Wie das Musikbusiness weiblicher werden könnte
Ob auf Festivals, in den Charts oder auf Preisverleihungen: Die Musikwelt wird von Männern dominiert. Das liege unter anderem an den Arbeitsbedingungen, meint Verena Blättermann vom Verband Unabhängiger Musikunternehmen – und daran, dass Frauen seltener eigene Unternehmen gründen.
Eigentlich könnte man ja meinen, Popmusik würde immer weiblicher werden. Immerhin zählen Superstars wie Beyoncé, Lady Gaga oder Taylor Swift zu den erfolgreichsten Pop-Stars unserer Zeit. Aber wenn man mal genau hinschaut, dann sieht das Ganze schon wieder etwas anders aus. Hinter den meisten Hits von Beyoncé oder Lady Gaga stecken männliche Songwriter, der Anteil weiblicher Interpreten in den deutschen Charts sinkt seit 2006 kontinuierlich.
Wie sieht es also aus hinter den Kulissen, bei Plattenfirmen, in Verlagen und Agenturen?
Das haben wir Verena Blättermann gefragt. Sie ist stellvertretende Geschäftsführerin des Verbandes Unabhängiger Musikunternehmen e.V. – kurz VUT. Der VUT vertritt die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen der deutschen Musikwirtschaft, sozusagend der Independent-Szene. Zu den Mitgliedern zählen rund 1300 Labels, Verlage, Vertriebe, Künstlerinnen und Künstler, die sich selbst vermarkten.
7,4 Prozent der Unternehmen reine Frauenteams
Die Datenlage sei schwierig, meinte Blättermann, insbesondere was den Verdienst von Frauen in der Musikbranche angehe. Mit Blick auf den eigenen Verband ergebe sich bezüglioch der Geschlechterverteilung folgendes Bild:
"2015 haben wir uns das mal genauer betrachtet und dabei kam heraus, dass 5,5 Prozent unserer Mitgliedsunternehmen von gemischten Teams an der Spitze der Unternehmen geführt werden und 7,4 Prozent reine Frauenteams sind oder eine Frau an der Spitze haben – also das bedeutet: auf der Geschäftsführungs- oder Inhaber-/Inhaberinnenebene."
Die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei auch in der Musikbranche ein großes Thema: Gerade für Frauen sei das Zeitmanagement noch immer eine besonders große Herausforderung, sagt Blättermann. Die Folgen würden insbesondere in den Spitzenpositionen deutlich. Die Gründe beschreibt die VUT-Geschäftsführerin so:
"Zum einen gründen Frauen generell weniger als Männer. Ich denke, das ist also ein eher genereller Grund, den man auch in anderen Bereichen der Wirtschaft sieht. Und es ist natürlich die Frage: Wohin kommen die Frauen und mit welchen Prämissen fangen sie an? Ich habe mal mit der Popakademie in Mannheim darüber gesprochen. Wenn man sich den Studiengang Musikbusiness anschaut, dann ist das Geschlechterverhältnis inzwischen ungefähr ausgeglichen, aber wie die Absolventen dann in den Job einsteigen, ist die andere Frage. Es zeigt sich, dass die männlichen Absolventen in höheren Positionen, und die Frauen in geringeren Positionen einsteigen oder sogar im Verlauf die Branche verlassen."