In Teufels Küche
Eine schöne Bescherung! Als Präsident auf Bewährung wird Christian Wulff in die Feiertage entlassen. Mehr als ein Durchatmen ist ihm nicht gegönnt.
Er hat sich entschuldigt, im letztmöglichen Moment, unter großem öffentlichem Druck. Dass ihm vieles Leid tut, ist anzuerkennen. In der Sache selbst aber hat er rein gar nichts gesagt.
Warum lässt er sich vom zwielichtigen Finanzberater Carsten Maschmeyer mitten im niedersächsischen Landtagswahlkampf die Werbekampagne für ein Buch finanzieren, das – Ironie dieser Geschichte – auch noch ausgerechnet den Titel "Besser die Wahrheit" trägt? Kein Wort dazu von ihm. Wie rechtfertigt er, mit dem befreundeten Unternehmer Egon Geerkens über einen Privatkredit verhandelt zu haben, einem Mann, den er später mit auf Dienstreise nimmt? Und wie steht er dazu (wie jetzt vom "Spiegel" berichtet), dass er in Ablösung dieses Kredits bei einer halbstaatlichen Bank Geld zu einem variablen Zinssatz zwischen 0,9 und 2,1 Prozent leihen konnte? Zu Konditionen also, die Normalsterblichen niemals zuteil werden?
Da fällt mir die Geschichte eines Beamten ein, der brüsk die Annahme einer Sektflasche als Dankeschön für eine schnell erledigte Passangelegenheit zurückweist, weil er damit "in Teufels Küche" geraten könne. Warum sind einem Ministerpräsidenten solche Bedenken völlig fremd?
Christian Wulff wird nach dem Fest noch einige Fragen zu beantworten haben. Gewiss, unser Staatsoberhaupt ist kein Heiliger, aber er muss sich an Maßstäben messen lassen, die er selbst einmal kernig formuliert hat. Noch in der Opposition beklagt er 1999 völlig zu Recht eine widerwärtige Verflechtung und Verfilzung, als SPD-Ministerpräsident Gerhard Glogowski wegen eines unbezahlten Urlaubs und einer gesponserten Hochzeitsfeier unter Druck gerät. Er bedauert, keinen unbefangenen Bundespräsidenten zu haben, als Johannes Rau wegen seiner Flugaffäre in Schwierigkeiten steckt.
Es dürfe in der Politik nicht einmal der Anschein von Bestechlichkeit erweckt werden, hat er einmal betont. Dass ihm solche Worte auf die Füße fallen, damit muss er umgehen. Und es ist die Pflicht der Medien, alles juristisch, aber eben auch moralisch auf den Prüfstand zu stellen. Das Gefasel vom "Respekt vor der Würde des Amtes", der Zurückhaltung gebiete, ist kaum noch zu ertragen.
Unwürdig war schon die Art und Weise, wie ein ganz normaler Parteipolitiker aus schwarz-gelbem Machtkalkül heraus vom Sessel des Ministerpräsidenten direkt ins Bellevue katapultiert wurde. SPD und Grüne, das ist klar, hätten es genauso gemacht. Und dass sich die Sozialdemokraten heute mit allzu scharfen Wulff-Attacken zurückhalten, liegt auch auf der Hand. Auch sie haben gern Fünfe gerade sein lassen, wenn es um den kurzen Draht zu den Maschmeyers der Republik ging. "Der nächste Kanzler muss ein Niedersachse sein" – wer sich eine solche Kampagne verdeckt über den AWD-Chef finanzieren lässt, kann heute nur kleine Brötchen backen.
Christian Wulff bleibt nur zu wünschen, dass es nach seiner erzwungenen Entschuldigung nicht zu weiteren Vorwürfen kommt, sonst droht sie ihm doch noch – die böse Bescherung!
Warum lässt er sich vom zwielichtigen Finanzberater Carsten Maschmeyer mitten im niedersächsischen Landtagswahlkampf die Werbekampagne für ein Buch finanzieren, das – Ironie dieser Geschichte – auch noch ausgerechnet den Titel "Besser die Wahrheit" trägt? Kein Wort dazu von ihm. Wie rechtfertigt er, mit dem befreundeten Unternehmer Egon Geerkens über einen Privatkredit verhandelt zu haben, einem Mann, den er später mit auf Dienstreise nimmt? Und wie steht er dazu (wie jetzt vom "Spiegel" berichtet), dass er in Ablösung dieses Kredits bei einer halbstaatlichen Bank Geld zu einem variablen Zinssatz zwischen 0,9 und 2,1 Prozent leihen konnte? Zu Konditionen also, die Normalsterblichen niemals zuteil werden?
Da fällt mir die Geschichte eines Beamten ein, der brüsk die Annahme einer Sektflasche als Dankeschön für eine schnell erledigte Passangelegenheit zurückweist, weil er damit "in Teufels Küche" geraten könne. Warum sind einem Ministerpräsidenten solche Bedenken völlig fremd?
Christian Wulff wird nach dem Fest noch einige Fragen zu beantworten haben. Gewiss, unser Staatsoberhaupt ist kein Heiliger, aber er muss sich an Maßstäben messen lassen, die er selbst einmal kernig formuliert hat. Noch in der Opposition beklagt er 1999 völlig zu Recht eine widerwärtige Verflechtung und Verfilzung, als SPD-Ministerpräsident Gerhard Glogowski wegen eines unbezahlten Urlaubs und einer gesponserten Hochzeitsfeier unter Druck gerät. Er bedauert, keinen unbefangenen Bundespräsidenten zu haben, als Johannes Rau wegen seiner Flugaffäre in Schwierigkeiten steckt.
Es dürfe in der Politik nicht einmal der Anschein von Bestechlichkeit erweckt werden, hat er einmal betont. Dass ihm solche Worte auf die Füße fallen, damit muss er umgehen. Und es ist die Pflicht der Medien, alles juristisch, aber eben auch moralisch auf den Prüfstand zu stellen. Das Gefasel vom "Respekt vor der Würde des Amtes", der Zurückhaltung gebiete, ist kaum noch zu ertragen.
Unwürdig war schon die Art und Weise, wie ein ganz normaler Parteipolitiker aus schwarz-gelbem Machtkalkül heraus vom Sessel des Ministerpräsidenten direkt ins Bellevue katapultiert wurde. SPD und Grüne, das ist klar, hätten es genauso gemacht. Und dass sich die Sozialdemokraten heute mit allzu scharfen Wulff-Attacken zurückhalten, liegt auch auf der Hand. Auch sie haben gern Fünfe gerade sein lassen, wenn es um den kurzen Draht zu den Maschmeyers der Republik ging. "Der nächste Kanzler muss ein Niedersachse sein" – wer sich eine solche Kampagne verdeckt über den AWD-Chef finanzieren lässt, kann heute nur kleine Brötchen backen.
Christian Wulff bleibt nur zu wünschen, dass es nach seiner erzwungenen Entschuldigung nicht zu weiteren Vorwürfen kommt, sonst droht sie ihm doch noch – die böse Bescherung!