In vielen Zungen reden

Die Verwirrung der Sprachen

"Denglisch" steht auf der Leipziger Buchmesse auf einem Plakat.
"Denglisch" steht auf der Leipziger Buchmesse auf einem Plakat. © dpa / picture alliance / Hendrik Schmidt
Von Uwe Golz |
Sprache ist faszinierend. Sie ermöglicht die Kommunikation, lässt uns aber auch aneinander vorbei reden. Nicht nur, weil es so viele unterschiedliche Sprachen auf der Welt gibt. Allein in Afrika gibt es 1300 Sprachen in vier Sprachfamilien. Da wird einem bewusst, Sprache ist nicht nur eine Möglichkeit zur Verständigung, sie ist auch Teil einer kulturellen Identifikation.
Alle Sprachen dieser Welt aufzuführen, ja selbst alle Sprachfamilien, würde diesen Rahmen sprengen. Lassen Sie uns bei den gesprochenen Sprachen der Erde bleiben. Gebärdensprachen, Geheimsprachen, Bildsprachen, Musiksprachen einmal außen vor und erst recht jene Sprachen, die uns von der Flora und Fauna bekannt sind. Denn auch Wale sprechen (singen) ihre Botschaften, Bienen tanzen Informationen und Pflanzen übermitteln Botschaften mit Düften. Da wird es dann kompliziert, so als wäre unsere eigene, die Muttersprache, nicht schon kompliziert genug.
Die Schuld für das Wirrwarr der Sprachen ist in der Bibel zu finden und liegt - wie sollte es anders sein – bei uns Menschen. Im ersten Buch Moses, Kapitel 11, können wir über den Turmbau zu Babel lesen:
Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache.
Das war dem biblischen Gott allerdings nur solange angenehm, solange die Menschen nicht nach Höherem strebten. Als sie begannen ihren Turm zu erbauen, "des Spitze bis an den Himmel reiche", war Schluss mit Lustig. Und im Vers 5 erfahren wir:
Da fuhr der HERR hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen, und haben das angefangen zu tun; sie werden nicht ablassen von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. Wohlauf, lasst uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! Also zerstreute sie der HERR von dort alle Länder, dass sie mussten aufhören die Stadt zu bauen. Daher heißt ihr Name Babel, dass der HERR daselbst verwirrt hatte aller Länder Sprache und sie zerstreut von dort in alle Länder.
Dumm gelaufen für die Menschheit. Seit jenen Zeiten plagen wir uns nun also mit den Sprachen und suchen eine Möglichkeit wieder zueinander zu finden. Bisher ohne großen Erfolg. Sprachwitz funktioniert nur in der eigenen Sprache, idiomatische Wendungen sind fast immer eine ganz eigene Sache. Oder weshalb wird der "Son of a gun" mit "Teufelskerl" übersetzt?
Wie hat schon der deutsche Dichter und Übersetzer aus dem Arabischen, Hebräischen, Indischen und Chinesischen, Friedrich Rückert, in seinem Gedichte "Grammatische Deutschheit" erkannt:
Neulich deutschten auf Deutsch
vier deutsche Deutschlinge deutschend,
sich überdeutschend am Deutsch,
welcher der Deutscheste sei.
Vier deutschnamig benannt: Deutsch,
Deutscherig, Deutscherling, Deutschdich,
selbst so hatten zu deutsch sie
sich die Namen gedeutscht.
Jetzt wettdeutschten sie,
deutschend in grammatikalischer Deutschheit,
deutscheren Komparativ,
deutschesten Superlativ.
"Ich bin deutscher als deutsch."
"Ich deutscherer."
"Deutschester bin ich!"
"Ich bin der Deutschereste,
oder der Deutschestere."
Drauf durch Komparativ
und Superlativ fortdeutschend,
deutschten sie auf bis zum -
Deutschesteresteresten;
bis sie vor komparativisch
und superlativer Deutschung
den Positiv von Deutsch
hatten vergessen zuletzt.

Trabbi auf der Straße, Mai 2011
Trabant© picture alliance / dpa / Radek Petrasek
Die Auflösung des Radiorätsels
Was knattert und qualmt da so ordentlich? Ganz klar, es ist der Trabant! Von dem so genannten "Plasteporsche" verließ am 21.Mai 1990 das dreimillionste Exemplar die Produktionshalle des VEB Sachsenring in Zwickau. Ein Grund zur Freude war dies allerdings nicht, eigentlich wollte kaum einer dieses Fahrzeug, der Inbegriff der DDR-Autoindustrie, mehr besitzen. Im Kalenderblatt vom 21.Mai hat Deutschlandradio Kultur auf das Jubiläum zurückgeblickt. Hier können Sie unser Kalenderblatt nachhören.

Liedersprachen
Der hawaiianische Sänger Israel Kamakawiwo'ole sang (natürlich in der Sprache seiner 137 Inseln) das Lied "Aloha Ku'u Pua". Der Song erzählt die Geschichte einer Liebe und benutzt dafür die Blumen als Synonym für die Liebste.

Der zweite Song unseres Rätsel stammt von der schottischen Folk-Rock Band Capercaillie und wurde im schottischen Gällisch gesungen. "Him Bò Hug I Ò Tha Mi Ann Am Èiginn" ("Ich bin in Not") ist auf dem Album "Roses and Tears" veröffentlicht worden.

Musikalische Histörchen vom 24. Mai
Elmor James war einer der einflussreichsten Gitarristen des sogenannten Chicago Blues. Besonders sein Slide-Gitarrenspiel beeinflusst bis heute viele Bluesmusiker. James starb am 24. Mai 1963 in Chicago. Geboren wurde er am 27. Januar 1918 - so wie es sich einst für gestandene Bluesmusiker gehörte - in Mississippi. Zu seinen Verehrern gehörten neben den Stones Keith Richard und Brian Jones auch Jimi Hendrix und John Mayall. Zu hören war ein Klassiker aus seinem Repertoire: "Dust My Broom".

Getauft wurde er auf die Vornamen Edward Kennedy Ellington, das war 1899 - berühmt allerdings wurde er als Duke. Gestorben ist er am 24. Mai 1974 in New York, in der Stadt also, in der im Harlemer Cotton Club auch seine Karriere begann. Er war und ist eine Legende, und ohne zu übertreiben einer der größten Musiker und Komponisten des 20. Jahrhunderts. Wer ihn nur dem Jazz zurechnet, tut ihm unrecht. Ellington war in der sinfonischen Musik ebenso zu Hause, wie in den einfachen, kleinen Songs - von den viele längst Klassiker sind. Er selbst soll gesagt haben, auf die Frage, welche Art von Musik er denn liebe: Die, die gut klingt. Zu hören war Ella Fitzgerald begleitet vom Duke Ellington Orchestra mit "Don't Get Around Much Anymore".

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