Independent

Songs wie kleine Häuser

Blaudzun: "Promises Of No Man’s Land"
Blaudzun: "Promises Of No Man’s Land" © Glitterhouse Records
Von Haino Rindler |
In seiner Heimat Holland ist Johannes Sigmond alias Blaudzun längst ein Star der Indie-Szene. Hierzulande wird er noch immer als Geheimtipp gehandelt. Sein drittes Album ist zugleich das erste, das auf dem deutschen Markt erscheint.
"Promises Of No Man’s Land" ist ein Album zum Verlieben - so vielschichtig, klanglich interessant und abwechslungsreich, dass es sicher schnell in die Regale auch deutscher Käufer wandern wird. Seine drei anderen, zum Teil hochdekorierten Alben, sind bisher nur als Import zu bekommen. Das wird dem Künstler aus Utrecht nicht gerecht, denn was wir hören, ist große Pop-Kunst. Jeder der 11 Songs hat eine eigene Atmosphäre, entwirft ein anderes Klanguniversum. Dazu passt gut Blaudzuns Erklärung, seine Songs seien "wie kleine Häuser, durch die die Hörer laufen können, in denen sie leben, sich verstecken oder einfach nur eine Party feiern können.“
Und tatsächlich, man entdeckt so unglaublich viele Details, Kleinode: preschende Gitarren, zartes Chorsummen, hallende Synthieklänge oder fragile Glöckchen. Blaudzun greift einfach zu allem, was seinen Klangkosmos bereichern kann. Das ist aufregend schön. Als Referenz kommt einem Arcade Fire ins Gedächtnis oder sogar der frühe David Bowie. Denn hier findet eine perfekte Verschmelzung von kunstvollem orchestral gedachten Pop, androgynem Gesang und der Suche nach DER richtigen Melodie statt. Mit Ausflügen in den Walzertakt und zu orientalischen Wendungen bringt Blaudzun immer auch überraschende Momente ins Spiel. Aber die hymnenartigen, gewaltigen Klangschöpfungen auf diesem Album sind einfach umwerfend.
Label: Glitterhouse Records