht vollendeten Manuskripte zu vernichten. Er argumentiert dabei auf eine vertrackte, kafkaeske Weise: Kafka habe gewusst, dass er, Max Brod, diesem testamentarischen Wunsch nicht nachkommen würde; nur in Erwartung von Brods Verhalten habe er das Testament so formuliert. Durch die Veröffentlichung von Kafkas Texten aus dem Nachlass hat sich Max Brod unermessliche Verdienste um die Weltliteratur erworben – aber er spielt seinen Anteil immer herunter.
"Bitte, ich muss das ablehnen: die besondere Qualität des Werkes hat es fertiggebracht, und ich habe vielleicht nur einige Hindernisse der immer gleichgültigen Menge aus dem Wege geschafft. Aber sonst steht das Werk ganz und gar für sich da und ist eben ein Unikum."
Max Brod, am 27. Mai 1884 in Prag geboren, wird durch den Roman "Tycho Brahes Weg zu Gott" 1915 weithin bekannt. Es ist der Auftakt zu einer Renaissance-Trilogie mit dem Titel "Kampf um Wahrheit". Brod zeigt sich dabei beeinflusst von seinem Prager Freund Felix Weltsch, mit dem er das Interesse für religiöse und metaphysische Grundfragen teilt. Er arbeitet daneben eine Zeitlang auch als Beamter im tschechoslowakischen Ministerratspräsidium und vor allem als Theater- und Musikredakteur des hochangesehenen "Prager Tagblattes". Als Schriftsteller verliert Max Brod in seinen letzten Lebensjahrzehnten an Prestige, obwohl die autobiographischen Bücher "Rebellische Herzen" und "Streitbares Leben" sehr viel Zeitkolorit transportieren.
Aber als Kafka-Herausgeber lebt Max Brod mit seinem mythischen Freund weiter, obwohl sich im Lauf der Zeit immer häufiger Kritik an seinen Kommentaren und Essays über Kafka entzündet. Brod attestiert Kafka in erster Linie eine tiefe Gläubigkeit und wehrt sich gegen alle Interpreten, die Kafka mehr oder weniger dem Nihilismus zuzuordnen versuchten.
"Essays und Bücher über Kafka strömen mir ins Haus, und nicht nur, dass ich manchmal ihren Inhalt nicht verstehe – ich kann manchmal nicht einmal ihre Druckschrift lesen, denn es sind auch Bücher in japanischer Sprache und in arabischen Lettern darunter: Ist so die Weiträumigkeit des Einflusses Kafkas gesichert, so steht es doch nicht ebenso um die Tiefe dieses Einflusses."
Max Brod ist immer ein großer Förderer gewesen, ein Genie der Freundschaft. Er weist schon früh auf Franz Werfel hin, seinen Freund aus dem Prager Kreis, und akzeptiert, dass er bald in seinem Schatten steht. Dem Komponisten Leos Janacek verhilft er 1916 in Wien zum Durchbruch. Und noch in den späten Jahren, in Israel, bis zu seinem Tod 1968 kümmert er sich um junge Autoren. Im Jahr 1954 betritt er dabei eine völlig ungeahnte, neue Erfolgsspur.
"Ja, ich habe zwei dieser Werke neuer junger Autoren, die meiner Meinung nach ersten Ranges sind, bearbeitet und übersetzt."
Eines davon ist heute vergessen,
" ... und das andere, um das bewerben sich mehrere deutsche Bühnen, das heißt "Die große Protektion", ist eine satirische Komödie eines ganz jungen, noch nicht 30-jährigen Autors namens Ephraim Kishon."
Kafka und Kishon: Max Brod hat viele Gesichter.